Arriānos

[812] Arriānos, Flavius, griech. Schriftsteller, geb. um 95 n. Chr. zu Nikomedia in Bithynien, gest. um 180, Schüler und Freund des Stoikers Epiktet, stand wegen seiner Bildung und praktischen Tüchtigkeit bei Hadrian in hoher Gunst und bekleidete hohe Staatsämter, wie das Konsulat (um 130) und die Statthalterschaft von Kappadokien (131–137). In Athen, das ihm im spätern Leben eine zweite Heimat war, erhielt er das Bürgerrecht und war 147 Archon. In seinen Schriften zeigt er sich als Nachahmer seines Vorbildes Xenophon, auch in der Wahl seiner Gegenstände. So zeichnete er, um dem Epiktet zu werden. was jener dem Sokrates, mit wortgetreuer Genauigkeit[812] dessen VorträgeDiatribae Epicteti«) in 8 Büchern auf, von denen die erste Hälfte erhalten ist (hrsg. von Schweighäuser in »Philosophiae Epicteteae monumenta«, Leipz. 1799; Schenkl, das. 1894; deutsch von Enk, Wien 1866), und schrieb das »Enchiridion Epicteti«, ein kurzes Handbuch der Moral (hrsg. mit den »Diatribae« zusammen; deutsch von Conz, Stuttg. 1869). Von seinen historischen Schriften ist das Hauptwerk die in Athen verfaßte »Anabasis« (die Geschichte Alexanders d. Gr. in 7 Büchern), nach den besten Quellen, wie Ptolemäos, Aristobulos, mit Kritik gearbeitet (hrsg. von Krüger, Berl. 1835–48, 2 Bde.; Sintenis, 2. Aufl., das. 1867; Abicht, Leipz. 1871–75, 2 Bde.; deutsch von Cleß, Stuttg. 1862–65, 4 Bde.; Hartung, Leipz. 1861). Eine Fortsetzung war die »Geschichte der Nachfolger Alexanders« in 10 Büchern, von der nur Bruchstücke erhalten sind (hrsg. von Reitzenstein, Bresl. 1888). Eine Geschichte Bithyniens und der Partherkriege unter Trajan ist verloren. Geographischen Inhalts sind die Hadrian gewidmete Beschreibung einer 131–132 gemachten Küstenfahrt um das Schwarze Meer und die in ionischem Dialekt abgefaßten »Indica«, ein Exkurs zur »Anabasis«, eine Schilderung Indiens, seiner Bewohner etc. nach guten Quellen (beide am besten in den »Geographi graeci minores« von Müller, Bd. 1); fälschlich beigelegt ist ihm ein Periplus des Roten Meeres (hrsg. von Fabricius, Leipz. 1883). Ferner sind erhalten »Kynegetika«, eine Xenophon ergänzende Abhandlung über die Jagd (hrsg. von Sauppe, Helmst. 1840), und ein Lehrbuch der Taktik. Gesamtausgabe von Dübner und Müller (Par. 1846; Übersetzung von Dörner, Stuttg. 1829–34, 6 Bde.), der »Scripta minora« von Hercher (2. Aufl. von Eberhard, Leipz. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 812-813.
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