Clausen

[182] Clausen, 1) Henrik Nikolai, dän. Theolog, geb. 1793 in Maribo auf Laaland, gest. 28. März 1877 in Kopenhagen, bereiste 1818–20 Deutschland, Italien und Frankreich und wurde 1821 Lektor und bald darauf Professor der Theologie an der Kopenhagener Universität. Standhafter Vertreter der konstitutionellen Bestrebungen unter der Regierung Christians VIII. als Mitglied und (1846–48) Präsident der Provinzialstände, trat er nach dem Tode Christians als Führer der Opposition auf, wurde Mitglied der gesetzgebenden Reichsversammlung von 1848–49, Minister ohne Portefeuille 1848–51 und blieb auch später noch Mitglied des Reichstags und des Reichsrats. 1874 legte C. sein Lehramt nieder. Auf seine theologische Richlung war besonders Schleiermacher von Einfluß. Von seinen Schriften, die durch ihren Rationalismus die Opposition Grundtvigs und Lindbergs hervorriefen, sind erwähnenswert: »Katholizismus und Protestantismus; Kirchenverfassung, Lehre und Ritus« (Kopenh. 1825; deutsch von Fries, 1828); »Hermeneutik des Neuen Testaments« (das. 1840; deutsch von Schmidt-Phiseldeck, Leipz. 1841); »Erklärung der synoptischen Evangelien« (Kopenh. 1848–50); »Christliche Glaubenslehre« (das. 1853). Nach Clausens Tod erschienen: »Aufzeichnungen aus der Geschichte meines Lebens und meiner Zeit« (Kopenh. 1877).

2) Sophus, dän. Novellist und Lyriker, geb. 12. Sept. 1865 auf Langeland, studierte seit 1884 und wurde nach einer Reise (1892) durch Frankreich und Italien 1895 Redakteur in Nyköbing. 1887 gab er in Kopenhagen seine erste, wenig bedeutende Gedichtsammlung »Naturkinder« heraus, der erst 1899 eine zweite: »Weidenflöten«, folgte. Seine halb wehmütigen Darstellungen des Landlebens zeugen von großem lyrischen Talent, während die mit Versen vermischten Novellen mit viel Humor das Leben und Lieben in der Kleinstadt behandeln, so: »Junge Scharen« (1894); »Kitty« (1895); »Junker Glücksklee« (1900, als 1. Bd. eines Romanzyklus: »Die Stadt«). In den lyrischen Dichtungen »Antonius in Paris« und »Wallfahrt« (beide 1896) klingen eigne Erlebnisse in Italien und Paris wieder. Clausens Vorbilder sind die französischen Jungromantiker Beaudelaire und Verlaine.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 182.
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