Collett

[226] Collett, 1) Jonas, norweg. Staatsmann, geb. 25. März 1772 auf Rönnebäksholm (Seeland), gest. 3. Jan. 1851 zu Christiania, studierte in Kopenhagen die Rechte, kam 1795 nach Norwegen, wo er zuerst als Landvogt, dann in Kongsberg als Oberbergamtsassessor, seit 1813 als »Amtmann« (Regierungspräsident) in Buskerud tätig war, wirkte 1814 nach dem Kieler Traktat erfolgreich für die Ausrufung des dänischen Prinzen Christian (s.d. 15) zum König von Norwegen und für die Annahme einer Verfassung auf der Reichsversammlung zu Eidsvold (s.d.), mußte jedoch als Minister des Innern schon nach wenigen Monaten die Konvention von Moss (s.d.) unterzeichnen. Auch nach der Vereinigung mit Schweden Mitglied der norwegischen Regierung, ward er als Finanzminister (seit 1822) vorübergehend unpopulär und 1827 sogar beim Reichsgericht angeklagt, aber freigesprochen. Seit 1829 Vorsitzender im norwegischen Staatsrat, geriet er wegen der von Karl XIV. Johann (s.d.) Anfang Juli 1836 geplanten Auflösung des Storthings in einen scharfen Konflikt mit der Krone, der im Spätherbst seinen Rücktritt zur Folge hatte. Vgl. Th. Böck, Staatsraad Jonas C. (Christ. 1870); A. Collett, En gammel Christiania-Slaegt (das. 1883).

2) Peter Jonas, Neffe des vorigen, geb. 12 Sept. 1813 zu Huseby (Norwegen), gest. 18. Dez. 1851 in Christiania als Professor der Rechte, veröffentlichte mehrere ästhetisch-kritische Schriften. Aus seinem Nachlaß stammen die noch jetzt zu Lehrzwecken benutzten »Föreläsninger over Personretten« (Christ. 1865–66, 2 Bde.).

3) Jakobine Camilla, Gattin des vorigen, Schwester des Dichters Henrik Wergeland, geb. 23. Jan. 1813 in Christiansand, gest. 7. März 1895, hat sich als Romanschriftstellerin und Vorkämpferin der Frauenemanzipation im Norden einen geachteten Namen erworben. Wir nennen von ihren Werken. »Die Töchter des Präsidenten« (1855, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1864), »Erzählungen« (1861), »In den langen Nächten« (1863, eine Schilderung ihrer Kindheit), »Letzte Blätter« (1868–73, 5 Bde.), »Aus dem Lager der Stummen« (1877), »Ein helles Bild in einem dunkeln Rahmen« (1878) und »Gegen den Strom« (1879). – Ihr Sohn Robert, geb. 1842 in Christiania, lieferte wertvolle Beiträge zur Zoologie Norwegens, so: »Kristiania omegus Fauna« (1864), »Norges Fugle« (1868), »Remarks on the ornithology of the northern Norway« (1872), »Norges Fiske« (1874), »Bemärkninger om Norges Pattedyr« (1876) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 226.
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