Färöer

[339] Färöer (Schafinseln, von faar, »Schaf«, oder vielleicht Federinseln, von fjär, »Feder«, altnord. Färeyer), eine Dänemark gehörige Inselgruppe im Atlantischen Ozean, 300 km von den Shetlandinseln und 990 km von der nächsten dänischen Küste entfernt, zwischen 61°26'–62°25' nördl. Br. und 6°19'–7°40' westl. L., besteht aus 21 Inseln (die ganz kleinen ungerechnet), von denen 17 bewohnt sind, im ganzen 1325 qkm (24,1 QM.) groß. Als Zentralinsel der Gruppe ist Strömö zu betrachten. Auf diesen Felseninseln vulkanischen Ursprungs erheben sich steile Vorberge zu einer Höhe von 300–700 m, und wegen der Steilheit der Küsten müssen an manchen Stellen Personen und Waren mehr als 100 m hoch aus den Booten an Tauen aus Land gehißt werden. Im Innern erhebt sich das Land in terrassenförmigen Absätzen (Hamre) und endigt mit hohen Spitzen (Tindur); von diesen sind die höchsten: Slättaretindur auf Österö (882 m) und Skellingfjeld auf Strömö (768 m). Das Meer, das diese Inseln mit tiefen und heftigen Strömen trennt, dringt in mehreren Fjorden und Buchten in dieselben ein; diese sind immer eisfrei. Das Klima ist im höchsten Grad insular: der Winter im Verhältnis zu der nördlichen Lage äußerst mild, mit einer mittlern Temperatur von ca. 3°, der Sommer feucht mit einer mittlern Temperatur von ca. 10°. Die 17 bewohnten Inseln sind: Strömö, Österö, Suderö, Vaagö, Sandö, Bordö, Kalsö, Viderö, Kunö, Nolsö, Fuglö, Mögenäs, Svinö, Skuö, Hestö, Kolter und Store Dimon. Die bekannteste der kleinen unbewohnten Inseln, Munken, verschwand 1885 im Meer. Die Einwohner, abstammend von Norwegern, die im 9. Jahrh. hierher übersiedelten, sprechen Dialekte der altnordischen Sprache, obgleich die Dänen ihre Sprache als Schriftsprache eingeführt haben und dieselbe auch beim Gottesdienst und vor Gericht gebraucht wird. Die Zahl der Bewohner ist (1901) 15,230, davon männlich 7377 und weiblich 7853. Die Religion ist die evangelisch-lutherische. Die Lebensweise ist einfach, der Mäßigkeitstrieb stark verbreitet. Die Bewohner leben wesentlich von der See. Der Ackerbau liefert nur einen geringen Ertrag. Von Getreide wird nur Gerste und ein wenig Hafer angebaut. Kartoffeln und Rüben gedeihen gut. Einen bedeutenden Nebenerwerb gibt die Bearbeitung der Wolle, wie überhaupt die Schafe den größten Reichtum der Bewohner bilden. Die Gesamtzahl der Schafe auf den Inseln war 1898: 106,465. Der Bestand an Rindvieh war 4516, an Pferden 706; Schweine fehlen fast gänzlich. Die Pferde sind sehr klein, aber zuverlässig und stark, sie werden besonders zum Lasttragen benutzt, denn Fahrwege gibt es auf diesen unebenen Felseneilanden nicht. An Vögeln, besonders Wasservögeln, ist großer Überfluß. Die Fischerei ist ergiebig, besonders der Dorschfang und der Fang eines kleinen Walfisches (Grindwal), der in Haufen (Grinden) die Küsten besucht. Der gänzliche Mangel an Wald wird durch vortrefflichen Torf einigermaßen ausgeglichen; auch Steinkohlen gibt es, besonders auf Suderö, auf die in der letzten Zeit die Aufmerksamkeit stark gerichtet worden ist. Die Lagerungsverhältnisse sind aber nicht besonders günstig. Unter den Mineralien sind Opale zu erwähnen. Die wichtigste Industrie der Bewohner besteht in der Anfertigung grober wollener Zeuge.

Seit 1854 besteht eine Volksvertretung durch das Lagthing. Zu demselben gehören: der Amtmann als Wortführender, der Propst und 18 auf vier Jahre gewählte Mitglieder. Das Lagthing versammelt sich jährlich am Olaustag (29. Juli) in Thorshavn auf Strömö. Es gibt Gutachten ab über die von der Regierung vorgelegten, die F. betreffenden Gesetzentwürfe und macht Vorschläge zu neuen Gesetzen und öffentlichen Anstalten. Das Lagthing wählt ein Mitglied für das dänische Landsthing, und die Bevölkerung wählt direkt einen Vertreter für das Folkething. Die Inseln werden verwaltet von einem Amtmann, einem Landvogt (Steuereinnehmer und Polizeimeister) und einem Sorenskriver (»geschworner Schreiber«), der Richter ist. Außerdem gibt es noch sechs von dem Amtmann für jedes Syssel ernannte Sysselmänd, untergeordnete Beamte, die in einigen Sachen Richter erster Instanz sind. Als Hauptgesetz gilt das norwegische des Königs Christian V. In kirchlicher Hinsicht bilden die Inseln eine Propstei, die zu dem Stifte des Bischofs von Seeland gehört. Der Propst ist Pastor auf Österö (Näs); jeder Pastor hat 5–7 Kirchen zu verwalten. Das Land ist in 2400 »Mark« eingeteilt, von denen beinahe die Hälfte Staatseigentum ist. Die Staatseinkünfte fließen teils aus den Landsteuern, die nach Mark Land berechnet[339] werden, teils aus Branntweinsteuern (Einfuhrzoll und Schanksteuer) und Handelsabgaben. Diese Staatseinkünfte betragen etwa 37,000 und die Staatsausgaben 50,000 Kronen. Sitz der Behörden ist die Stadt Thorshavn auf Strömö, mit einer Realschule und (1901) 1656 Einw. Vgl. Berg, Bidrag til kundskab om Færøerne (Nykjöbing 1889); Andersen, Færøerne 1600–1709 (Kopenh. 1895); Rönne, Færøerne, landet og dets beboere (das. 1900); Baumgartner, Island und die F. (Band 1 der »Nordischen Fahrten«, 3. Aufl., Freiburg 1902); Jeaffreson, The Faröe Islands (Lond. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 339-340.
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