Iowa

[4] Iowa (spr. āiowa, abgekürzt Ia. oder Io.), Staat der nordamerikan. Union, erstreckt sich mit 145,099 qkm Fläche zwischen 40°20'–43°30' nördl. Br. und 90°12'–96°38' westl. L. (s. die Karte »Vereinigte Staaten«) vom obern Mississippi westwärts bis zum Missouri, umgrenzt von Minnesota (im N.), Wisconsin und Illinois (im O.), Missouri (im S.) und Nebraska und Süddakota (im W.). Als Teil des obern Mississippibeckens hat es eine ziemlich gleichmäßig gegen SO. geneigte ebene oder flachhügelige Oberfläche, die nur auf der Wasserscheide zwischen dem Missouri bis 475 m, im Durchschnitt aber 330 m ü. M. liegt. Einen wirklichen Berg gibt es nirgends, die Stromufer begleiten aber vielfach steile und malerisch gestaltete sowie von engen Schluchten durchsetzte Wände (Bluffs) bis zu 180 m Höhe, oft von Eichenwaldungen gekrönt. Die Felsenunterlage des Landes gehört der paläozoischen Formation an. Der nordöstliche Teil, wo Silur und Devon vorherrschen, ist reich an Blei, den südlichen und westlichen Teil nimmt die Kohlenformation ein, die fast bis zur Südostecke des Landes am Mississippi reicht und auf 47,000 qkm abbauwürdige, wenn auch im allgemeinen nicht sehr mächtige Brennstoffflöze enthält. Der oberflächliche Boden ist glazialen Ursprungs, und wie in Illinois herrschen tiefgründige Schwarzerde und fruchtbarer Löß und Lehm vor. Von den Flüssen ist nur der Mississippi gut schiffbar. Der Des Moines, der die natürliche Mittellinie des Staatsgebietes bildet, und der Iowa River (s. d.) mit dem Red Cedar River sowie auch der Missouri (s. d.) wurden zwar früher unter Schwierigkeiten auf beträchtlichen Strecken befahren, sind aber im Eisenbahnzeitalter als Schifffahrtsstraßen vollständig aufgegeben. Dagegen bieten ihre Schnellen an verschiedenen Orten (bei Cedar Falls, Cedar Rapids, Ottumva etc.) ausgiebige Wasserkräfte. Im NW. finden sich zahlreiche Seen als Nachwirkung der Eiszeit. Das Klima ist gemäßigt und für den Ackerbau äußerst günstig, wie überhaupt I. zu den gesündesten Staaten der Union gehört. Der Pfirsich blüht Mitte April, der Weizen reist im August. Die Winter sind indessen durch häufige Nord- und Nordwestwinde streng. Die mittlere Jahrestemperatur von Des Moines beträgt 9,2°, die Julitemperatur 23,6°, die Januartemperatur -8,1°, die jährliche Regenmenge 822 mm. Im Winter sind 30–40° Kälte, im Sommer 38–42° Hitze nirgends selten. Die Besiedelung begann zwar durch Julien Dubuque bereits 1788, kam aber erst nach 1830 wirklich in Fluß. 1840 zählte I., das 1846 zum Staat erhoben wurde, erst 43,112 Seelen, 1850 aber 192,214,1860: 674,913,1880: 1,624,615 und 1900: 2,231,830. Männliche Personen gab es 1900: 1,156,849, weibliche 1,075,004, weiße 2,218,667, farbige 12,693, Indianer 382, Chinesen 104, im Ausland Geborne 305,920 (darunter 123,162 in Deutschland). Die Volksschulen hatten 1902: 29,073 Lehrer und 560,173 Schüler; unter den 25 höhern Schulen mit 659 Lehrern und 3552 männlichen und 2513 weiblichen Studierenden sind hervorzuheben das Cornell College zu Mount Vernon, die Drake-Universität zu Des Moines, die Iowa-Staatsuniversität in der Stadt I. und eine Ackerbau- und Industrieschule bei Ames. Es erscheinen 1060 Zeitungen. Dem Religionsbekenntnis nach zählte man 1890: 473,324 Katholiken unter Bischöfen in Davenport und Dubuque, die Protestanten sind in verschiedene Bekenntnisse zersplittert. An Wohltätigkeitsanstalten bestehen staatlicherseits 2 Irrenanstalten, eine Anstalt für Geistesschwache, eine Blinden-, Taubstummen- und Besserungsanstalt; es gibt 2 Zuchthäuser. Ackerbau und Viehzucht sind die hervorragendsten Beschäftigungen. Farmen gab es 1899: 228,622 mit einem gesamten Kulturareal (improved land) von 11,960,000 Hektar, 6,770,000 Hektar Getreidefläche und 593,978,358 Bushels Körnerfruchtertrag, so daß I. neben Illinois weitaus der erste Ackerbaustaat der Union ist. Mais erbaute man auf 3,9 Mill. Hektar 383,453,190 Bushels, Weizen auf 676.000 Hektar 22,769,440 Bushels, Hafer auf 1,9 Mill. Hektar 168,364,170 Bushels, Gerste auf 250,000 Hektar 18,059,060 Bushels, Roggen auf 36,000 Hektar 1,179,970 Bushels, Kartoffeln auf 70,000 Hektar 17,305,919 Bushels, Bataten auf 10,500 Hektar 2,662,660 Bushels. Von Obstsorten gedeiht der Apfel am besten (1899: 6,9 Mill. Bäume und 3,1 Mill Bushels), aber auch Pflaumen (1,3 Mill. Bäume) und Wein (2 Mill. Stück und 7,4 Mill. Pfd. Trauben) fehlen nicht. Der Tabakbau ist geringfügig. Der Viehstand betrug 1900: 1,547,348 Pferde, 61,584 Maultiere und Esel, 5,447,510 Rinder, 1,059,575 Schafe und 9,851,929 Schweine. In der Schweinezucht[4] überragt I. alle andern Staaten sehr weit, in der Rinderzucht wird es nur von Texas übertroffen und in der Zahl der Milchrinder (1,479,676) nur von New York. Die Kohlenförderung war 1902 auf 5,4 Mill. Ton. gestiegen, und der alte Bleibergbau von Dubuque ist noch immer namhaft. Die Industrie ist im Aufschwunge begriffen, 1900 mit 14,819 Betrieben, 58,553 Arbeitern und Erzeugnissen im Werte von 164,617,877 Doll. Von hauptsächlicher Bedeutung sind die Versandschlächterei (20 Betriebe und für 25,3 Mill. Doll. Produkte), die Butter- und Käsefabrikation (907 Betriebe, 15,8 Mill. Doll. Produkte), dazu die Müllerei, Wagen- u. Ackergerätefabrikation, Sägeholzverarbeitung etc. Dem Verkehr dienen (1902) 14,672 km Eisenbahnen und der Mississippi. Nach der Verfassung von 1857 wird der Gouverneur vom Volk auf 2 Jahre gewählt, ebenso der Senat (50 Mitglieder) auf 4, der Gesetzgebende Körper (legislature; 100 Mitglieder) auf 2, die Richter auf 6 Jahre. In das Repräsentantenhaus der Union entsendet der Staat 11 Mitglieder; bei der Wahl des Präsidenten hat er 13 Stimmen. Der Steuerwert von I. betrug 1902: 558,462,588, die öffentliche Schuld 10,937 Doll. Eingeteilt wird der Staat in 99 Grafschaften; Hauptstadt ist Des Moines. – I. hat seinen Namen vom Fluß I. und ist aus dem 1803 von Frankreich an die Union verkauften Territorium gebildet worden. Der französische Kanadier Dubuque hatte 1776 die erste Ansiedelung daselbst gegründet. Bis 1823 war I. ein Teil des großen Missouriterritoriums, seit 1836 des Territoriums Wisconsin, erhielt 1838 eine eigne Territorialregierung und wurde 1846 als Staat in die Union aufgenommen. Vgl. Gue, History of I. (New York 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 4-5.
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