Jellachich de Buzim

[220] Jellachich de Buzim (spr. jéllatschitsch, būschim), 1) Franz, Freiherr von, österreich. General, geb. 1746, gest. 4. Febr. 1810 in Szala-Apáthy, aus einer alten kroatischen Familie, wurde 1763 Militär, kämpfte in den Türken- und Franzosenkriegen, wurde 1800 Feldmarschalleutnant und Divisionär in Peterwardein, nachher in Karlstadt. 1805 erhielt er ein Kommando in Tirol, ward aber in die Folgen der Ulmer Katastrophe verwickelt und mußte sich mit dem Rest seines Korps 14. Nov. an General Mathieu ergeben. Deshalb pensioniert, ward er 1808 als Divisionär zu Agram wieder in Aktivität gesetzt und machte bis Ende Mai den Feldzug von 1809 in Steiermark mit.

2) Joseph, Graf von, österreich. Feldzeugmeister und Bau von Kroatien, ältester Sohn des vorigen, geb. 16. Okt. 1801 in Peterwardein, gest. 20. Mai 1859 in Agram, erhielt seine Bildung in der Theresianischen Ritterakademie zu Wien, trat 1819 in das 3. Dragonerregiment daselbst ein und war 1841 bereits Oberst des 1. Banatregiments in der Militärgrenze. Durch die Ereignisse von 1848 erlangte er eine hohe politische Bedeutung. Auf den Wunsch der Kroaten 23. März 1848 zum Bau des vereinigten Königreichs Kroatien, Slawonien und Dalmatien ernannt, bald auch zum Geheimrat, Feldmarschalleutnant, zum Inhaber von zwei Regimentern und zum kommandierenden General im vereinigten Banat-Warasdin-Karlstadter Generalkommando befördert, begann J. mit aller Entschiedenheit den Kampf gegen die spezifisch ungarische Partei, die sogen. Magyaronen, welche die Magyarisierung der Südslawen beharrlich betrieb, wirkte aber auch der nationalen Partei vom Schlag eines Gaj, welche die volle Autonomie des dreieinigen Königreichs: Kroatien, Slawonien, Dalmatien anstrebte, entgegen. Trotzdem er von der ungarischen Regierung wegen eigenmächtiger Verfügungen in Wien angeklagt und deswegen an den Hof nach Innsbruck berufen wurde, blieb er in Agram, berief für den 5. Juni die Landeskongregation ein und ließ sich durch den Erzbischof von Karlowitz als Bau installieren. Er forderte die versammelten Abgeordneten zur Verteidigung ihrer Nationalität und zur Treue gegen den Kaiser auf und reiste dann in Begleitung einer kroatischen Deputation nach Innsbruck ab. Seine bereits beschlossene Absetzung wurde zurückgenommen; aber da eine Ausgleichung mit den Ungarn erfolglos blieb, machte J., in die Heimat zurückgekehrt, sofort außerordentliche Kriegsrüstungen, denen er zwei Manifeste vorausschickte. Im September 1848 in alle seine Würden förmlich wieder eingesetzt, überschritt er 11. Sept. mit 40,000 Mann Grenztruppen die ungarisch-kroatische Grenze, wandte[220] sich, von den nun ebenfalls aufgebotenen ungarischen Streitkräften gedrängt, nach Abschluß eines dreitägigen Waffenstillstandes gegen Wien und vereinigte sich hier mit den übrigen zur Unterwerfung der Hauptstadt zusammengezogenen Truppen, wirkte mit zur Einnahme von Wien und focht in der Schlacht bei Schwechat gegen die Ungarn. Im Winterfeldzug von 1848/49 leitete er die Bewegungen, die zur Besetzung von Raab, Pest und Ofen führten. Im März 1849 zum Feldzeugmeister ernannt und beauftragt, seine Truppen mit der zusammengeschmolzenen Südarmee zu vereinigen und die Operationen im Süden zu leiten, drängte er zwar die Ungarn unter Bem über die Römerschanze und den Franzenskanal zurück und besetzte die Bacska, sah aber seinen Angriff auf die ungarische Südarmee unter Perczel bei Hegyes 14. Juli 1849 mit Verlust zurückgeschlagen und sich zum Rückzug gezwungen. Nach Beendigung des Kampfes kehrte er nach Agram zurück, wo er seitdem die Würde des Bans und Zivil- und Militärgouverneurs von Kroatien und Slawonien bekleidete. Im Februar 1853 erhielt er den Oberbefehl über das wegen der Unruhen in Montenegro zusammengezogene Heer und ward im April 1854 in den erblichen Grafenstand erhoben. Eine tiefe Gemütsverstimmung verdüsterte seinen Lebensabend. Eine Sammlung »Gedichte«, darunter viele Soldatenlieder, erschien Wien 1851.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 220-221.
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