Leys

[497] Leys (spr. leis), Hendrik, belg. Maler, geb. 18. Febr. 1815 in Antwerpen, gest. daselbst 25. Aug. 1869, arbeitete von 1829–32 in dem Atelier seines Schwagers Ferdinand de Braekeleer und brachte 1833 in Brüssel ein Bild, Kampf zwischen einem französischen Grenadier und einem Kosaken, zur Ausstellung. Mehr Aufmerksamkeit zog er auf sich durch die Bilder: Kampf der Burgunder und Vlamingen und die Weißkappen. 1835 begab er sich nach Paris und schloß sich hier den französischen Romantikern an. Teils in dieser modernen Manier, teils in der Art von van Dyck und Rembrandt sind gehalten: Niedermetzelung der Schöffen von Löwen 1339; Geusenfamilie, sich gegen Spanier verteidigend; flämische Hochzeit; Zigeuner und Räuber; Maleratelier; bretonisches Familienfest; Bürgermeister Six bei Rembrandt; der König der Armbrustschützen; das Fest der Schützen zu Ehren Rubens'. 1839 machte er eine Reise nach Holland, wo er die holländischen Genremaler näher kennen lernte, in deren Manier er Bilder wie: Franz Floris, sich zu einem Fest begebend, das Familienfest (1845, Museum in Leipzig), holländischer Gottesdienst (1844 bis 1850), holländische Gesellschaft des 17. Jahrhunderts (1847, beide in der Berliner Nationalgalerie) etc. malte. Nach einer Reise nach Deutschland (1852) wandelte er allmählich seinen Stil und malte in der glänzenden, bunten Manier von Quintin Massys, wobei er anfangs auch die Naivität und Unbeholfenheit der alten Meister nachahmte. In dieser Art sind gemalt: Fest bei Otto Venius; die Messe zu Ehren des Bürgermeisters Bertall de Haze; Spaziergang vor dem Tore (nach Goethes »Faust«); die katholischen Frauen; Neujahr in Flandern; Dürer, den Erasmus zeichnend (1857, Berliner Nationalgalerie); die Familie Plantin; Margarete, aus der Kirche gehend; Marie von Burgund, Almosen austeilend; Luther als Kind, singend in Eisenach; Stiftung des Goldenen Vlies-Ordens; Margarete von Österreich, den Schwur der Schöffen entgegennehmend; Proklamation des Inquisitionsedikts Karls V.; endlich sechs Kompositionen zu einem Hochzeitszug, die L. in seinem eignen Speisesaal in Antwerpen in Fresko ausführte. 1855 erhielt er die große goldene Medaille der Pariser Weltausstellung, bereiste 1859 zum zweitenmal Deutschland und wurde 1862 in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Nachdem L. 1863 wiederum Deutschland besucht hatte, nahm er die Ausschmückung des großen Saales des Rathauses in Antwerpen mit Fresken in Angriff. In vier Gemälden stellte er das Bürgerrecht und die Selbstverteidigung, die Selbständigkeit und die Selbstverwaltung durch Episoden aus der Antwerpener Geschichte von 1514–67 dar. L. hat auch treffliche Radierungen in Nachahmung Rembrandts ausgeführt, ferner eine Lithographie und einen Holzschnitt. Vgl. Sulzberger, Henri L. (Brüss. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 497.
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