Tann-Rathsamhausen

[312] Tann-Rathsamhausen, 1) Ludwig, Freiherr von und zu der, bayr. General, geb. 18. Juni 1815 in Darmstadt, gest. 26. April 1881 in Meran, Sohn des bayrischen Kämmerers Freiherrn Heinrich von der T. (gest. 1848) und einer Freiin von Rathsamhausen aus einer erloschenen elsässischen Familie, trat 1833 in die bayrische Artillerie, kam 1840 in den Generalstab, ging 1848 nach Schleswig-Holstein, brachte Ordnung in das Freischarenwesen und zeichnete sich bei Altenhof und Hoptrup aus. 1849 Chef des Generalstabs der unter Prinz Eduard von Sachsen-Altenburg stehenden Division geworden, trat er im Juli 1850 als Oberst und Generalstabschef des Generals Willisen in die schleswig-holsteinische Armee, mit der er bei Idstedt, Missunde und Friedrichstadt kämpfte. Nach Bayern zurückgekehrt, ward er Adjutant des Königs Maximilian II., 1855 Generalmajor und 1860 Generaladjutant des Königs. Als Generalstabschef des Prinzen Karl, des Oberbefehlshabers der süddeutschen Kontingente, schloß er 1866 mit Österreich in Olmütz die Konvention vom 14. Juni ab und leitete die Operationen der Bayern im Juli, deren unglücklichen Verlauf die Ultramontanen ihm schuld gaben (vgl. »Die bayrische Heerführung und der Chef des Generalstabs, Generalleutnant Freiherr v. d. T., vor den Geschwornen etc.«, Kissing. 1866). T. blieb nach dem Kriege Generaladjutant und Divisionskommandeur, wurde 1869 Kommandeur des 1. bayrischen Korps und kämpfte an dessen Spitze 1870 mit Auszeichnung bei Wörth, Beaumont und Sedan, erhielt Anfang Oktober den Oberbefehl über eine aus seinem Korps, der 22. preußischen Infanterie- sowie der 1. und 4. Kavalleriedivision gebildete Armeeabteilung, kämpfte 10. Okt. bei Orléans, bei Coulmiers 9. Nov. und 2. bis 10. Dez. unter dem Großherzog von Mecklenburg in mehreren Gefechten bei Orléans. Nach dem Frieden blieb T. bis zu seinem Tode Korpskommandeur. Vgl. Zernin, Freiherr Ludwig von und zu der T. (Darmst. 1883); Helvig, Ludwig Freiherr v. T. (Berl. 1882).

2) Luitpold, Freiherr von und zu der T., bayr. General, Neffe des vorigen, geb. 19. April 1847 in München, trat 1866 in das Heer, war im Feldzug 1870/71 Bataillonsadjutant, kam nach dem Besuch der Kriegsakademie 1876 zum Generalstab und blieb mit geringen Unterbrechungen dabei. 1893 Oberst und Abteilungschef im Generalstab geworden, führte er 1894–95 das 2. Infanterieregiment, wurde 1895 Generalstabschef des 1. Armeekorps, kommandierte als Generalmajor 1896–99 die 10. Brigade in Metz, 1899–1902 die 2. Brigade in München, wurde als Generalleutnant Stadtkommandant von München, 1903 Kommandeur der 5. Division in Nürnberg und 1905 als General der Infanterie Befehlshaber des 3. bayrischen Armeekorps daselbst.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 312.
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