[153] Affen, 1) in weitester Bedeutung die mit 4 Händen versehenen Säugthiere, s. Vierhändler; besonders 2) (Simii, Simiae), diejenigen unter ihnen, welche außer den 4 Händen, in jeder Kinnlade 4 aufrechtstehende Schneidezähne, an den Fingern aber platte Nägel haben. Die Stelle, welche die A. unter den Säugthieren einnehmen, ist die nächst dem Menschen, welchem sie durch obige Merkmale, so wie durch stumpfhöckrige Backenzähne gleichen, in allgemeinen Umrissen des Körpers u. im innern Bau ihm mehr od. weniger sich nähern, von welchem sie sich aber durch handförmige Glieder auch an den hinteren Füßen, schmälere Brust, schmäleres Becken, tiefer sitzenden Kopf, dünnere Beine, gebogene Knie, mehr od. minder schnauzenartiges Untergesicht, Abfall des Kinns, hervorstehende Eckzähne,[153] denen gegenüber eine Leicke zur Aufnahme derselben sich befindet, Mangel der Sprachwerkzeuge u. a. Verschiedenheiten des Körpers, endlich auch durch bedeutend niedriger stehende Geisteskräfte hinreichend unterscheiden. Hierdurch ist ihnen zugleich nicht neben, sondern unter dem Menschen der Rang angewiesen. Am nächsten tritt demselben der Schimpanse u. der Orang-Utang. Der Fraß dieser Thiere besteht in allerhand Feld- u. Gartenfrüchten, Insecten, Würmern, Eiern, Vögeln; in der Gefangenschaft gewöhnen sie sich an die meisten menschlichen Nahrungsmittel. Ihr Getränk (Wasser, unter den Menschen auch Milch, Bier, Branntwein) schöpfen sie mit hohler Hand. Die Hände an allen Füßen erleichtern ihnen das Ersteigen der Bäume, um Futter zu holen. Das Vaterlandder A. ist Afrika, Asia u. Amerika, doch bewohnen sie nur die wärmeren Gegenden, u. nördlicher als Gibraltar, in dessen Nähe in Europa einige aus Afrika übergesiedelt worden sind, finden sich keine im wilden Zustande. Auffallend verschieden im Körperbau sind die A. der neuen u. alten Welt (s. unten). Ihren Aufenthalt nehmen sie am liebsten auf Bäumen, einige lieben besonders die Wälder, wo sie in großen Heerden beisammen leben; andere leben jedoch einsam, wenn auch paarweise. Ihre Fortpflanzung ist der des Menschen ähnlich, das Weibchen bringt 1 od. 2 Junge zur Welt; diese werden mit ungemeiner Sorgfalt u. Liebe (vgl. Affenliebe) gepflegt. Geistig treten die Affen dem Menschen sehr nahe. Ihr Nachahmungstrieb ist. sehr ausgebildet, daher auch ihre Abrichtung nicht schwer fällt, um so weniger, da einige der höheren Affengeschlechter sich selbst abrichten; ihre Lebendigkeit treibt sie unaufhörlich hin u. her u. zu allerhand possenhaften Bewegungen. Wenn sie sich dadurch dem Menschen angenehm, ja zum Theil als Arbeiter bei verschiedenen Verrichtungen nützlich machen, so sind sie andern Theils durch ihre Unbeständigkeit, die sie zu keiner Tugend anderer Thiere, als Dankbarkeit, Treue, Ausdauer, kommen läßt, durch ihre Geilheit, Naschhaftigkeit, Unmäßigkeit, Tücke u. a. Untugenden den Menschen unleidlich, selbst schädlich u. gefährlich. Ihre Körpergröße ist sehr verschieden; die größten erreichen höchstens Mannslänge, die kleinsten werden kaum wie große Ratten. Sie bekommen, wie die Menschen, die Pocken u. Masern, u. A. sind an der Cholera gestorben. Da sie dem Menschen nicht allein zum Vergnügen u. zu einigen Verrichtungen dienen, sondern auch einige des Fleisches willen gesucht werden, so wird häufig auf sie Jagd gemacht. Ihre Classification ist verschieden gebildet worden. In Okens natürlichem Systeme stehen sie in der 16. Zunft als Zungen-, Nasen-, Ohren- u. Augen-A. (od. Cebus, Cynocephalus. Cercopithecus u. Simia); Latreille theilt sie in A. der alten Welt n. A. der neuen Welt, so auch Cuvier. A) Affen der alten Welt (Catarrhini Latr.), sie haben, wie der Mensch, 20 Backenzähne u. nahestehende Nasenlöcher (wegen der schmalen Nasenscheidewand); dazu die Geschlechter Orang (Pithecus). Schimpanse (Chimpansee), Armasse (Hylobates), Meerkatze (Cercopithecus), Schlankaffe (Semnopithecus), Stummelaffe (Colobus), Matak (Macaco), Magot (Inuus), Pavian (Cynocephalus), Mandril (C.), s.d. a. B) Affen der neuen Welt (Amerikanischer Affe, Platyrrhini Latr.), sie haben 36 Backenzähne, einen langen Schwanz, keine Backentaschen, keine Gesäßschwielen, seitliche Nasenlöcher mit dicker Scheidewand; sind gutmüthig, furchtsam, mehr klein; einige haben Wickel- od. Greifschwänze u. heißen Sapajou's; andere haben schlaffe, behaarte Schwänze u. heißen Sagoine. Dazu die Geschlechter: Brüllaffe (Mycetes), Klammer od. Spinnenaffe (Ateles), Wollhaaraffe (Lagothrix), Saju od. Winselaffe (Cebus), Eichhornaffe od. Saimiri (Saimiri), Schweifaffe od. Saki (Pithecia), Sagoin (Callithrix), Schlafaffe (Nyctipithecus). Latreille rechnet noch hierher den Uistiti od. Seidenaffe (Hapale), welchen Cuvier als Übergangsform von den Affen zu den Makis betrachtet. In der indischen Mythologie ist das große Affenheer berühmt, welches den Rama im Kampfe gegen Rawana unterstützte. Diese Affen waren die Kinder von Göttern u. Weisen zu diesem Zwecke von Äffinnen gezeugt. Wali, Indras Sohn, war der Beherrscher dieses Affenstammes; Hanuman, Maruts Sohn, der Anführer dieses Affenheeres. Die Affenart, zu welcher Hanuman gehört haben soll, wurde in Wischnu's Tempel für heilig gehalten, u. jetzt noch steht das große indische Affengeschlecht bei den Hindus in hohen Ehren, indem dieselben von den Braminen mit ehrerbietiger Ceremonie gefüttert werden. Neuere Symboliker haben in den Kerkopen, welche auch nach einer griechischen Sage von Jupiter in A-n verwandelt wurden, asiatische A-dämonen finden wollen. Auch in ägyptischen Tempeln wurde eine A-art (Kynokephalos, eine Art Paviane), die dem Anubis heilig war, gehalten, damit die Priester an ihnen die Mondveränderung wahrnähmen; denn an diesen A. hatte man mit dem Neumond regelmäßig eintretende Menstruation bemerkt. Daher wurde auch der Neumond hieroglyphisch als aufrechtstehender Kynokephalos dargestellt. Außerdem war der A. noch Hieroglyphe des Priesterstandes, weil er, wie die Priester, keine Fische aß, u. der Welt, weil er, wie diese, aus 72 Theilen bestehen sollte.