Bregēnz

[258] Bregēnz, 1) Kreis in der österreichischen Grafschaft Tyrol (seit 1849), die ehemaligen Vorarlbergischen Herrschaften umfassend; grenzt an Baiern Schweiz. Liechtenstein u. den Kreis Innsbruck; gebirgig durch die Rhätischen Alpen u. waldig; wird vom Rhein, Iller, Lech u. der Bregenz durchflossen; Producte: Wein, Obst, wenig Metall; 464 QM. u. 103,800 Ew., deutscher Abstammung mit eigenen Sitten, die außer Ackerbau u. Viehzucht auch etwas Berg- u. Schiffbau treiben; 2) Stadt darin, am Einfluß der Bregenz in den Bodensee; zerfällt in die Ober- u. Unterstadt, hat ein altes Bergschloß (Hohen-Bregenz), Mönchs- u. Nonnenkloster, Hauptschule, Rent-, Forst-, Salz- u. Postgml, Militärschwimmschule, Baumwollweberei, Stroh- u. Holzwaarenfabrikation, Handel mit Holz u. hölzernen Häusern (Alpenhütten, welche zu Wasser weiter transportirt werden), Getreide, Vieh, bes. Kälbern, Schifffahrt u. Schiffbau, 4000 Ew. Dabei die Bregenzer Klause, ein zerstörtes Felsenschloß, das sonst den Paß nach Italien schloß, u. das abgetragene Schloß Pfannenberg u. der Gebhardsberg mit wunderthätigem Gnadenbilde. – B. hieß im Alterthum Brigantium od. Brigantia, gehörte zu Vindelicien u. war ein wegen seiner Lage an der großen aus dem Orient nach Gallien führenden Heerstraße, welche hier von einer zweiten aus Italien nach Augsburg führenden durchschnitten wurde, wichtiger Ort. Im 7. Jahrh. war sie zerstört, wurde aber im Mittelalter Hauptstadt der von Wangen, Tyrol, Montfort u. dem Costnitzer See begrenzten [258] Grafschaft B. Hier walteten seitdem 8. Jahrh. die Grafen des Argen- u. Linzgaues, welche meist den Namen Ulrich führten. Der letzte Graf von Alt-B. war Rudolf, Sohn Ulrichs VIII., er st. wahrscheinlich 1157; seine Tochter Elisabeth vermählte sich mit dem Grafen Hugo IV. von Tübingen; deren jüngerer Sohn, Hugo, wurde Stifter des Hauses von Montfort, an welche B. nun kam. Die Grafen gehörten zu den mächtigsten in Schwaben u. der Schweiz; ihr Ahnherr war Cadeloch, Bruder des Pfalzgrafen Roderich von Oberrhätien. Nachdem schon Margraf Wilhelm von Hochberg, welcher die Gräfin Elisabeth von Montfort geheirathet hatte, seinen Antheil an B. 1451 an den Erzherzog Sigismund von Österreich verkauft hatte, veräußerte Graf Hugo von Montfort 1525 den Rest noch an Erzherzog Ferdinand. Die Stadt B. wurde 1079 vom Abt Ulrich von St. Gallen erobert u. verbrannt; vom Oct. 1407 bis 13. Jan. 1408 belagerten sie vergebens die Appenzeller u. St. Gallener. Letztere wurden durch Hülfe einer Frau, Ergntha (Hergothe) zurückgeschlagen. 1646 wurde B. u. die Bregenzer Klause vom schwedischen General Wrangel erobert; 1647 zogen die Schweden wieder ab, nachdem sie die Werke zerstört hatten. Am 12. Oct. 1850 wurde in B. der Tractat zwischen Österreich, Württemberg u. Baiern (gegen Preußen), eventuell eine Armee von 200,000 M. aufzustellen, abgeschlossen, u. im Octbr. 1855 fand daselbst eine Conferenz der Bodenseeuferstaaten zur Feststellung eines Schifffahrtsreglements Statt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 258-259.
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