Buddha

[423] Buddha (sanskr., d.i. der Erwachte, Weise), Stifter des Buddhismus (s.d.), bei den Indern die 9. Verkörperung des Wischnu als heiliger Weiser, od. die Fortsetzung der Incarnation desselben als Krischna; nach Andern Emanation aus Brahma, zur Reformirung des Brahmaismus u. um allen Kastenunterschied auf zu heben. Er gilt als der oberste Regierer der jetzigen Weltperiode u. erhält als solcher bei den Indern unter dem Namen Sakdschiamuni, bei den Tibetern als Ssangdschai, in Birma als Gautama, bei den Chinesen als Fo (Foe), in Japan als Buds od. Sjaka etc. allgemein göttliche Verehrung, obgleich schon vor ihm ähnliche Buddhas von gleicher Macht u. Größe erschienen sind, u. bis zur Auflösung der Welt in Nichts sollen im Ganzen 1000 B-s (nach Andern nur 22) auftreten, von denen der Gegenwärtige erst der 4. ist Nach der Mythus der Tibeter verließ Sakdschiamuni in Gestalt des Königs der Elephanten, Araschawardan, den Göttersitz Damba Togar u. kam in das Mittelreich Indiens, Magada, bezog im folgenden Jahre als 5farbiger Strahl den Leib der Maha-Maja, der jungfräulichen Gemahlin des Königs von Magadha, Ssodadani, u. ward im Lusthaine Lomba durch die rechte Armhöhle seiner Mutter geboren. Nach Andern stammte B. aus Ceylon; nach Andern aus einem unbekannten Lande. Nach dem 7. Jahr erhielt B. in allen Kenntnissen Unterricht, heirathete 16 Jahre alt die Jungfrau Bumigä, mit welcher er einen Sohn Raholt zeugte. In seinem 29. Lebensjahre entführten ihn die 4 großen Geisterkönige nach dem allerheiligsten Tempel, wo er sich zum Geistlichen weihte. Darauf lebte er 6 Jahre als büßender Einsiedler am Narandsara, erlangte dann unter dem Namen Sakdschiamuni als ganz vollendeter gezählter B. die höchste Stufe der Heiligkeit u. wirkte nun ununterbrochen für Verbreitung seiner Lehre. Sein Hauptschüler, welcher die Verbreitung seiner Lehre übernahm, war Mahakadscha. In seinem 85. Jahre endlich starb er. Die Zeit des Lebensn Wirkens B-s fällt nach der Chronologie der Tibeter u. Mongolen, welche von seinem Todesjahre an beginnt, in die Jahre 2214–2134 v. Chr.; nach Angabe der Japaner, Chinesen u. Mongolen war er 1027 v. Chr. geb., nach noch And. st. er 543 v. Chr. Soweit es der Forschung bis jetzt gelungen ist, aus der Vermischung der religiösen Sage mit der historischen Wahrheit, die letztere durch Vergleichen verschiedener Überlieferungen auszuscheiden, unterliegt es keinem Zweifel, daß B. im 6. Jahrh.[423] v. Chr. in Indien lebte. Ein Königssohn im üppigen Glanze eines Fürstenhofes aufgewachsen, demüthigte er sich selbst, zog, allen Genüssen des Lebens entsagend, als Bettler im Lande umher, um bei den Brahminen Unterricht zu suchen, bis er endlich als Prediger der neuen Lehre mit wahrem Heldenmuthe auftrat u. trotz aller Nachstellungen u. Verfolgungen von Seiten der Brahmanen sich nicht von der großen Aufgabe, welche er sich gestellt hatte, zurückschrecken ließ. Er trat als Reformator des Brahmaismus auf, dessen hierarchische Herrschaft er stürzte, indem er an die Stelle dogmatischer Formeln ein einfaches ethisches Princip setzte u. die Gleichberechtigung aller Menschen ohne Unterschied des Standes, der Geburt u. des Geschlechts anerkannte. Er wendete sich in der Volkssprache an das Volk u. predigte die Lehre von der Unterdrückung der Leidenschaft als den Weg zur Vereinigung mit der Weltseele. Der Zweck des Lebens bestand nach ihm darin, die Hindernisse zur Unterdrückung der Leidenschaften sowohl im eignen wie im fremden Dasein aus dem Wege zu räumen u. durch Liebe u. Sanftmuth den Nebenmenschen an dem Werke der Selbstbefreiung behülflich zu sein. Durch eigne Kraft die eigne Existenz zu vernichten, d.h. dieselbe zur Auflösung in die Gottheit fähig zu machen, war der Brennpunkt seiner Lehre, welche er selbst durch seinen Lebenswandel zu bethätigen wußte. Als er nach 50jährigem Wirken gestorben war, vertheilte man seine Gebeine über ganz Indien u. zollte ihnen eine religiöse Verehrung. Seine Lehren u. Weisheitsregeln wurden erst 1 Jahrh. v. Chr. schriftlich, u. zwar in Ceylon in der Palisprache, abgefaßt u. ein Jahrh. später im nördlichen Indien in der Sanskritsprache niedergeschrieben. Seine Glaubenslehre erhielt unter seinen Schülern u. Nachfolgern mehr u. mehr eine dogmatische Gestaltung, in welcher die ursprüngliche Einfachheit verloren ging. Vgl. Buddhismus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 423-424.
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