[796] Celten (Kelten, Celtae u. Celti, Κέλται od. Κελτοί), mit diesem Namen, der zuerst bei Hekatäos u. Herodot erscheint, bezeichneten die älteren Schriftsteller vor Julius Cäsar im Allgemeinen alle Bewohner des westlichen u. eines Theiles des nördlichen Europa, welche weder griechischen u. italischen, noch iberischen Stammes waren. Als die Römer, bes. seit den Zeiten Cäsars, mit den ethnographischen Verhältnissen Galliens u. Germaniens näher bekannt wurden, begann man die celtischen Völker in diesen beiden Ländern von den germanischen Stämmen zu unterscheiden, ohne daß jedoch die Verwechselung der C. u. Germanen gänzlich aufhörte. Wie der Name C. von den verschiedensten Stämmen celtischen Ursprunges gebraucht wurde, so auch lange Zeit hindurch die jedenfalls stammverwandten Namen Galater u. Gallier (letzterer namentlich bei den Römern), bis endlich der Name der Galater für die celtischen Einwanderer in Kleinasien u. der der Gallier für die celtischen Bewohner des heutigen Frankreichs u. des oberen Italiens sich festsetzte. Die C. waren im Alterthum ein weit mächtigeres u. ausgebreiteteres Volk; gegenwärtig sind nur noch Trümmer desselben übrig, in den äußersten Westen Europas zurückgedrängt wo sie halb vergessen u. ohne Einfluß auf den Gang der Weltentwickelung ihrem völligen Untergange entgegenreifen. Die C. sind entschieden indogermanischen Stammes u. bildeten, so weit die Forschung reicht, wahrscheinlich den ersten Ast, der sich vom Hauptstamme loslöste, um nach Westen vorzurücken. Wie man vermuthet, gelangten sie über Kleinasien u. den Hellespont nach Europa, wo sie allem Anscheine nach sich zwischen Balkan u. Karpathen, den Alpen u. den mitteldeutschen (Hercynischen) Gebirgen, im Stromgebiete der Donau, vielleicht unter dem Drängen germanischer u. litu-slawischer Völker, nach Westeuropa fortbewegten. In historischer Zeit, etwa im 5. Jahrh. v. Chr., besaßen celtische Völker alles Land vom Adriatischen Meere an zu beiden Seiten der Alpen nördlich bis über die Donau hinüber, dann das ganze östliche u. nördliche Gallien, Belgien u. die Britischen Inseln u. waren weit in Hispanien vorgedrungen. Im unteren Donaugebiete hatten sich blos einzelne Trümmer erhalten. Man kann für die Zeiten der Römer 8 Gruppen celtischer Völker unterscheiden: A) die Iberischen C., theils rein, theils mit Iberern vermischt (Celtiberi); B) die Gallischen C. in Gallien, mit Ausnahme des südwestlichen Theiles, des iberischen Aquitaniens; C) die Britischen C., auf den Britischen Inseln, vor der römischen Eroberung nur im O. Englands von einzelzelnen germanischen Elementen berührt; D) die Belgischen C., bereits zu Cäsars Zeit mit Germanen gemischt; E) die Italischen C., in Oberitalien, zu beiden Seiten des Po, wohin sich etwa seit dem 6. Jahrh. Völker ligurischen u. rhätischen Stammes gezogen hatten; F) die Alpen- u. [796] Donaucellen, nach der Sage unter Sigovesus (dem Bruder des Bellovesus, welcher die Gallier nach Italien führte) eingewandert, aber, wenigstens der Hauptmasse nach, aus früherer Zeit her. dort ansässig. Schon zu Cäsars Zeit waren hier die Helvetier durch die germanischen Sueven von beiden Seiten des Schwarzwaldes nach der Schweiz zurückgedrängt worden; wahrscheinlich hatten zu dieser Zeit auch schon die Bojer ihre alten Wohnsitze in Böhmen (Bojohemum) u. Mähren verlassen u. südlich der Donau am Inn neue Wohnsitze gefunden. Auch die Vindelicier, Noriker, Rhäter, Taurisker u. Carner waren mehr od. minder rein celtische Völker, die unter Augustus der römischen Herrschaft unterworfen wurden, aber während der folgenden Jahrhunderte unter den germanischen Einwanderern verschwinden; G) die Skordisker, vom Skordusgebirge (Schardag) benannt, tauchen gegen Ende des 4. Jahrh. v. Chr. an der unteren Sau u. Morava auf. Wahrscheinlich ebenfalls ein alter Rest aus der Zeit der ersten celtischen Einwanderungen in Europa u., wie es scheint, um jene Zeit von Westen her verstärkt, verdrängten sie die benachbarten thracischen Triballer u. entsendeten im 3. Jahrh. verheerende Raubzüge über die Balkanhalbinsel, wie 280 v. Chr. der unter Brennus nach Delphi, andere nach Macedonien, Griechenland u. Thracien. In letzterem Lande begründeten sie das Reich Tyle, das jedoch von den Thraciern wieder zerstört wurde; aber noch Drusus hatte im Süden der Donau mit den Skordiskern zu kämpfen. Ein kleiner Haufen scheint in Macedonien zurückgeblieben zu sein; ein anderer jedoch, der um 280 v. Chr. (mit Germanen vermischt) unter Leonnorius u. Lutarius nach H) Kleinasien ging, unterwarf sich hier ein sehr ansehnliches Gebiet, das aber 240 v. Chr. durch die Siege Attalus I. von Pergamum auf die Grenzen der nach ihnen benannten Landschaft Galatien (s.d.) beschränkt wurde. Obgleich hier unter dem Einflusse der Griechen u. griechischen Bildung, erhielten sie auch noch unter römischer Herrschaft ihre Eigenthümlichkeiten, wie namentlich ihre Sprache, bis in das 3. Jahrh. n. Chr. aufrecht. Die Asiatischen, wie die Illyrischen u. Macedonischen C. gingen in den ersten Jahrhunderten des Oströmischen Reiches gänzlich unter. Während die Alpen- u. Donaucellen zu den Zeiten der Völkerwanderung ihr Gebiet an die Germanen verloren, waren die Iberischen, Italischen, sowie der größte Theil der Gallischen C. gegen Ausgang des Weströmischen Reiches vollständig romanisirt. In geringerem Grade war dies in Britannien der Fall, wo jedoch seit dem 5. Jahrh. n. Chr. die germanischen Angelsachsen in England u. einem Theile Schottlands die celtische Nationalität rasch u. gewaltsam vernichteten. Celtische Stämme sind gegenwärtig nur noch die Gaelen (s.d.) in Hochschottland u. die Iren in Irland mit der Insel Man; ferner die Kymren (Cymren) in Wales u. die Bretonen in der französischen Bretagne. Die Basken (s.d.) in Südfrankreich u. Spanien sind nicht celtischen, sondern grundverschiedenen Stammes. Im nördlichen Deutschland haben wohl nie C. gesessen, wenigstens sind die Spuren derselben mehr als zweifelhaft. Celtische Söldner erscheinen in den Heeren der Carthager, der macedonischen u. kleinasiatischen Könige. Das meiste celtische Blut rollt gegenwärtig den Franzosen. In physischer u. psychischer Beziehung, zeigten die verschiedenen celtischen Völker große Ähnlichkeit, ebenso in ihrem Staatsleben, ihren nationalen Sitten u. ihrer Religion. Der Culturstufe nach waren sie jedoch sehr verschieden; die Italischen u. Gallischen C. standen am höchsten, auf Letztere hatten die Griechen in Massilien zeitig Einfluß geübt. Von den Griechen erhielten die Druiden (s.d.), der gebildetste Theil im celtischen Volke, die Buchstabenschrift, wobei sie jedoch noch in den Runen eine Geheimschrift besaßen. Die römische Cultur eigneten sich bes. die Gallier leicht an; eben so fand das Christenthum bei allen C. frühzeitig Eingang und Pflege (s. Celtiberer, Gallier, Skordisker, Galater, Helvetier, Briten, Hibernier, Caledonien u. andere Artikel über einzelne celtische Völker). Schon früher, bes. aber in neuerer Zeit, wurden in Frankreich, England, der Schweiz u. dem südlichen Deutschland zahlreiche Zeugen celtischer Cultur, wie Schwerter, eherne Streimeißel, Schmucksachen (namentlich Armspangen u. Armbänder), Glasarbeiten, Münzen etc., ausgegraben, welche Gegenstand der Celtischen Archäologie geworden sind. Im Jahre 1805 trat in Frankreich eine eigene Academie celtique zusammen, die sich 1814 als Société royal des antiquaires de France neu organisirte, aber bis auf die letzten Jahre herab für die Wissenschaft nur verhältnißmäßig geringe Resultate erzielt hat. Alle frühere Arbeiten über die C. sind, mit wenigen Ausnahmen, voller Vorurtheile u. zum Theil aus dem Bestreben hervorgegangen, die C. zum Urvolke zu stempeln. Durch diese Arbeiten der sogenannten Celtomanen waren Forschungen über die C. u. celtisches Alterthum in einen gewissen Miscredit gekommen, der erst seit Begründung der vergleichenden Sprachwissenschaft zu schwinden beginnt. Dennoch giebt es einzelne Gelehrte (Leo, Keferstein), welche in dem Germanischen viel zu viel celtische Elemente erblicken. Vergl. Diefenbach, Celtica, Stuttg. 183941, 2 Thle.; Zeuß, Die Deutschen u. die Nachbarstämme, Münch. 1837; H. Müller, Die Marken des Vaterlandes, Bonn 1837; Schreiber, Taschenbuch für Geschichte u. Alterthum in Süddeutschland, Freib. 1839 f.; Holtzmann, Kelten u. Germanen, Stuttg. 1855; dagegen: Brandes, Kelten u. Germanen, Lpz. 1857; Leo, Vorlesungen über die Geschichte des deutschen Volkes, Halle 1854, 1. Bd.
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