Colbert

[249] Colbert (spr. Kolbähr), 1) Jean Baptiste, Marquisde Seignelay C., geb. 1619 in Rheims, Sohn eines Kaufmanns, arbeitete zuerst 1648 in Letelliers Bureau, wurde dann Finanzintendant des Cardinals Mazarin u. 1654 Staatsrath u. Secretär der Königin, u. als Mazarin wegen Unzufriedenheit des Volks sich nach Köln zurückziehen mußte, war er die verschwiegene Mittelsperson zwischen ihm u. der Königin. Nach Mazarins Rückkehr 1659 wurde er Gesandter in Italien, um Candia Hülfe zu verschaffen, u. unter Ludwig XIV. nach Fouqué's Rückkehr Generalcontroleur der Finanzen. Aufs Thätigste bemüht, Mißbräuche u. Unterschleif abzuschaffen, sah sich C. dennoch bei der Verschwendung des Königs u. den kostspieligen Plänen des Kriegsministers zu manchen gehässigen Maßregeln genöthigt, brachte aber doch Ordnung in die Finanzen. Beim Antritt seiner Stelle betrugen die Einkünfte des Königs nur 35 Mill., in seinen letzten Jahren hingegen 116 Mill. 1664 zum Oberaufseher der Brücken, Künste u. Gewerbe u. 1669 zum Seeminister ernannt, beförderte er Handel u. Gewerbe, Künste u. Wissenschaften, stiftete die Akademien der Baukunst, Malerei u. Inschriften, die Ostindische Handelsgesellschaft, schuf eine Marine, baute mehrere Kanäle, Häfen etc. u. verbesserte die Landstraßen. Er machte sich durch verschiedene im Sinne der Centralisation u. Bevormundung des Volks ausgeführte Regierungsmaßregeln verhaßt, trotz seiner unleugbaren Verdienste um die Verbesserung der wirthschaftlichen Zustände Frankreichs, vgl. Frankreich (Gesch.). Er st. 1683, u. 1844 wurde seine, von Dumont gefertigte Bildsäule im Palais Bourbon aufgestellt. Lebensbeschreibung von P. Clement. 2) Jean Baptiste C., Marquisde Seignelay, des Vorigen ältester Sohn, geb. 1651, Minister u. Staatssecretär, erhielt fast alle Ämter seines Vaters, wirkte bes. für Marine u. Handel, Künste u. Wissenschaften u. st. 1690, nach Einigen an Gift, das ihm Louvois habe beibringen lassen. 3) Jean Baptiste C., Marquis de Torcy, geb. 1665 in Paris, bekleidete früh mehrere Gesandtschaftsposten, wurde 1686 Staatssecretär des Auswärtigen, 1699 Oberintendant der Posten u. während der Minderjährigkeit Ludwigs XV. Regentschaftsrath, u. st. 1646. Er schr.: Memoiren zur Geschichte der Unterhandlungen vom Ryswicker bis zum Utrechter Frieden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 249.
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