[357] Fliegenschwamm (Agaricus muscarius L., Amanita muscaria Pers.), Blätterschwamm, in ganz Europa u. Nordasien häufig in Wäldern wachsend, Hut roth, lederfarben, gelb od. gelblich, am Rande meist fein gefurcht, meist mit weißen Plättchen besetzt, Strunk knollig, gefüllt oder hohl, Wulst schuppig, Hut glänzend u. zuweilen über 6 Zoll breit, gewölbt, später flach oder gar vertieft. Bei ganz jungen Exemplaren erscheint der Hut wie ein Kugelabschnitt u. ist dann noch kleiner als der Knollen des Strunkes u. wie dieser von der gelblichweißen allgemeinen Hülle überzogen. Hat er die Erde durchbrochen u. ist er etwa 121/2 Zoll groß, so entstehen an der Hülle Erhöhungen von Vertiefungen umgeben, endlich zerreißt die Hülle, jene Erhöhungen bilden die weißen Plättchen; der Strunk ist weißlich; das Fleisch ist derb, bei älteren stellenweise mürbe; Geschmack wenig ausgezeichnet, ebenso auch sein Geruch. Nicht nur Fliegen ein Gift, wenn darüber gegossene Milch ihnen vorgesetzt wird, sondern auch ein vorzügliches Wanzenmittel; u. auch für Menschen ein narkotisches Gift. Er erregt bald früher, bald später Ekel, Zusammenziehung der Kehle, Angst, Erstickungszufälle, Durst, Kolik, Erbrechen, Kälte, Ohnmachten, Zittern, Austreibung des Leibes, Irrereden, Convulsionen u. bisweilen den Tod. Gegenmittel: Brechmittel, in deren Ermangelung Trinken vielen lauen Wassers u. Kitzeln des Schlundes mit einer Feder od. dem Finger; später warme, schleimige Getränke, Milch, warme Umschläge auf den Leib, kalte Umschläge auf den Kopf. In kleinen Gaben wirkt er nur berauschend u. wird hierzu in nördlichen Gegenden, bes. von den Kamtschadalen, Ostiaken u.a. russischen Völkerschaften absichtlich in Getränke gethan. Die Armen trinken dann den Urin der darin berauschten Reichern, u. der Urin behält diese berauschenden Wirkungen bis auf den 4. Mann. Man hat ihn auch arzneilich empfohlen als Fungus muscarius, äußerlich als Streupulver in bösartigen Geschwüren, ingleichen gegen Epilepsie zu 1030 Gr.; vgl Amanitin.