Klapka

[552] Klapka, Georg, geb. 7. April 1820 in Temeswar; er erhielt seine wissenschaftliche Vorbildung in Szegedin, trat dann in Wien unter die Artillerie, später in die adelige un garische Leibgarde u. wurde 1844 Oberlieutenant beim Deutsch-banater Grenzregiment. 1847 kam er nach Wien, nahm aber bald seinen Abschied; wurde 1848 vom Erzherzog Stephan als Hauptniann bei einem Honvedbataillon angestellt u. marschirte bald gegen die aufrührerischen Raizen. Im Sept. 1848 berief ihn L. Batthyani nach Pesth, u. später erhielt er den Auftrag zur Befestigung Presburgs; nach der verlorenen Schlacht von Schwechat ging er als Chef des Generalstabes zur Südarmee, übernahm das Commando des von Schlick bei Kaschau geschlagenen Heerkörpers, machte ihn durch Neuorganisirung wieder schlagfertig u. behauptete sich nicht nur gegen Schlick an der oberen Theiß, sondern errang auch mehrere Erfolge u. bewirkte so die Vereinigung mit der Armee Görgeys bei Kaschau. Am 18. Febr. 1849 überfiel K. die Österreicher bei Kompold u. hielt am ersten Schlachttage von Kapolna (26. Febr.)[552] die Angriffe des überlegenen Feindes standhaft aus, entschied bei Isaszeg den Sieg u. wurde von Kossuth auf dem Schlachtfelde zum General ernannt. Nach der Schlacht bei Waitzen übernahm er die Vorhut des Görgeyschen Heeres u. siegte bei Nagy-Sarlo, wodurch nicht nur Komorn entsetzt, sondern selbst Wien bedroht wurde. Während des Monats Mai leitete K. das Kriegsministerium u. übernahm dann wieder das Commando des 8. Armeecorps der oberen Donauarmee unter Görgey u. den Befehl in Komorn. Am 13. Juni leitete er den Überfall der Brigade Wyß bei Csorna, so wie die Vertheidigung u. Bewachung der Insel Schütt u. des Donauüberganges bei Aszod. Er wurde jetzt zum Obercommandanten des 1., 2. u. 3. Corps befördert u. begab sich am 26. Juni nach Raab. In den hierauf folgenden Gefechten wurden die Ungarn allenthalben geschlagen, u. nach Görgey's Verwundung übernahm K. das Obercommando. Während nach der Niederlage bei Komorn am 11. Juli Görgey an die Theiß zog, blieb K. mit 18,000 Mann in Komorn zurück u. zog erst, nach der Capitulation vom 27. September, am 3. October d. I. mit der Besatzung ab u. wendete sich nach Hamburg. Von hier aus machte er eine Reise nach London u. Paris, lebte dann in Saarlouis, Besançon u. ging Ende 1849 nach Solothurn. Im Dec. 1850 ging er wieder nach Paris u. bei Ausbruch des Russisch-türkischen Krieges nach Constantinopel, nahm aber, da er keine seinen Erwartungen zusagende Anstellung fand, keinen Theil an demselben; Ende 1854 kehrte er nach der Schweiz zurück, wo er 1855 in Genf das Bürgerrecht erhielt. Er schr.: Meinoiren aus dem Ungarischen Kriege, Lpz. 1850; Der Nationalkrieg in Ungarn u. Siebenbürgen, ebd. 1851, 2 Bde.; La guerre d'Orient en 1853 et 1854 jusqu'a la fin de. Juillet 1855, Genf 1855 (englisch von Mednyansko, Lond 1855); Sur l'avenir de la Valachie, ebd. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 552-553.
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