Riesengebirge

[157] Riesengebirge (Montes gigantei, Montes Rhipaei, sonst Asciburgius Mons, Vandalici [157] Montes, böhmisch Krkonossy), Mittelgebirg, höchstes Gebirg Preußens, bildet den mittleren Theil der Sudeten u. den höchsten u. gedrängtesten Gebirgszug des Hercynischen Gebirgssystems, an der Grenze von Schlesien u. Böhmen, beginnt an den Quellen des Bober u. zieht sich nordwärts bis zur Lausitzer Neiße, hat seinen Hauptstock im Kreise Hirschberg u. seine Richtung von Südost nach Nordwest, 20 Meilen Länge, 61/2–71/2 Breite, auf dem Kamme sumpfige Ebenen (Wiesen) u. Kuppen, trägt auf den höchsten Spitzen nur Krummholzkiefern, besteht aus Granit, Gneiß, Thonschiefer, Flötz etc., bringt Kupfer, Alaun, Blei, Eisen, Steinkohlen etc. In seiner westlichen Hälfte heißt das R. Isergebirge (s.d.); als Zweig wird das Rabengebirge (im Kreise Landsberg) angesehen. Das R. ist ein sehr romantisches Gebirge, auf der Nordseite in der Regel steiler als auf der Südseite. Spitzen: Schneekoppe (Riesenkoppe, 5128 Fuß), Grenze von Böhmen u. Schlesien, auf dem Gipfel mit der 1681 erbauten Laurentiuskapelle, welche seit 1824 zum Gasthaus gebraucht wurde, 1850 aber wieder zum Gottesdienst eingerichtet ist; in der Nähe der 2000 Fuß tiefe Teufels- od. Riesengrund; im Kreise Hirschberg Großes Rad (4700 Fuß, mit vielen Granitblöcken u. den zwei [Große u. Kleine] Schneegruben, von 800–1000 Fuß Tiefe, u. der höchstliegenden Basaltmasse in Deutschland); die Große u. Kleine Sturmhaube (Sturmkoppe, jene 4622 Fuß, diese 4458 Fuß, mit großen Granitblöcken auf dem Gipfel); Seifenberg (4476 Fuß, mit dem Seifengrunde); Lahnberg (4513 Fuß, mit der Teufelswiese u. dem Teufels- od. Mittagsstein bis nach Krummhübel, Kreis Hirschberg); Brunnberg (4877 Fuß); Kesselberg (4535 Fuß); Reifträger (3730 F. od. 4280 F.); Schwarzberg (3605 F., mit den Felsen: Saustein u. Semmeljunge), ein anderer Schwarzberg (beim Reifträger, mit dem Hoch- od. Hohenstein, auch Abendberg, u. dem Ziegenstein); Seifenlehne (mit dem Hospiz die Hampelbaude, 3839 F.); die Kleinen, die Schwarze Koppe (jene 4331 F., diese 4302 F.); Mordhöhe, Spitzberg (1950 F.); Kießhübel (mit Quarz- u. Feldspathgruben für die Berliner Porzellanfabrik); im Kreise Schönau: Molkenberg (Bolkoberg, 2884 F. mit dem 800 F. langen Großen Teiche u. den Ruinen des Molkenschlosses); Ochsenkopf (2744 F.); im Kreise Jauer: Heßberg (1316 Fuß); Buschhübel, Dreisteine; im Kreise Neiße: die Bischofskuppe. Das R. hat einen kargen Boden mit mühsamem Ackerbau u. einer Art Alpwirthschaft (Bauden sind eine Art Sennhütten); Hauptgewerbe bilden Weberei, Forstcultur u. Glasfabrikation. Vgl. F. Fuß, Topographische Beschreibung des R., Dresd. 1788, u.A. 1791; Aßmann, Reise durchs R., Lpz. 1798; Hofer, Das R. in statistischer, topographischer u. pittoresker Übersicht, Wien 1803–5, 2 Thle.; von Charpentier, Beiträge zur geognostischen Kenntniß des R., Lpz. 1804; Meister, Reisebuch für die, welche das R. besuchen, Bresl. 1804; von Gersdorf, Ansichten von der Riesenkoppe, Freiburg 1804; Martiny, Handbuch für Reisende nach dem R., Bresl. 1812, u.A. 1818; Handbuch für Reisende nach dem R., ebd. 1814; Fritsch, Taschenbuch für Reisende ins R., Lpz. 1816; W. L. Schmidt, Das R., Hirschb. 1817; Tittel, Wanderung im R., Landsh. 1821; W. H. Schmidt, Wegweiser für Reisende durch das R., Wien 1825; Schweizer, Reisehandbuch für die Sudeten, ein Führer durch das R., Berl. 1846; Krebs, Der Sudetenführer, Bresl. 1852; Willkomm, Handbuch für Reisende durch das R., 4. Aufl. von Herloßsohns R., Lpz. 1852; Album vom R., ebd. 1852; Wanderung durch das R., ebd. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 157-158.
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