Spinōla [2]

[566] Spinōla, altes italienisches Geschlecht. Merkwürdig sind: 1) Gerardino, Patricier zu Genua, Gonfaloniere zu Lucca u. Tortona, wurde 1300 römischer Patricier u. Gouverneur in seiner Vaterstadt; er war zu seiner Zeit das Haupt der Ghibellinen in Italien. 2) Ferdinando, Genuese, spanischer Admiral in den Niederlanden; er ward hier von den Engländern u. Holländern bei Dover überfallen u. mit sechs Galeeren genöthigt auf den Strand zu laufen. Er blieb als Großadmiral 1603 in einem Treffen gegen eine holländische Flotte bei Ostende. 3) Ambrosio, Marquis von S., Bruder des Vor., geb. in Genua 1569, lebte bis 1599 auf seinen Gütern in Italien, warb dann in Italien Truppen für König Philipp III. von Spanien u. führte dieselben, 9000 M. stark, im Mai 1602 in die Niederlande. In Gent schloß er mit dem Erzherzog Albrecht, dem Vicekönig der Niederlande, den Vertrag, daß er sich anheischig machte den Sold der 9000 M. drei Jahre lang aus seinen Mitteln vorzuschießen u. daß er das Geld dann aus dem spanischen Staatsschatz zurückerhalten sollte, u. erhielt durch die ordentliche Auszahlung des Soldes die Disciplin in seiner Schaar. Ob nun gleich sein erstes Auftreten unglücklich ausgefallen war, indem Moritz von Oranien in seinem Angesicht Grave wegnahm, so übertrug ihm Philipp III. dennoch die Belagerung von Ostende, welches er nach einer Vertheidigung von 3 Jahren u. 2 Monaten am 14. September 1504 einnahm. Er wurde deshalb Oberbefehlshaber aller spanischen u. italienischen Truppen in den Niederlanden u. hielt bis 1608 den Prinzen von Oranien in Schach, konnte aber selbst auch keine Fortschritte machen. Nach der Niederlage der spanischen Flotte 1607 bei Gibraltar durch die Niederländer befahl Philipp III. S. mit den Generalstaaten einen Waffenstillstand zu unterhandeln, welcher auch am 9. April 1609 auf 12 Jahre im Haag zu Stande kam. Diese 12 Jahre der Ruhe brachte S. auf Reisen durch Europa zu. 1620 ging er bei Mainz wieder über den Rhein u. eroberte das Land bis zu den Niederlanden für den Kaiser, übernahm 1521 wieder den Oberbefehl über die spanischen Truppen u. rückte in die Niederlande ein, belagerte Breda, vereitelte zweimal Moritzens Versuche die Stadt zu entsetzen u. zwang dieselbe sich am 2. Juni 1625 zu ergeben. Philipp IV. rief ihn 1621 vom Commando in den Niederlanden ab, sendete ihn aber 1530 nach Italien, um dort die Ansprüche des Herzogs von Savoyen auf Mantua zu unterstützen, welche demselben der Herzog von Nevers streitig machte. Hier belagerte er Casale, u. wenn er auch durch ein französisches Heer einmal gezwungen wurde die Belagerung aufzuheben, so eroberte er doch die Stadt nach dem Abzug der Franzosen, ohne aber die Citadelle bezwingen zu können. S. verlangte nun dringend von Spanien aus Verstärkung, erhielt aber keine u. st. am 25. September 1630. 4) Christoph Rojas de S., ein Spanier, war erst Franciscanergeneral in Madrid, kam mit Margarethe, Tochter Philipps IV.; bei deren Vermählung mit Kaiser Leopold I. als ihr Beichtvater nach Wien, wurde 1668 Titularbischof von Tina, 1683 Bischof von Wienerisch-Neustadt u. st. 12. März 1895. Er bemühte sich seit 1675 sehr die Union zwischen Katholischen u. Protestanten in Deutschland, Ungarn u. Siebenbürgen zu bewirken u. die Protestanten so wieder mit Rom zu vereinigen, ohne jedoch den gewünschten Erfolg zu erzielen; s.u. Union.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 566.
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