Törring [2]

[700] Törring, ein der Katholischen Confession folgendes altes Dynastengeschlecht in Baiern, dessen Stammsitze T. u. Tengling im Chiemgau am Tachen- u. Wagingersee gelegen, ehemals zum Erzstift Salzburg gehörten Dasselbe erlangte 1566 den Freiherrnstand, 1614 das Erboberstjägermeisteramt im Herzogthum Baiern u. 1618 das Erbkämmereramt im Herzogthum Salzburg, wurde 1630 in den Reichsgrafenstand erhoben u. sein jedesmaliger Senior bekleidet seit 1818 die erbliche Reichsrathswürde in Baiern; es besitzt die Commun- u. Stammgüter T. u. Tengling u. die 1472 erworbene Familienmajoratsherrschaft Seefeld in Baiern. Die beiden Söhne Kaspar's, nämlich Georg (starb um 1560) u. Hans Veit (starb 1582) stifteten die beiden folgenden Linien I.Linie, zu Seefeld; aus derselben stammte: 1) Graf Maximilian Cajetan, geb. 1670, war kurbaierischer Generalfeldmarschall u. starb 1752. 2) Graf Anton Clemens, geb. 22. Juli 1725 in München; war Geheimerrath u. Obersthofmeister, auch Präsident der Akademie der Wissenschaften u. starb 6. Febr. 1812. Er schr.: Der Zerstreute, Lustspiel (nach Regnard), Münch. 1732; Das Vorurtheil der Geburt u. Verdienste, ebd. 1774; Die Belagerung der Stadt Aubigny, Schauspiel, ebd. 1778. 3) Graf Joseph, geb. 1790, baierischer Generalmajor, starb 1847. Jetziger Chef ist: 4) Graf Maximilian, Sohn des Vorigen, geb. 23. Febr. 1828, erblicher Reichsrath der Krone Baiern, ist seit 1851 mit Mathilde geb. Freiin von Gumppenberg-Prennberg vermählt. II. Linie, zu Jettenbach u. Gutenzell, besaß früher (seit 1745 durch Heirath erworben) die Grafschaft Gronsfeld bei Mastricht u. erhielt dadurch Antheil an der Curiatstimme des Westfälischen Grafencollegiums; als aber durch den Lüneviller Frieden Gronsfeld an Frankreich kam, erhielt die Linie durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 als Entschädigung die vormgilge reichsständische weibliche Cistercienserreichsabtei Gutenzell, welche 1806 als standesherrliche Grafschaft unter württembergische Souveränetät kam; 1830 erhielt die Linie das Prädicat Erlaucht u. ist jetzt im Mannesstamme erloschen. Aus ihr war 5) Graf- Ignaz Felix Joseph, geb. 1682 in München, zeichnete sich in den Feldzügen der Baiern vielfach,[700] bes. im Gefecht am Schellenberge 1704, aus u. folgte nach der Schlacht bei Höchstädt dem Kurfürsten Max Emanuel nach Frankreich u. den Niederlanden. Nach dessen Rückkehr 1711 wurde T. zum Generalwachtmeister ernannt u. vielfältig zu diplomatischen Sendungen gebraucht; 1723 wurde er Feldmarschalllieutenant, 1726 Minister des Auswärtigen u. 1735 Präsident im Kriegsrathe u. Commandant von München; 1739 zum General u. 1741 zum Generalfeldmarschall aufgerückt, zeichnete er sich in dem Österreichischen Erbfolgekriege mehrfach aus, bis er Mitte 1742 das Commando an den Grafen Seckendorff abtreten mußte, da der Kaiser Karl VIII. ihn im Cabinet verwenden wollte. Er befestigte damals das Bündniß mit Frankreich u. schloß den Frankfurter Vertrag mit Preußen, Pfalz u. Hessen-Kassel ab. 1745 wurde ihm von dem Kurfürsten Maximilian III wieder der Oberbefehl der Armee übertragen. Bald darauf schloß jedoch der Kurfürst den Frieden zu Füssen ab, u. T., welcher der nunmehr unterdrückten französischen Partei angehörte, lebte einige Zeit auf seinen Gütern, dann aber als Commandant von München in der Residenz, wo er 1763 starb. 6) Graf Joseph August, geb. 1. Dec. 1753 in München; wurde 1773 Hofkammerrath u. 1779 Oberlandesregierungsrath, 1789 Hofkammer-Vicepräsident u. 1799 Präsident der neu errichteten Landesdirection; er wurde dieser Stelle 1801 enthoben u. 1817 Präsident des Staatsraths mit dem Range eines Staatsministers. Er starb 9. April 1826 u. schr. die Trauerspiele: Agnes Bernauerin, Münch. 1780, Manh. 1791; Kaspar der Torringer, Klagenf. 1805. 7) Graf Maximilian, Sohn des Vor., geb. 21. April 1780, war erblicher Reichsrath der Krone Baiern u. Standesherr im Königreich Württemberg; von seiner Gemahlin, Karoline geb. Gräfin T.-Seefeld (st. 1847), hatte er keine Kinder, u. als er 30. April 1860 starb, erlosch mit ihm diese Linie im Mannsstamm.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 700-701.
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