[761] Zweiflügler (Diptera Lin., Antliata Fabr., Proboscideae Meig.), Ordnung aus der Klasse der Insecten, deutlich erkennbar an zwei häutigen, durchsichtigen, ausgebreiteten, faltenlosen Flügeln. An der Stelle der untern Flügel stehen zwei kleine Stäbchen mit Endkolben (Balancirkolben, Schwingkolben, Halteres), welche ungemein beweglich sind, deren Endzweck aber noch nicht genau ausgemittelt ist. Bei einigen Geschlechtern finden sich oberhalb derselben noch zwei Schüppchen (Flügelchen), von denen das eine, mit dem Flügel vereint, sich mit ihnen bewegt. Der Kopf steht senkrecht, hat außer den zwei sehr großen Netzaugen gewöhnlich noch auf dem Scheitel zwei bis drei Nebenaugen. Die Fühler sind meist auf der Stirn zwischen den Augen eingelenkt, zwei- bis dreigliederig, aber oben noch eine mehrgliederige Borste tragend, od. vielgliederig u. dann oft ziemlich lang. Das Untergesicht zwischen Fühler u. Mund ist nackt od. hat Borsten an der Seite od. in der Mitte (Knebelbart, Mystox). Der Mund selbst besteht aus dem gewöhnlich fleischigen, einziehbaren u. nur zum Saugen flüssiger Stoffe eingerichteten Rüssel (Sang- od. Schöpfrüssel), welcher oft knieförmig gebogen u. meist mit zweilappiger Saugscheibe endigt. Im Gelenke des Knies nach oben liegt der eigentliche Mund u. neben diesem stehen zwei bis sechs Borsten, wovon die eine breitere obere die Oberlippe ist, eine sehr seine darunter die Zunge, zwei größere daneben die Oberkiefer u. ein kleineres Paar, an welchem ein- bis fünfgliederige Taster sitzen, die Unterkiefer. Oft sind die Freßwerkzeuge Sang- u. Stechrüssel zugleich. Die ganze Körperhaut ist weich u. lederartig. Die drei Brustringe sind innig mit einander verwachsen. Der Hinterleib hat fünf bis neun deutliche Ringe, geht bei dem Weibchen meist spitziger zu u. ist deutlich von der Brust durch eine Vertiefung gesondert. Die Füße sind bei den meisten schlank, haben fünf Glieder, das letzte hat zwei Klauen, meist mit Haftlappen. Die Fortpflanzung geschieht bei den meisten durch Eier, nur wenige (z.B. die Fleischfliege, Musca carnaria) bringen lebendige Junge, nicht aber vollkommene Insecten, nur Maden (Larven), die Lausfliegen (Pupipara) aber gleich die fertigen Puppen zur Welt. Alle Larven dieser Ordnung sind fußlos (wenige haben statt der Füße Warzen od. fußartige Anhängsel), haben schwache Ringel, bisweilen einen weichen od. auch keinen Kopf, sondern nur eine Spitze, einen runden, mit zwei zum Aufhalten u. Fortbewegen dienenden Häkchen u. einen mit Stechborste versehenen Mund, bisweilen einen hornigen Kopf mit Art von Kinnladen. Die Larven haben ihren Aufenthalt in Mist od. anderem Unrath, in faulendem Fleische, Käse, in verschiedenen Pflanzen, auch im Wasser, letztere sind beweglich u. athmen durch eine lange Röhre am Schwanze. Als Nymphen nehmen sie keine Nahrung zu sich, die der Mücken steigen aber auch dann noch im Wasser auf u. nieder. Die vollkommenen Insecten werden den Menschen durch Stich u. Verunreinigung des Hausgeräthes lästig, durch Beschmeißen des Fleisches u. nutzbarer Pflanzen, sowie durch Krankheiten, welche sie dem Hausvieh zuziehen (Bremsen), od. durch Stiche schädlich. Andere werden durch Vertilgung schädlicher u. faulender Stoffe od. schädlicher Insecten nützlich. Von vielen ist weder Schaden, noch Nutzen bekannt. Linné gab nur 10 Geschlechter der Z. an; durch neuere Entdeckungen ist diese Klasse ungemein bereichert worden. Die neuere Eintheilung ist folgende: I. Rüsselfliegen (Proboscidea), Schöpfrüssel mit fleischiger Lippe u. Tastern, Brust häutig: A) Mücken, Fühler meist viel länger als der Kopf, dünn u. vielgliederig; 1. Familie: Mücken (Tipularia): a) Culiciformes, b) Gallicolae, c) Rostratae; 2. Familie: Fliegenmücken (Crassicornia): a) Fungicolae, b) Muscaeformes; 3. Familie: Flöhe (Pulicina). B) Fliegen (Brachycera), Fühler kurz, dreigliederig, mit gegliederter Endborste: Aa) Larven mit vier Luftlöchern, streifen die letzte Larvenhaut vor der Verpuppung ab; 4. Familie: Raubfliegen (Tanystomata): a) Asilidae, b) Leptidae, c) Tabanidae, d) Empidae, e) Bombylidae. f) Dolichopodae; Bb) Larven kopf- u. fußlos mit zwei Luftlöchern od. schwanzartiger Athemröhre; verpuppen sich in ihrer letzten Larvenhaut, indem diese zusammenschnurrt; 5. Familie: Waffenfliegen (Notacantha): a) Xylophagidae, b) Stratiomydae; 6. Familie: Fliegen (Athericera): a) Muscidae, b) Synuphidae, c) Conopidae, d) Oestridae. II. Eproboscidea (Rüssellose, Parasiten), Rüssel kein Schöpfrüssel, sondern nur eine zweiklappige Scheide ohne Lippen u. Taster; Brust lederartig; schmarotzen an Thieren; 7. Familie: Lausfliegen (Pupipara). Oken nennt sie in seiner Naturgeschichte für alle Stände Mucken. Vgl. Fabricius, Systema antliatorum, 1805; Meigen, Systematische Beschreibung der zweiflügeligen Insecten, Aachen 181830, 6 Thle.; Wiedemann, Diptera exotica, Kiel 1821, 1. Thl.; Fallen, Specim. entomol. nov. dipterorum method. exhibens, 1810; Löw, Dipterologische Beiträge, Posen 1845 ff., 4 Thle.