Ausländer

* Es sind Ausländer aus Zinten.

So nennt man scherzweise in der Provinz Preussen diejenigen, die durch eine gezwungene Nachahmung es den Ausländern in Sprache und Sitte nachthun wollen, obgleich sie nie aus dem Lande gekommen sind. Die Entstehung dieser Redensart sollen einige Handwerksburschen aus Zinten (kleine Stadt im Kreise Heiligenbeil) veranlasst haben, welche nach Domnau gewandert waren und sich daselbst für Ausländer ausgaben.


[Zusätze und Ergänzungen]

Die nach Pisanski (3) dort gegebene Erklärung der Redensart ist nicht zutreffend; es hat dieselbe vielmehr folgenden Ursprung: Nach der Verfassung vom 22. September 1526 durften Nicht-Katholiken sich nur vorübergehend, in keinem Falle ein volles Jahr dort irgendwo bleiben. Dennoch hielten sich viele protestantische Gewerbetreibende und Arbeiter in dem Lande auf, viele namentlich in Braunsberg. Gegen Weihnachten nun verliessen dieselben ihren bisherigen Aufenthaltsort und reisten nach Zinten, um so den Buchstaben des Gesetzes zu erfüllen. Nach Neujahr kehrten sie aus dem Auslande zurück. (vgl. Neue Preussische Provinzial-Blätter, 3. Folge, X, 160, Frischbier, I, 191.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 864.
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