Bogen

1. Aus schlaffem Bogen fliegt kein Pfeil.

Holl.: Slappe bogen zijn krachteloos. (Harrebomée, I, 76.)


2. Den Bogen bricht Spannen und Nachlassen den Zorn.Körte, 670.


3. Der Bogen ist gespannt, aber der Pfeil ist noch im Köcher.

Holl.: De boog is al dikwijls gespannen, eer men den pijl uit den koker haalt. (Harrebomée, I, 76.)


4. Der Bogen, welcher droht, trifft nicht stets.


5. Der Bogen will nicht immer gespannt sein. Körte, 671.

Engl.: A bow long bent at last waxeth weak. (Bohn II, 282.)

Frz.: L'arc, toujours tendu, se gâte.

Holl.: De boog kan niet altijd gespannen zijn. (Harrebomée, I, 76.)

It.: Chi troppo assotiglia, si scavezza.


6. Ein bogen mag nicht stets gespant stehn.Henisch, 447.


7. Ein Bogen trifft nicht immer, wohin er zielt. Henisch, 447.

Es geht nicht immer wie man denkt.

Lat.: Non semper feriet quocunque minabitur arcus. (Horaz.) (Wiegand, 914.)


8. Ein zerbrochener Bogen behält allzeit eine Narbe.


9. Kein Bogen je so guot ist, bim Ueberspannen er brist.Eiselein, 86.


[423] 10. Man muss dem Bogen keine Gewalt thun.

Von einem verwegenen, unbesonnenen Unternehmen.

Holl.: Span den boog niet al te sterk, want dan barst hij. (Harrebomée, I, 76.)


11. Man muss für seinen Bogen mehr als Eine Sehne (Einen Pfeil) haben.

Mehr als Ein Mittel zur Erreichung seines Zwecks.

Frz.: Il faut avoir plusieurs cordes à son arc. (Lendroy, 56.)

Holl.: Het is goed twee pijlen tot zijnen boog te hebben. (Harrebomée, I, 76.)


12. Mann soll den bogen nit vberspannen, noch den Esel nit vbergürten.Franck, II, 155a; Blum, 721; Körte, 669; Kirchhofer, 64; Simrock, 1193; Egenolff, 213b.

»Zu weit getrieben, verfehlt die Strenge ihres weisen Zweckes und allzu straff gespannt, zerspringt der Bogen.« (Schiller.)


13. Spann' den Bogen nicht zu strenge, soll er halten in die Länge.Simrock, 1192.

Alles Ueberspannte ist verderblich.

It.: Quando si tende troppo l'arco, si rompe. (Gaal, 225.)

Lat.: Qui vehementer emungit, elicit sanguinem. (Seybold, 503; Binder I, 1530; II, 2819.)


14. Was nützt ein Bogen ohne Pfeile.

Dän.: Det er ei nok at spænde bueu, men man skal og skyde. (Prov. dan., 94.)


15. Wenn man auch den Bogen abspannt, so heilt die (geschossene) Wunde nicht.

Zur rechten Busse gehört mehr als nicht mehr thun.

Frz.: Débander l'arc, ne guérit pas la plaie. (Lendroy, 57.)


16. Wenn man den Bogen zu straff spannt, zerspringt er.Kirchhofer, 158.

Holl.: Als men den booch te wijt spant, barst hi gherne. (Fallersleben, 104.)

Lat.: Emungens acrius (vehementius) elicit sanguinem. (Seybold, 146; Binder I, 408; II, 950.) – Extensus arcus rumpitur hic nimium. – Nimium tendendo rumpitur funiculus. (Seybold, 358; Binder I, 1131; II, 2102.)


17. Wer den Bogen überspannt, sprengt ihn. Siebenkees, 13; Simrock, 1194.

It.: Il troppe tirare l'arco fa spezzare.

Lat.: Arcus nimium intensus rumpitur. (Seybold, 35; Philippi, I, 39; Binder II, 226; Faselius, 21; Wiegand, 1066.) – Arcus tensus rumpitur. (Plutarch.) (Erasm., 639; Tappius, 201a.)


*18. Den Bogen überspannen.Eiselein, 86.


*19. Er ist mit einem silbernen Bogen geschossen.

Holl.: Hij is geschoten met eenen zilveren boog. (Harrebomée, I, 76.)


*20. Spään de Böög ek olter hoogh. (Sylt.)

Spanne den Bogen nicht zu hoch.


[424]

zu5.

Schwed.: Om man spänner bågen för högt, så brister den. (Marin, 23.)


zu6.

»Ein bage altid gespant, werd nagerade schlap und breckt intwei tohand.« (Laurenberg, 15.) – Bei Tunnicius (1027): De boge to sere gerecket, vorlüst syn macht. (Intensus nimium vires mox deserit arcus.)

Mhd.: Wann der pogen stat gespannen ze allen zeiten, so wert er lamen. (Vintl.) (Zingerle, 27.)

Frz.: Larc tousiours en trop ne doibt estre tendu car il romproit.

Lat.: Arcus nec semper nec nimium tendendus. (Bovill, III, 4.)


zu13.

»Spant jo den Bagen nich to hoch, de seid werd noch wol schlag.« (Niederdeutsche Satiren, 7, 7.)


zu16.

Bei Tunnicius (159): Als men den bogen to wyde spant, so brikt he. (Intentus nimium sinuosus frangitur arcus.)

Altfries.: Spänd de Böög ek otte hoog, dat er ek springt. (Hansen, 4.) – Wan de Böög aurspäänt und, da brakt hi. (Hansen, 16.)

Frz.: Quand l'arc est trop tendu il se rompt. (Gaal, 225.)


zu17.

Lat.: Qui vehementer manget, ejicit sanguinem. (Binder I, 1803; II, 2819; Seybold, 503.)


21. Den Bogen abschiessen und den Vogel treffen ist zweyerlei.

Dän.: Buen skychez, men duen kurrez. (Prov. dan., 94.)


22. Den Bogen spannen, heilt die Wunde nicht.

It.: Arco per rallentar, piaga non sana. (Cahier, 2805.)


23. Der muss einen guten Bogen haben, der den Mond herunter schiessen will.

Dän.: Det skal vaere en stiv bue der skal skyde til maanen. (Prov. dan., 94.)


24. Ein Bogen, der hart (oder stet) gespant ist, verlamt endlich (oder bricht) vnd zerspringt wol gar.Petri, II, 169.


25. Ein kleiner Bogen ist bald (leicht) abgeschossen.

Dän.: Snart er skudt af stakket bue. (Prov. dan., 94.)


26. Es genügt nicht, den Bogen spannen, man muss auch abschiessen.

Dän.: Det er ey nok at spaande buen, man skol og skyde. (Prov. dan., 94.)


27. Es ist kein stählerner Bogen so gut, wenn man ihn zu hoch spannt, so bricht er.Schaltjahr, I, 149.


28. Es ist nit gnug, dass man den Bogen spant, wenn man nicht abdruckt.Lehmann, 755, 10.


29. Man muss den Bogen nicht straffer spannen, als das Holz erlaubt.Breslauer Zeitung, 1863, Nr. 417, S. 2178.


30. Wer den Bogen überspannt, dem zerbricht er in der Hand.

It.: Chi troppo tira, rompe. – L' arco troppo teso si spezza. (Giani, 136.)


31. Wer mit silbernen Bogen schiesst, findet bald einen goldenen Pfeil.


*32. Das geht durch den Bogen.Frischbier, I, 288.

In der Bedeutung wie Baum 390.


[1029] *33. Den Bogen bricht spannen, aber das gemüt nachlassen.Franck, I, 65a.


*34. Den Bogen (noch immer) höher spannen.

»Vnd weil jhnen der Handel allenthalben glücklich, vnd nach jhren Wunsch fortgangen, haben sie den Bogen noch höher spannen wollen.« (Friedeborn, II, 95.)


*35. Er ligt zu lang im Bogen.Lehmann, 302, 5.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Klingemann, August

Die Nachtwachen des Bonaventura

Die Nachtwachen des Bonaventura

Erst 1987 belegte eine in Amsterdam gefundene Handschrift Klingemann als Autor dieses vielbeachteten und hochgeschätzten Textes. In sechzehn Nachtwachen erlebt »Kreuzgang«, der als Findelkind in einem solchen gefunden und seither so genannt wird, die »absolute Verworrenheit« der Menschen und erkennt: »Eins ist nur möglich: entweder stehen die Menschen verkehrt, oder ich. Wenn die Stimmenmehrheit hier entscheiden soll, so bin ich rein verloren.«

94 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon