1. Auss den kletterigen Füllen werden die schönsten Hengst. – Henisch, 1284, 59; Petri, II, 27.
Frz.: De poulain roigneux ou farcineux vient beau cheval et précieux. (Leroux, I, 127.)
2. Breck dem Fülle nich dat Kriez entwei. (Ostpreuss.) – Frischbier, 106.
Brich dem Füllen nicht das Kreuz entzwei. Zu voreilig sein, die Rechnung ohne den Wirth machen.
3. Das Füllen ist nicht immer wie der Hengst.
Dän.: Føl bliver ikke altid faderen liig. (Bohn, I, 368; Prov. dan., 192.)
4. Das Füllen soll nicht vor seiner Mutter laufen. – Bertram, 53.
5. Das Füllen stirbt oft eher als die Stute.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Viel Füllen sind gestorben und ihre Haut hat ihren Müttern als Decke gedient. (Reinsberg II, 154.)
6. Das Füllen wird schwerlich langsam gehen, wenn die Stute trabt. – Winckler, VII, 31.
Dän.: Føllet slaaer tit moderen. (Prov. dan., 192.)
Lat.: Si damnosa senem juvet alea, ludit et haeres bullatus. (Philippi, II, 184.)
7. De nîgste1 Fâlen2 werd de beste Pêr(de). – Frommann, III, 429, 257.
1) Nîj, nîge, mittelhochdeutsch niuwe = neu, frisch, munter.
2) Füllen, neuhochdeutsch Fohlen.
8. Ein Füllen, das einigemal gefallen, nimmt sich in Acht.
Span.: Potros cayendo, y mozos perdiendo, van asesando. (Bohn I, 342.)
9. Ein Füllen weiss den Weg nicht, bis man's darauf leitet.
10. Ein Füllen zeitig reiten und eine Frau ins Gesicht loben, thut nie gut.
Holl.: Berijd geen jong veulen, noch prijs uwe vrouw in hare tegenwoordigheid. (Harrebomée, II, 376.)
11. Ein jung Füllen und ein alter Gaul halten nicht gleichen Schritt.
Dän.: Ungt føl og gammel hest de drage ei tillige. (Bohn I, 402.)
12. Ein schabicht Füllen wird oft das beste Pferd.
Dän.: En klattet folen kand blive en hest; en fattig pebling kand blive en præst. (Prov. dan., 74.)
Frz.: Méchant poulain peut devenir bon cheval. (Bohn I, 38.)
Holl.: Een rappig veulen wordt wel en goed paard. (Harrebomée, II, 376.)
Port.: Cavallo formoso de potro sarnoso. (Bohn I, 272.)
Span.: De potro sarnoso buen caballo hermoso. (Bohn I, 212.)
13. Es ist böss Füllen ziehen inn ander Leuth Ställen. – Henisch, 1284, 63.
14. Es ist nicht das schlechteste Füllen, das die Halfter zerreisst.
Frz.: Rien ne vaut poulain s'il ne rompt son lien. (Bohn I, 55.)
Holl.: Het is veeltijds het beste veulen, dat zijn' halster breekt. (Harrebomée, II, 376.)
[1266] 15. Es zog schon mancher ein Füllen auf, das ihn selbst vors Schienbein schlug. – Simrock, 2912; Körte, 1690; Braun, I, 597.
16. Füllen, die man zeitig einspannt und reitet, werden dauerhaft.
Damit wird man wol nicht allgemein einverstanden sein. (S. 10 u. 20.)
17. Füllen schlagen oft ihre Stuten mit Fersen.
Von undankbaren Kindern.
18. Füllen und Schweine gehören nicht in Einen Stall.
Ein tamulisches Sprichwort sagt: Wenn man ein Füllen zu den Schweinen sperrt, so lernt's Dreck fressen. (Reinsberg VII, 91.)
19. Jedes Füllen sehnt sich nach einem Sattel.
Und wenn's ihn hat, dann fühlt es, dass er drückt und sucht ihn abzuschütteln.
20. Junge Füllen, so man sie Zeitlich anspannet vnnd Reitet, sind sie nicht tawrhafftig. – Lehmann, 409, 11; Sailer, 191.
21. Man muss das Füllen nicht zu kurz halten.
Holl.: Houd een veulen niet te kort; want daarna zal 't te vrijer zijn. (Harrebomée, II, 376.)
22. Man muss zuweilen mit jungen Füllen fahren. – Henisch, 1284, 64; Petri, II, 462.
23. Mancher zeucht ein Füllen1 auff im Busen, das jhn selbst hernach sticht. – Henisch, 1284.
1) Das Wort ist hier in der allgemeinern Bedeutung des lateinischen pullus genommen, in der es nicht blos ein junges Pferd, sondern »ein Junges eines jeden Thieres«, auch »junge newe Schoss oder Zweig der Bäume, also junge Immen (pulli apum), junger Frosch (pullus ranarum), junge sprösslin (pulluli)« u.s.w. bedeutet. (Vgl. Henisch, 1284, 40.)
24. Sobald das Füllen zu traben anfängt, ist ihm auch die Landstrasse zu eng.
25. Wenn dem Füllen wohl ist, so gumpet es. – Kirchhofer, 293.
26. Wie Füllen, so Pferd.
Frz.: Ce que poulain prent en jeunesse il le continue en vieillesse. – Qu'aprend poulain en denteure (qui fait ses dents) tenir le veult tant com il dure. (Leroux, I, 126.)
*27. Er luuft dem Fülle no un lat d' Mähre z' Grund ga. (Obersimmenthal.) – Schweiz, II, 188, 7.
*28. Sein Füllen läuft in allen Gärten herum.
Dän.: Han vil have sin føl i hver mands hørs. (Prov. dan., 191.)
*29. Up Maüers Füelen riyen. (Büren.)
Zu Fusse gehen.
30. Klattrige Föll'n göäwen de beste Pier. – Schlingmann, 436.
31. Manches wilde Füllen gab ein gutes Pferd.
32. Wilde Füllen werden muntere Pferde.
*33. Das Füllen ausjagen. – Frischbier, 1869.
Soviel wie: das Kalb austreiben.
Buchempfehlung
Pan Tadeusz erzählt die Geschichte des Dorfes Soplicowo im 1811 zwischen Russland, Preußen und Österreich geteilten Polen. Im Streit um ein Schloß verfeinden sich zwei Adelsgeschlechter und Pan Tadeusz verliebt sich in Zosia. Das Nationalepos von Pan Tadeusz ist Pflichtlektüre in Polens Schulen und gilt nach der Bibel noch heute als meistgelesenes Buch.
266 Seiten, 14.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro