1. De Twik is bätter äs de Bäum, wann et suin mot. (Sauerland.)
2. Der biegsame Zweig des Baumes bricht nicht leicht ab. – Hlawatsch, 5.
3. Der Zweig dünkt sich klüger als der Baum. – Altmann V, 93.
4. Der Zweig ist nicht besser als der Baum.
Dän.: Sjelden er green bedre end bullen. (Prov. dan., 253.)
5. Die Zweige gehören nach der Wurzel. (S. ⇒ Wurzel 11.) – Graf, 85, 131; Klingen, 101a, 2.
6. Die Zweige oft den Tisch umfangen, der Stamm kann nicht zur Schüssel langen. – Graf, 168; Steinen, III, 1218, 56.
Die Aeltern müssen gar oft darben und Noth leiden, um ihre Kinder zu versorgen.
7. Ein Zweig, der sich biegt, ist besser, als der bricht.
Dän.: Bedre at stryge seyl end sjunke. – Den green er bedre der bugner end brister. (Prov. dan., 253.)
8. Einen jungen Zweig biegt man, wie (wohin) man will. – Eiselein, 662; Simrock, 12248.
»Ein junger Zweig sich beugen lat; wenn man ein alten vnderstat zu beugen, so knelt er entwey.« (Brant, Narrenbeschwörung in Kloster, I, 258.)
Holl.: Buig het rijsje (takje) terwijl het jong is; als het een boom geworden is, is het te laat. (Harrebomée, II, 323a.) – Jonge twijgen buigen ligt. (Harrebomée, II, 350a.)
9. Einen Zweig, der den Baum verderben will, soll man abhauen. – Leben Clemens XIV, 3. Thl., S. XXVII, Berlin 1775.
Ganganelli mit Bezug auf den Jesuitenorden.
10. Kurze Zweige, lange Trauben.
11. Man muss einen bösen Zweig dulden um des Baumes willen.
Dän.: Man maal taale en ond green for det gode traus skyld. (Prov. dan., 252.)
12. Wenn die Zweige verdorren, verdorrt auch der Stamm.
Mhd.: Dürrez zwic treit dürren stam. (Renner.) (Zingerle, 187.)
13. Wer den Zweig nicht biegt, der wird den Ast (den Stamm) nicht biegen. – Altmann V, 128.
Böhm.: Mladý strůmek, kam checĕ ohneš. – Neohýbáš-li tenkou hůlku, tloustou neohneš. – Strom, který se z mladu shýbá, bývá přímý. (Čelakovsky, 407.)
Kroat.: Staro drevo neda se vci privijati. (Čelakovsky, 407.)
Poln.: Gatąz rosła nieda się naginai. – Młodą płonkę tacno naprostawaé. (Čelakovsky, 407.)
14. Wer vor jedem Zweig im Wald erschrickt, wird nie ein guter Jäger.
Dän.: Han bliver aldrig god jaeger, der reddes for hver green i skoven. (Prov. dan., 321.)
15. Wie der Zweig gezogen ist, so wächst der Baum.
Gehört zu den von einem Missionar mitgetheilten chinesischen Sprichwörtern, dem ich hier noch die übrigen beifüge: Wohlfeile Dinge sind nicht gut und gute Dinge sind nicht wohlfeil. – Thue lieber gar nichts Gutes, als dass du es in der Hoffnung auf eine Belohnung thuest. – Gottes Worte sind gleich einer Perlenschnur. – Um allzu grosse Vorsicht zu charakterisiren, gebraucht man die Redensart: »An einem Filzhut Schnüre tragen.« Ein recht Verstockter »spielt die Rolle eines Taubstummen.«
*16. Auf einen grünen Zweig kommen. – Körte, 7199a.
[670] *17. Auf keinen grünen Zweig kommen. – Heshusius, CCLXXiiiia; Lohrengel, II, 32; Mathesy, I, 26b; Schottel, 1112b; Dove, 803; Frischbier, II, 3023.
Nichts vor sich bringen, zu keinem Wohlstande gelangen. Ursprünglich an den Galgen kommen. Missethätern ward oft das Urtheil gefällt: »Man soll ihn an einen dürren Baum henken, denn er des grünen nicht werth ist.«
Mhd.: Sie mögent niemer begrunnen oder vff grienen zweig komen. (Zingerle, 60 u. 187.) – Und kumbt gar kunn vff grünen zwig. (Narrenschiff.)
*18. Dâ kann op kêne gröne Zweg kumme. (Bedburg.)
*19. Der Zweig ist in den rechten Stock gepfropft. – Luther's Tischr., 386b.
*20. Upp 'n grön'n Twig kam'n. – Eichwald, 1964.
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