1. Bei kurzer Decken kann man sich nicht lang strecken.
Dän.: Han vil bedække sig, men dækket er for smalt. (Prov. dan., 51.)
2. Die Decke ist oft mehr werth als der Esel.
3. Die Decke ist zu kurz.
4. Een mütt sick noa de Deck strecken. (Altmark.) – Schwerin, 91.
5. Eine goldene Decke macht den Esel nicht zum Pferde.
6. Es ist eben die deck wie der haff. – Franck, I, 47a.
7. Ist die Decke zu klein, so frieren die Bein'.
8. Jeder mot sick no sîne Diecke strecken, süss werdt em de Foete kalt. (Beckum.) – Boebel, 143.
9. Jeder strecke sich nach seiner Decke. – Grimm, II, 885, 8.
Richte sich nach seinen Umständen.
10. Kamt se unner êne Dêke, so lehrt se ôk êne Spröke. – Eichwald, 304.
11. Man muss sich nach der Decke strecken, sonst kommt man mit den Füssen aufs Stroh. – Bücking, 150; Hollenberg, II, 30 u. 68; Blum, 302; Pistor., VII, 20; Müller, 52, 3; Siebenkees, 202; Steiger, 368; Struve, 7; Günther, 27; Henisch, 667; Kirchhofer, 169; Sailer, 284; Reinsberg III, 25; Mayer, I, 210; Körte, 830; Gaal, 279; Bohn I, 160.
[565] Jemand hat bemerkt, der das obige Sprichwort erfunden habe, verdiene neben die sieben Weisen Griechenlands gestellt zu werden.
Engl.: Cut your coat according to your cloth. (Bohn II, 80.) – Stretch your legs according to your coverlet. (Bohn II, 20.)
Frz.: Il faut tailler la robe selon le corps. – Régler la bouche selon sa bourse. – Régler sa dépense sur son revenu. – Selon le pain il faut le couteau. (Bohn II, 80.)
Holl.: Snijd uw mantel naar uw laken. (Bohn I, 337.) – Steek uw voeten niet verder dan uw bed reikt. (Bohn I, 338.)
It.: Noi facciamo le spese secondo l'entrata. (Bohn II, 80.)
Lat.: Messe tenus propria vive. (Gaal, 279.)
Port.: Cada hum estenda a perna até onde tem a cuberta. (Bohn I, 271.)
Span.: Cada uno estienda la pierna como tiene la cubierta. (Bohn I, 207.)
Ung.: Ne nyujtózkodyál tovább lepedődnel. (Gaal, 279.)
12. M'r muss si no der Dechi strecke, dass mee die Füss au cha decke. (Luzern.)
13. Sieh, wie kurz deine eigene Decke ist!
14. Streck dich nach der deck. – Franck, I, 31b, 46b; Egenolff, 92a, 100a u. 106a; Lehmann, II, 571, 122.
15. Twê unner ene Däke lehrt boll ene Spröke. (Rastede.) – Firmenich, III, 26, 15; Goldschmidt, 109.
Holl.: Die slapen onder eene deken, die leeren ook uit een mond spreken. – Die slapen onder eene deken, hebben ook dezelfde streken. (Harrebomée, I, 124.)
16. Unter einer niedern Decke muss man keine hohen Sprünge machen.
17. Wenn die Decke über den Kopf ist, sind die Eheleute gleich reich. – Eisenhart, 134; Simrock, 1516; Eiselein, 113; Reyscher, V, 204; Estor, I, 308; Runde, 583; Grimm, Rechtsalt, 449; Hillebrand, 125.
Dies Sprichwort ist von der allgemeinen Gütergemeinschaft unter Eheleuten zu verstehen, und drückt aus, dass an manchen Orten das eheliche Güterrecht erst mit der Beschreitung des Ehebetts beginnt. Man bedient sich indess desselben nur da, wo, wie z.B. in Bremen, in der Grafschaft Erbach u.s.w., materielle allgemeine Gütergemeinschaft gilt.
18. Wenn unter deiner Decke ein Pärlein liegt, sind es zwei Liebes- oder zwei Spitzbuben. (Russ.)
19. Wer sich nicht nach der Decke streckt, dem bleiben die Füsse unbedeckt. – Körte, 831.
Frz.: Froid a le pied qui plus l'étend que sa couverture n'a de long.
20. Wer sick nich na dei Deck streckt, den warden dei Fäut kalt. (Mecklenburg.)
*21. Er hat die Decke (das Talles) noch überm Kopp. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 314.
Man kennt ihn noch nicht, weiss noch nicht, wie er gesinnt ist, da er sich noch nicht offen gezeigt hat. Das talith, Oberkleid, ist die Decke, welche von vielen während des Gebets (der Juden) über den Kopf gezogen wird und unter welcher manche Verstellung stecken mag.
*22. Mit jemandem unter Einer Decke stecken (spielen). – Grimm, II, 885; Kirchhofer, 234; Eiselein, 113; Lehmann, 328, 50.
Mit jemand Antheil an einer schlimmen Sache haben, im Einverständniss mit ihm sein, mit schlimmem Nebenbegriff. Sehr naiv wandte diese sprichwörtliche Redensart einst ein Bauer auf Friedrich den Grossen an, welcher dem Bittenden den Bescheid gab: »Ihr müsst Euch an die Kammer wenden.« – »Da sind wir schon gewesen«, antwortete der Bauer nebst seiner Frau. »Da kann ich Euch nicht helfen«, erwiderte der König. »Komm, Frau«, sagte darauf der Bauer, »du siehst ja, dass er mit der Kammer unter einer Decke steckt.«
Frz.: Être de concert avec quelqu'un.
*23. Mit vnter der Decken ligen. – Mathesy, 347a.
*24. Sich nach der Decke strecken. – Murner, Nb., 68.
*25. Unter der Decke spielen.
Seine Gänge, sein Thun verbergen.
Frz.: Il dérobe sa marche.
*26. Unter die Decke kriechen.
Holl.: Hij kruipt onder de dekens. (Harrebomée, I, 24.)
27. Die Decke ist zu kurz, es kommen vier Füsse drunter hervor, sprach die Mutter zur Tochter, als der Kapuziner bei ihr lag. – Klosterspiegel, 66, 21.
28. Eine gute Decke von Schnee bringt das Winterkorn in die Höh. – Bair. Hauskalender.
[1121] 29. Nô den Däken mes em sich schträken. – Schuster, 824a.
30. Wir haben gar ein kurze Decken, dürfen uns nit gar so rekken. (Schwaben.)
31. Schträk dich nô der Däk. – Schuster, 824b.
*32. Weder Decke noch Strecke haben. – Strauss, Wider den Kleyder- u.s.w. Teuffel.
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