Kartoffel

1. Bî Kartuffeln un Braud litt de Bûre kenne Nauth. (Waldeck.) – Curtze, 326, 83.


2. De Kartuffeln wasset in der Wullen.Schambach, II, 623.

Die Kartoffeln wachsen in der Wolle, d.h. sie gedeihen am besten »in angerigen lanne«, d.i. in solchem Boden, der viel »quêkenwark« = Wurzelwerk enthält, also zwar in nicht zu gutem, aber trockenem und lockerm Boden.


3. Die Kartoffel spricht: Legst du mi im April, komm' ich, wenn i will; legst du mi im Mai, komm' i glei.Boebel, 88.


4. Eine faule Kartoffel im Korbe steckt viel gesunde an.


5. Eine gebratene Kartoffel ist besser als eine unreife Ananas.

Darum, sagt jemand, ist mir ein munterer Taugenichts lieber als ein schläfriger Hofrath.


6. Eine schlechte (faule) Kartoffel im Korbe macht, dass sie alle stinken.Reinsberg II, 63.

Dasselbe sagen die englischen Neger. (Reinsberg II, 63.)


7. Erst schält man die Kartoffeln und dann reibt man sie.

Die Russen behaupten, den Menschen ginge es ungefähr ebenso. (Altmann VI, 475.)


8. Kartoffeln daun wol balgen, aber nich talgen.

Füllen wol (den Leib, Balg), geben aber kein Talg, Fett; was in dieser Allgemeinheit nicht richtig ist, da die Kartoffeln gerade ein Nahrungsmittel sind, in dem Eiweiss und Fettbildner im umgekehrten Verhältniss zu den Eiweisskörpern und dem Fette des Blutes vorkommen. Mit Fett können die Kartoffeln das Blut und die Gewebe überfüllen; da sie aber das Blut nur spärlich mit Eiweiss versorgen, so können sie den Muskeln keinen Faserstoff, dem Gehirn weder Eiweiss noch phosphorhaltiges Fett zuführen. (Vgl. Moleschott, Lehre der Nahrungsmittel, Erlangen 1850, S. 124.)


[1154] 9. Kartoffeln, ist der Bauern Sage, schmecken alle Tage.


10. Kartoffeln mit Liebe schmecken besser als Bratwürste mit Zank.


11. Kartuffeln seen wie liebes Brod, se stoppen dach den Mâgen. (Waldeck.) – Curtze, 364, 601.


12. Sie machen die Kartoffeln alle Jahre kleiner, sagte die alte Frau; als ich noch ein Mädel war, waren sie viel grösser. (S. Betrug 31.)


13. Wer Kartoffeln isst, wird eher satt, als wer Braten essen sieht.Altmann VI, 508.


14. Wer noch keine Kartoffeln gesehen hat, isst sie, wenn er sie sieht, gleich mit der Schale.Reinsberg II, 118.

In Surinam: Wem es erst kümmerlich gegangen, kann nachher gute Tage nicht vertragen.


*15. Du grôte Kartoffel, wan du man nich barstest.Bueren, 404; Kern, 692.

Von Prahlern und Grossmäulern.


*16. Eine Kartoffel kosten, um zu erfahren, wie Ananas schmeckt.Altmann VI, 523.


*17. Es sind kleine Kartoffeln.

Sagen die Deutschen in Australien von kleinen Gewinnen oder Stellen mit geringem Einkommen.


18. Lieber Kartoffeln im eigenen Haus als im fremden Bratenschmaus.

It.: Meglio polenta sorda a casa propria che quaglia e capponi a casa altrui. (Giani, 1366.)


19. Wenn ich die Kartoffeln preis', lob' ich's Brot in gleicher Weis'.

It.: Loda la polenta e tienti al pane. (Giani, 1367.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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