1. Bi me sich stellt, so wöred me gekrellt. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 25.
Krellen, sich krellen, wird in der Regel nur die Empfindung genannt, welche z.B. ein mit einem Beile oder dergleichen Werkzeuge auf ein hohlliegendes Stück Bret, Holz u.s.w. geführter Schlag der Hand oder dem Arme verursacht. Das Sprichwort wird gebraucht, wenn durch ungeschicktes, tölpelhaftes Benehmen bei irgendeiner Arbeit, einem Geschäft, jemand zu Schaden gekommen ist. Krellen, kratzen, besonders von der Katze. (Frommann, II, 413, 25.)
2. Man muss einander nicht weiter stellen als hinter die Thür, dass man einander wieder hervorlangen kann.
3. Mancher stellt sich wie der Esel in der Löwenhaut. – Lehmann, 24, 10.
4. Mancher stellt sich wie ein Stockfisch im weisen Herrnmantel. – Lehmann, 24, 10.
5. So äs ik mi stelle (anstelle, benehme), so geit et mi. (Westf.)
6. Stell nur vnd jag, glück kompt all Tag. – Henisch, 1664, 25.
7. Stell, so Faltz. – Lehmann, II, 571, 114; Schottel, 1123a.
[825] 8. Wer einem andern stellet, der fähet sich selbs. – Henisch, 1038, 11; Petri, II, 699. Quelle: Sir. 27, 30.
Lat.: Qui laqueum ponit, eodem capietur. (Henisch, 1038, 12.)
9. Wer hoch gestellt ist, den sieht man weit.
Böhm.: Kdo nad jiné postaven, pohromám vĕtším vystaven. (Čelakovsky, 179.)
10. Wer viel stellet vnd wenig fenget, was hilfft dem sein jagen. – Petri, II, 773.
11. Wie einer sich stellt, so wird er gezählt. – (Berlin.) – Schottmüller.
12. Wie einer sich stelt, also sein pfeiff gelt. – Franck, I, 139b; Gruter, I, 85; Henisch, 1479, 46; Simrock, 7805; Körte, 4731.
13. Wie man sich stellt, so steht man in der Welt.
Nicht die Geburt bedingt die Stellung in der Gesellschaft, sondern Bildung und Berufstreue.
Böhm.: Jak se staví, tak stojí. (Čelakovsky, 160.)
14. A schtällt sich d'rzûne wie d'r tûte Hond zum Scheîssa. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 443.
*15. A schtellt sich wie die Henne zum Sêchen. – Gomolcke, 1153.
*16. Er stellet sich als ein Narr, dem man wil Fessel anlegen. – Herberger, Hertzpostille, I, 412.
*17. Er stellet sich, als hab er senff oder Niesswurtz geessen. – Franck, I, 51b; Suringar, 209, 3.
*18. Er stellet sich, als köndte er nicht auf drey zehlen. – Herberger, I, 28.
*19. Er stellt alles auf Spitz und Schrauben. – Chaos, 1056.
*20. Er stellt si wie-en Fädermann. – Sutermeister, 69.
Nur die Adelichen und vornehmen Offiziere durften früher Federbüsche, mit denen geschmückt, sie stolz einhergingen, tragen.
*21. Er stellt sich, als habe er keine Ohren. – Parömiakon, 1194-1195.
*22. Er stellt sich, als wenn er auf Eiern ginge. – Chaos, 955.
*23. Er stellt sich, als wenn er auff ander Leut Köpff ging.
Lat.: Ex se pro meritis falso, plus omnibus inflat. (Chaos, 955.)
*24. Er stellt sich, als wenn er auss dem Häusel kommen wäre.
Lat.: Insurgunt venti, praedicunt proelia genti. (Chaos, 1100.)
*25. Er stellt sich dazu, wie der Esel zur Laute.
Lat.: Clitellae bovi sunt impositae. (Cicero.) (Philippi, I, 84.)
*26. Er stellt sich dazu, wie die Henne zum Scherlen (Pissen). (Schles.)
Der sehr Ungeschickte.
*27. Er stellt sich dazu, wie ein Esel zum Lauteschlagen.
Lat.: Asinus ad Lyram. (Binder I, 91; II, 256; Faselius, 22; Philippi, I, 44; Seybold, 40; Wiegand, 775.)
*28. Er stellt sich dazu, wie ein Mann zum Flöhe suchen.
*29. Er stellt sich wie der Bauer, wenn er in den Thurm kriecht.
Wenn jemand etwas ungern und daher sehr langsam thut. Selbst gegenwärtig geht wol selten jemand vergnügt und mit besonderer Eile in ein Gefängniss, wiewol dieselben humaner eingerichtet sind, als früher, wo man die Bauern zwang, die geringsten Vergehungen in elenden Löchern, in die sie oft nur kriechen konnten, abzubüssen. Es ist sehr natürlich, dass sie sich nicht zu sehr beeilten, hineinzukommen.
*30. Er stellt sich wie der Esel in der Löwenhaut.
*31. Er stellt sich wie der Hahn auf dem Mist.
*32. Er stellt sich wie der Hund zum Heurupfen. (Franken.)
D.i. verkehrt.
*33. Er stellt sich wie drei Mäuse in Butten (Patzig). (Wien.)
*34. Er stellt sich wie ein Eidgenosse.
*35. Er stellt sich wie ein Elefant zum Tanzen. – Parömiakon, 2891.
*36. Er stellt sich wie ein Fassnacht. – Theatrum, Diabolorum, 181a.
*37. Er stellt sich wie ein Pfau. (Schweiz.)
[826] *38. He stellt sick osse wenn he de Sinne nich olle hedde. (Lippe.)
*39. He stellt sick oss'n Osse. (Lippe.)
*40. He stellt sick oss'n unkloke Minske. (Lippe.)
*41. Hei lät sick stellen as en Sackpeupe. (Sauerland.)
*42. Hei lätt sik stellen äs en Diudelsack. (Westf.)
*43. Hei stellet sik, äs wenn 'e van der dullen Suege freaten hädde. (Westf.)
Er stellt sich närrisch, toll.
*44. Hei stellt der sik tau (tor Arbeid) ässe de Suege taun (zum) Sichten. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 62.
Holl.: Het staat hem zoo handig als de mot het haspeln. (Harrebomée, II, 105b.)
*45. Hei stellt sick, es möchte hei ä Ossen oppet Küssen binnen. (Sauerland.)
*46. Ich habs gestolt in gots gewalt. – Hans Hauschel, 1544; Sallet, Sinnspr.
*47. Sich miteinander nicht stellen können.
»Von dem Themistokle und Aristide zu Athen, welche sich sonsten gar miteinander nicht stellen konnten, lieset man u.s.w.« (Friedborn, II, 35.)
*48. Sie stellt sich, als wenn sie das Wetter nicht getrübt hätte. – Allerlei, 1798, 905.
*49. Ställ dig dog nit esu höömesachtig1 an. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 236.
1) Dumm, tropfartig, ungeschickt.
50. Jeder stellt sich selber gern ins beste Licht.
Poln.: Cudze złe na słońcu, swoje w cieniu stawiamy radzi. – S swojim na czoło, s cudzym do kąta, choć dobre. (Čelakovsky, 56.)
*51. Sie stellt sich, als sei sie das Evangelium. – Ayrer, II, 1678, 26.
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