Schänden

1. Dai sik schennt, dai sik kennt. (Iserlohn.) – Woeste, 77, 308.


2. Der sich selbs schend, lobt niemandt.Gruter, I, 17; Eyering, I, 541.

Lat.: Domesticum thesaurum calumniari. (Tappius, 47a; Philippi, I, 124.)


3. Es kan keiner den andern schenden, dem selber die Ehre fehlt an allen Enden (Wänden).


4. Issts, dass ich mich selber schend, so gefall ich niemand.Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 56.


5. Niemand schändet sein eigen Gesicht.Eisenhart, 171; Simrock, 8885; Graf, 164, 130.

Wer einen Schimpf erlitten oder durch schlechte Handlung sich eine Verachtung zugezogen, hat dadurch die Ehre seiner ganzen Verwandtschaft befleckt. Das Sprichwort warnt daher vor solchen Handlungen, weil durch sie sogar die Ehre der Anverwandten verletzt wird. Es hat seinen Grund in dem Begriff, den unsere Vorfahren sich von der Familienehre gemacht haben, der sehr streng war.


6. Vil leichter zu schenden dan dergleichen thon.Hauer, Liij3.

Lat.: Carpet citius aliquid quam imitabitur. (Hauer, Liij3.)


7. Wer einen andern schändet viel, muss er auch hören, was er nicht will.Zinkgref, IV, 355.

»Was einer einem gibt für Wort, dergleichen er darwider hort; und wie man in den Wald einschalt, dergleichen es herwider halt; wie einer einem gibt ein Gruss, dergleichen Dank einnehmen muss.«

Böhm.: Hana za hanu. (Čelakovsky, 86.)

Lat.: Interrogatio et responsio casu consentiunt. (Chaos, 461.)

Poln.: Bru na bru.


8. Wer einmal ist geschendet, dem hengt es sein Lebelang an.Petri, II, 704.


9. Wer sich selber nicht schändet, den können auch andere nicht schänden.

Böhm.: Kdo se sam nezhuzdí nikdo ho nemůze zhyzditi. (Čelakovsky, 91.)


10. Wer sich selber schändet, den können (werden) auch andere nicht ehren.

Schwed.: Den som skämmer sig sjelf, han ärar ingen annan. (Grubb, 120; Wensell, 19.)


11. Wer sich selber schändet, der gefällt niemand.Eiselein, 566; Simrock, 8884; Körte, 6765.


12. Wer sich selbs schent, ist gar vnsinnig. Franck, II, 50b; Gruter, I, 83.

Holl.: Wie zich zelven schendt, die is onzinnig. (Harrebomée, II, 140b.)


*13. Ar hat mi g'schend't (geschimpft) as wenn i di Säu' mit'n g'hüat't hätt. (Franken.) – Frommann, VI, 323, 327.


*14. Dai sgend1 as en Kîetelläpper2. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 162, 134.

1) Sgennen, sgenden = schimpfen, schelten.

2) Kesselflicker, Läpper zu Lappen.


*15. Dai sgend as en Wannenflicker1.Frommann, V, 162, 134.

1) Wanne oder Schwinge zum Reinigen des Getreides.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 99.
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