1. An den Lappen lern die hund leder fressen. – Luther's Werke von O.v. Gerlach, XXIV, 204; Luther's Ms., S. 9a; Luther's Tischr., Append.
Holl.: Allengskens lappen leert die hont dat leer eten. (Harrebomée, II, 9; Tunn., 3, 16.)
Lat.: Particulis discit corium canis esse quod id seit. (Fallersleben, 60.)
2. An iad'n Lopp'n g'folld sain Kopp'n und mia main Hau'm. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 32.
Einem jeden Lappen gefällt seine Kappen und mir meine Haube.
3. An Lappen lernen die Schneiderjungen nähen.
4. An niadd'n Loppen gfold sain Koppen1. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 18.
1) Auch meine Haube, setzt man in Oberösterreich hinzu.
5. Beter en Lapp as en Lok (Gadd). (Holst.) – Schütze, III, 12; für Bremen: Köster, 250; Bueren, 55; Frommann, II, 390, 52; Eichwald, 1156; hochdeutsch bei Simrock, 6193; Körte, 3696.
6. Beter 'n Lapp as'n Gatt. (S. ⇒ Flicken 1.) – Hauskalender, I; Kern, 1051; Goldschmidt, 145; Firmenich, I, 18, 4; Lohrengel, I, 91.
Engl.: Better see a clout, than a hole out. (Bohn II, 80.)
7. Der Lappen muss grösser sein als das Loch.
Gegengeschenk, Wiedergabe grösser als das erhaltene Geschenk oder das Entlehnte.
Böhm.: Záplata musí vĕtší býti než díra. (Čelakovsky, 356.)
Wend.: Zapłata dyrbi wjetša być hać džjera. (Čelakovsky, 356.)
8. Ein junger Lappe vnd verlebtes Weib, ein tägliches Kippeln vnd keiffen. – Petri, II, 205.
9. Jedem Lappen gfallt sein Kappen. – Zaupser, Idiot., 89; Siebenkees, 276; Gaal, 1109; Mayer, II, 50; Eiselein, 410 u. 488; Simrock, 6191; Parömiakon, 2920; Körte, 3697.
Auch mit dem Zusatz: Ich für mich, jeder bleibt ein Narr für sich. Selbsterkenntniss ist eine schwere Sache. Jeder hält sich selbst für klug, geschickt und seine Leistungen und Besitzthümer für vollkommen.
Frz.: A chaque fou plait sa marotte. (Gaal, 1109.)
Lat.: Me mea delectant, te tua, quemque sua. (Gaal, 1109.) – Suum cuique pulchrum. (Cicero.) (Binder II, 3265; Faselius, 429; Wiegand, 331.)
10. Lappe op Lappe giw Erweland (Erbland). (Sauerland.)
11. Lauter Lappen gibt neue Kappen. – Eiselein, 361; Simrock, 5423.
12. Neue Lappen halten nicht an alten Kappen.
13. Viel Lappen geben ein Stück.
14. Viel Lappen übereinander halten auch warm.
Dän.: Palt over palt det varmer over alt, saa taaler fattig mand kalt. (Prov. dan., 450.)
15. Wenn auch nur ein Lappen, doch mein eigener.
16. Wo der Lappen wendet, da wendet auch das Muster. (Wiesbaden.) – Magdeburger Zeitung, 1866, Nr. 87; Moltke, Sprachwart (Leipzig 1866), III.
Sprichwort der Schneider.
*17. Am Lappen halten. – Mathesy, I, 156a.
»Hastu ein Löhnlein, Erbtheil, eine Besoldung, halte am Lappen, lege den Gülden nicht zu viel auff, sei ein Sparmundus.«
*18. Das heisst aus dem Lappen in die Plunnen (Lumpen) kommen. (Braunschweig.)
*19. Durch die Lappen gehen. – Frischbier, 440; Braun, I, 2162.
Flüchten, ausreissen, davonlaufen. Von der Jagd entlehnt.
*20. Eenen wat up de Lappen geven. (Holst.) – Schütze, III, 12.
*21. Einen bei den Lappen fassen.
Holl.: Iemand bij de lappen (lurven, vodden, de mouv, de krag) krijgen. (Harrebomée, II, 8.)
*22. Er hat einen Lappen als Wappen auf dem Arsch. – Simrock, 11184.
*23. Es ist ihm durch die Lappen gegangen. – Frischbier2, 2100.
*24. Hä hät der Lapp nevven et Loch gesatz. (Bedburg.)
*25. He geit mî dörch de Lappen (auch: Latten).
26. Besser ein Lappen auf dem Kleid, als ein Loch darin. – Schulfreund, 89, 169.
27. Lappen auf Lappen zusammennähen ist besser als ein Kleid betteln.
*28. Er geht durch die Lappen, wie dem maxdorfer Cantor seine Gänse. (Köthen.)
*29. Er ist ein Lapp in der Haut.
»Der sich viel rühmet seiner Kunst und ist doch ein Lapp in der Haut.« (Sätze von der Haserei in Schaltjahr, III, 528.)
[1538] *30. Er ist ein Lappen.
Ein schlaffer, unordentlicher Mensch.
*31. Tapfer auff den Lappen treten. – Simpl. Vogelnest, 397.
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