1. Auch im schönsten Walde fehlt es nicht an verkrüppeltem Holze.
2. Auch in den Wäldern der Hermeline merkt man den Thronwechsel. (Russ.)
3. Aus des Waldes eigener Mitte erhält die Axt den Stiel.
»Aus dem Walde kommt der Keil, der ihm bringt so viel Unheil.« (Ehrmann, 98.)
4. Besser am Walde (wohnen) als im Walde.
Lat.: Quam concipilari melius nemus est comitari. (Reuterdahl, 828.)
5. Besser im Walde als im Bauer, sagte der Vogel.
Böhm.: Blaze hajdukovi po horách; tamtĕ sproštĕn much i ovadu, ač mu druhdy býti o hladu. – Lepší kleci les. (Čelakovsky, 279.)
6. Dem reichen Walde wenig schadet, wenn sich ein Mann mit Holz beladet. – Simrock, 11166; Graf, 68, 30.
Man unterschied in der deutschen Gemeinde früher einen vollwerigen und halbwerigen von einem unwerigen (unbehoften) Manne. Wer an dem Gemeingut der Mark theilhaben wollte, musste im Gau »eigen Feuer und Bauch« haben, d.h. in der Gemeinde angesessen sein, ein Privatbesitzthum haben, dann war er werig; der unwerige Mann, der kein Haus und Hof hatte, sollte keinen Theil haben an den Nutzungen der Almende oder des Gemeindeguts. So wenig indess der ⇒ Märker (s.d.) in dem Gemeingut nach Belieben schalten konnte, so wenig sollte der Ausmärker oder Unwerige aus Billigkeitsrücksichten von der Nutzung des Almendeguts völlig ausgeschlossen sein. Man gestattete ihm, im obigen Sprichwort der »arme Mann« genannt, sich Holz tragweise zu holen. (S. ⇒ Baum 220.)
Mhd.: Dem richen walt lutzel schadet ob sich eyn man mit holze ladet. (Grimm, Vridank, V, 27.)
7. Der kommt nimmer in den Wald, so jeden Busch fürchtet. – Eiselein, 627; Simrock, 11167.
Lat.: Non venit ad silvam, qui cuncta rubeta veretur. (Eiselein, 627.)
8. Der muss nicht in den Wald gehen, der vor jedem Ast (Rauschen) erschrickt.
Lat.: Quid nemus intramus quos territat vndique ramus. (Reuterdahl, 816.)
Schwed.: Han thorff ey ga till skogx som raedhis hwar buskan. (Reuterdahl, 816.)
9. Der wald hat ohrn, das feld hat augen. – Franck, II, 20b; Lehmann, 69, 32; Eiselein, 627; Körte, 62429; Simrock, 11163; Braun, I, 4895; Birlinger, 519.
»De Wald hät Oahren, 't Feld hät O'n.« – (Schlingmann, 1425.) Vorsicht in der Mittheilung von Geheimnissen. Ein rabbinischer Spruch sagt: Sprichst du des Nachts, so dämpfe deine Stimme; sprichst du des Tags, blicke zuvor um. (Dukes, Rabbinische Blumenlese.) Der Gedanke, dass nichts verborgen bleiben könne, wird in einem serbischen Volksliede so ausgedrückt: »Küssten sich zwei Liebste auf der Wiese, und sie glaubten, dass es niemand sähe. Doch es sah sie wol die grüne Wiese, diese that es kund der weissen Heerde, und die Heerde sagt es ihrem Hirten und der Hirt dem Wanderer auf der Strasse; dieser sagt es auf dem Meer dem Schiffer und der Schiffer sagt es seinem Schiff, das verkündet es dem Wasser, und das Wasser sagt's des Mädchens Mutter.« Den nämlichen Gedanken spricht ein neugriechisches Volkslied aus: »Mein Mädchen, da[1767] wir uns geküsst, da war es Nacht, wer sah uns? Die Nacht, der Morgen sahen uns; der Stern, der Mond auch sah es; und da der Stern nun niederging, da sagte er's dem Meere; dem Ruder hat's das Meer gesagt, das Ruder sagt's dem Schiffer, und der hat es gesungen vorm Fenster seiner Schönen.« (Vgl. Th. Kind, Das serbische Volkslied im Deutschen Museum, Leipzig 1867, Nr. 35.) Die Russen: Die Luft hat die feinsten Ohren. (Altmann VI, 478.)
Dän.: Skov har ørne, og marken øyne. (Prov. dan., 508.)
Engl.: Fieldlos have eyes and woods have ears. (Masson, 371.)
Frz.: Buisson des oreilles. – Les murs ont des oreilles. (Masson, 371.)
It.: Anche i boschi hanno orecchie. (Masson, 371.) – Le siepi non hanni occhi, ma orecchie. (Bohn I, 109.)
Lat.: Aures sunt nemoris oculi campestribus horis. – In saltus latebra silet ascultatio crebra. (Reuterdahl, 69 u. 433.) – Nullum sine teste putaveris locum. (Masson, 371.) – Saltibus auditus fit prope sepe situs. (Reuterdahl, 863.)
Schwed.: Opta aers huch (hwlt) hörande när. (Reuterdahl, 433 u. 863.) – Skogen har ögon och marken öron. (Grubb, 725.) – Skogh hawer ören mark hawer öghon. (Reuterdahl, 69.)
10. Der Wald ist armer Leute Nothhelfer.
Schwed.: Skogen är god fattigmans kåpa. (Grubb, 725.)
11. Der Wald ist besser, als ein Baum. – Lehmann, 399, 24.
Ansicht derer, welche ihre Liebe gern auf viele Gegenstände ihrer Neigung ausdehnen.
12. Der Wald ist nur durch seine eigenen Bäume verbrannt.
»Jeder interessirte sich für seine kühnen Unternehmungen und begleitete ihn dabei mit besorgten Blicken, weil man die Unvorsichtigkeit seiner Verwegenheit kannte. Als ihm ein Freund durch Warnungen vor einer bevorstehenden Katastrophe Einhalt thun wollte, antwortete er mit liebenswürdigem Lächeln: ›Der Wald ist nur durch seine eigenen Bäume verbrannt.‹ Er ahnte nicht, dass er damit eins der schönsten arabischen Sprichwörter citirte.« (Jul. Verne, Von der Erde zum Mond, S. 122.)
13. Du fällst den Wald und pflanzest Erdfrüchte, und wenn sie reif sind, isst du sie nicht.
Die Neger in Surinam, um zu sagen: Der eine pflanzt, der andere erntet. Heute roth, morgen todt.
14. Einen Wald, der dir Schutz gewährt, nennst du nicht ein Gestrüpp. (Westafrika.)
15. Es ist selten ein Wald ohne Gimpel. – Parömiakon, 2020.
16. Es stehen nicht in jedem Walde Tannen.
Die Russen: Es ist nicht jeder Wald ein Birkicht. (Altmann V.)
17. Im Walde (geht) der Bär, im Hause die ⇒ Stiefmutter (s.d.) her.
18. Im Walde regnets zweimal. (Haindorf bei Böhmisch-Friedland.)
Das andere mal regnet's nämlich von den Bäumen herab.
19. Im Walde richtet man Bäume ab, aber den Menschen kann man nicht abrichten.
Von einem, der sehr schwer Lehre und Bildung annimmt.
20. In einem wüsten Walde ist gut streiten.
Es ist leicht da, wo es an Sachkennern fehlt, mit seiner Kunst hervorzutreten.
Böhm.: Snadno v pustém lese hvízdati. (Čelakovsky, 217.)
21. In fremdem Walde ist der Schall grösser.
22. Je stärker im Walde die Bäume knacken, je härter wird der Winter packen. – Payne, 37.
23. Je tiefer im Walde, je dichter (desto mehr) Holz.
Masur.: Im dalij wlas, tym więléj drew. (Frischbier2, 4321.)
Poln.: Czém dalej w las tem więcêj drzewa. (Lompa, 8.)
24. Je tiefer in den Wald, je mehr Bäume.
Oft wachsen die Schwierigkeiten, je weiter man in einer Arbeit, in einem Unternehmen, einer Untersuchung vorschreitet. Auch: Ein Fehler, eine Streitigkeit, ein Ungemach zieht andere nach sich.
Böhm.: Čim dále v les, tim vice dřev. (Čelakovsky, 316.)
Poln.: Jim daléj w las, tym więcèj drew. (Čelakovsky, 316.)
25. Je tiefer in den Wald, je schlechter das Holz. – Frischbier2, 3967.
26. Jeder Wald hat seine Schlägel.
27. Man soll nicht den ganzen Wald verkiesen um eines Baumes willen. – Petri, III, 10.
Ill.: Ni gore posjeci, ni bez dàrvah doma dodji. (Čelakovsky, 291.)
28. Nicht in jedem Walde hausen Bären.
[1768] 29. Nun ruhen alle Wälder, die Straupser an Mewelder, nu schläft de ganze Lômz. (Hirschberger Kreis.)
So hat sich der Volkswitz das bekannte Kirchenlied umgewandelt, um die Einwohner der in der Nähe Hirschbergs gelegenen Dörfer: Straupitz, Maiwaldau und Lomnitz zu necken.
30. Rieft mer gut in den Wald, so schalt's em gut entgegen. (Waldeck.) – Curtze, 366, 637.
31. Wald, Wasser und Weide haben keine Scheide.
Nach einem uralten Rechtsgrundsatze waren sie gemeine Nutzungen aller Markgenossen. (Vgl. Riehl, Land und Leute.) - In der Umgegend von Moskau hat man das Sprichwort: Ueber die Wälder bleiben wir einig, aber über die Bäume bleibt der Streit. (Altmann V.) Ein irisches Sprichwort: Der Anfang des Waldes ist des Moores Ende.
32. Wann de Wald nit den Rock verlüürt, git et en kallen Winter. (Waldeck.) – Curtze, 315, 27.
33. Was aus dem Walde kommt, sieht nach dem Walde aus.
34. Was im Walde gesprochen (verbrochen), wird oft im Dorfe gerochen.
Die Kleinrussen: Im Walde schlägt man das Holz und ins Dorf fliegen die Späne. Im Walde heulen die Wölfe und hinter dem Ofen erschrickt man.
Poln.: W cudzém domu drwa rabią a do nas wiory lecą. (Čelakovsky, 88.)
35. Was soll der im Walde, der vor jedem Blatt erschrickt!
Dän.: Hvad skal han i skvoder hver busk redis. (Prov. dan.)
36. Wenn der Wald Beeren gibt, zählt er sich gleich zu den Gärten.
37. Wenn der Wald brennt, so ist's sein eigenes Holz. – Globus, VIII, 7.
38. Wenn der Wald brennt, zerstreuen sich die Schlangen.
Wenn's gilt, fest zu stehen, lauft ihr davon. In der Gefahr entfällt euch der Muth.
39. Wenn es über den entlaubten Wald donnert, schneit es über den belaubten.
Frz. Schweiz.: Sche ton-nés schou le bou niu, ey névesré schu le bou follin.
40. Wenn im Walde Nebeldämpfe aufsteigen, bachen die Hasen, es wird Regenwetter, – Birlinger, 581.
41. Wenn man in den Wald ruft: nimmer, so ruft das Echo: immer.
42. Wer einen Wald anlegen will, muss Bäume pflanzen.
43. Wer in den Wald geht, Holz zu fällen, darf das Beil nicht vergessen.
44. Wer in den Wald geht, soll ein Beil, ein Brot und ein Seil mitnehmen. (Böhmen.)
In Bezug auf die Grösse und Dichtigkeit der ehemaligen Waldungen.
45. Wer sagt: Der Wald ist besser als der Baum, geht den Weg ins Spital.
46. Wie man in den Wald ruft, so bekommt man Antwort. – Hollenberg, II, 47; Neus, 12; Eiselein, 626.
Die Naturgesetze der moralischen Welt gleichen denen der physischen. Wer den Ton in Dur angibt, dem wird früher oder später in Dur geantwortet. Das Echo gibt unsere eigenen Worte zurück, und prallt in demselben Winkel ab, in dem es angeprallt ist. Jüdisch-deutsch in Warschau: Wie män blust herein, blust sich heraus.
Mhd.: Der sô lange rüeft in einen touben walt, ez antwurt ime dar ûz etes wenne. (Morungen.) – Swie man ze walde rüefet, dazselbe er wider güefet. (Freidank.) – Swie man ze walde ruofet billîch alsô der galm wider billet. (Labers.) – Wie yeder vor dem wald jn byltt, desglich jm all zyt widerhyltt. (Narrenschiff.) (Zingerle, 162.)
Engl.: You shall have as good as you bring. (Marin, 25; Kritzinger, 601b.)
Frz.: Rendre les paroles à quelque chose à quelqu'un. (Kritzinger, 601b.)
47. Wie man in den wald schreiet, also schallet es wider herauss. – Tappius, 175b; Pistor., VII, 91; Keller, 142b; Gerber, 97, 2; Müller, 10, 3; Körte, 6427; Simrock, 11168; Braun, I, 4149; Parömiakon, 270; Siebenkees, 175; Meisner, 7; Steiger, 299; Struve, I, 13; Masson, 160; Schmitz, I, 186, 58; Dove, 130, 137 u. 462; schlesisch bei Gomolcke, 1108; Robinson, 144; Frommann, III, 245, 114.
»Man sagt in einem sprichwort alt: Wie einer ruft [1769] in einen walt, dergleichen hör' er widerschreyen.« (Germania, XI, 104; Weller, I, 95.) – »Gleichwie einer rufft in den Waldt, antwort man jm der selben gestalt.« (Waldis, IV, 38.) – »Wie du in den waldt schreiest, so tönt es wieder.« (Geiler, Alsatia, 1862-67, 447.) – »Nun könte ich wohl auch anitzo wahr machen, dass wie es in dem Wald schalle, so schalle es wieder heraus.« (Keller, 135b.) Eine Menge Sprichwörter sind dem Wald- und Jagdleben entlehnt und stammen aus der Zeit, als Jagd und Wald noch eine wichtigere Rolle in unserm Volksleben spielten, als die Poesie des Waldes und des Jägerlebens noch nicht von den Nützlichkeitsrücksichten der neuen Zeit zurückgedrängt war. Eine Anzahl dieser Sprichwörter beschäftigt sich zunächst mit der Jagd und dem ⇒ Jäger (s.d. Artikel) wie den Jagdthieren im allgemeinen. (S. ⇒ Kalbzeit.) Dann hat auch der Wald eine Menge von Sprichwörtern hervorgerufen, zu denen ausser dem obigen unter vielen andern auch folgende gehören: Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Auf dem Holzwege sein. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Jemand hinter die Fichten führen. Wie ein Espenlaub zittern. In der Wurzel nichts taugen.
Böhm.: Jak se do lesa volá, tak se z lesa ozývá. (Čelakovsky, 87.)
Dän.: Den som siger, hvad han vil, man høre det han ikke vil. – Genlyd svarer efter raabet. (Prov. dan., 224.) – Saaden lyd der giør es saadan echo der høres. (Prov. dan., 133.) – Som man raaber i skoven, fa faaer man svar. (Čelakovsky, 87.)
Frz.: Le moine repond comme l'abbé chante.
It.: Conviene aspettare da altri, quello che si fà ad altri. (Pazzaglia, 22.)
Lat.: Ab alio expectes, alteri quod feceris. (Publ. Syr.) (Seybold, 1; Binder II, 20.) – Contumeliam si dices, audies. (Plautus.) (Binder II, 577; Philippi, I, 93; Seybold, 89.) – Dixerit insanum qui me, totidem audiet. (Horaz.) – Dulcia pro dulci, pro turpi turpia reddi verba solent. (Anonymus.) (Binder II, 826 u. 857.) – Nauson naucrati. – Ne male respondit, male enim prior ille rogarat. (Eiselein, 627.) – Quae dicis aliis, tibi mox responsa remitti exspectes. (Binder II, 2700.) – Si bene vis dici, caveas male dicere: qualis clamor adit silvas, talis et inde redit. (Binder I, 1625; II, 3102; Philippi, II, 181; Seybold, 555.) – Talia dicentur tibi, qualia dixeris ipse. (Horaz.) – Ut salutabis ita resalutaberis. (Philippi, II, 7 u. 239.) – Uti salutas, ita salutaberis. (Altdorf, 81; Binder II, 3456.)
Poln.: Jaki głos do lasu, taki nazad. (Lompa, 13.)
Schwed.: Som man ropar i skogen, får man swar. (Marin, 25.)
Tschud.: Nenda kui minna metsale, süs mets mulle. (Čelakovsky, 87.)
48. Wie man in wald rufft, so schallet er wieder. – Lehmann, 590, 12; Henisch, 1546, 54.
»Aber dabey ist zu bedencken, das stein vnnd stöck aussen wald schallen, nicht Menschen.«
Lat.: Qui quae vult dicit ea quae non vult audit. (Lehmann, 590, 12.) – Quod ab ipsum allatum est, sibi esse id relatum putet. (Henisch, 1546, 55.)
49. Wie man inn den wald schreiet, also schillt es widder herauss. – Franck, II, 109b; Latendorf II, 31.
»Gleich wie einer rufft in den waldt, antwort man jm derselben gestalt.« (Waldis, IV, 38, 55.)
50. Wie mer in de Wald röft, so kömmt et em werer zentgä (wieder entgegen). (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 139.
51. Wo ein Wald ist, da muss Wildpret sein. – Coler, 793a.
*52. Auf alle wüste Wälder gesugt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Beileidsausruf. (S. ⇒ Stein 293.)
*53. Das sind ihm böhmische Wälder. – Frischbier2, 3968.
*54. Das war in den Wald geredet.
Erfolglos, wie: in den Wind.
Mhd.: Es ist in den walt gesungen, daz ich ir genâden klage. (Schreiber.) – Swâz ich han gesungen, de ist gerüefet in den walt. (Neidhart.) (Zingerle, 163.)
*55. Der Wald hat keinen Baum. – Simrock, 11264; Körte, 6428.
Wenn sich der Reiche für arm ausgibt, oder gegen die, welche handgreifliche Lügen vertreten.
*56. Du hast einen grossen wald auff dem kopff. – Tappius, 182a.
*57. Ein dichter Wald, eine Mücke steckt ihre Schnauze nicht hinein.
*58. Er geht durch den Wald und sieht keine Bäume.
Um grosse Zerstreutheit auszudrücken.
Böhm.: Lesem šel, a stromův nevidĕl. (Čelakovsky, 502.)
Frz.: Il cherche la lune en plein jour. – Les maisons l'empêchent de voir la ville. (Masson, 371.)
Lat.: Arrepta candela candelabrum quaeris. – Caligare in sole. (Masson, 371.)
Slow.: Gré skos léf, ne vidi drevéf.
[1770] *59. Er geht in den Wald ohne Beil.
Wenn jemand etwas ohne die zur Ausführung erforderlichen Mittel unternimmt.
Frz.: Aller au bois sans cognée. (Lendroy, 457.)
*60. Er hat den Wald auf dem Kopfe und kann jagen, wann er will.
Dän.: Han har skoven paa hoved, kand jage naar han vil. (Prov. dan., 508.).
*61. Er hat einen ganzen Wald auf dem Kopfe.
Er hat viel Haar, meist mit dem Nebenbegriff der Unordnung und Wildheit.
Lat.: Multam silvam gestat. (Binder I, 1025; II, 1922; Erasm., 317.)
*62. Er ist Wald (roh, dumm) und wird Wald bleiben. (Lit.)
*63. Er ist wie im Walde aufgewachsen.
*64. Er sieht den Wald nicht vor lauter Bäumen. – Simrock, 11165; Körte, 6430; Braun, I, 4896.
In Wieland's Musarion (V, 135) heisst es: »Die Herren dieser Art blendt oft zu vieles Licht, sie sehn den Wald vor lauter Bäumen nicht.« Ich halte nicht dafür, dass er der Schöpfer der Redensart ist; indess liegt mir eine ältere Stelle als Nachweis nicht vor, wiewol ich glaube, dass mir die Redensart schon in mittelhochdeutschen Dichtern begegnet ist. Nach Blumauer kann man aber annehmen, dass Wieland die Redensart gern gebraucht hat; denn in der travestirten Aeneide (2. Str. 9) heisst es: »Er sieht oft, wie Herr Wieland spricht, den Wald vor lauter Bäumen nicht.« (Vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 49.) »Wir haben unser Bücherwesen verkannt, den Wald vor Bäumen nicht gesehen.« (Jahn, 211.) Die Russen sagen: Er sucht Espen in den muranischen Wäldern, während die zwischen Muran und Arsanas sich hinziehenden grossen Waldungen vorherrschend aus Espen bestehen. (Altmann V.)
Lat.: In mari (flumine) aquam quaerere. (Faselius, 104, 2; Binder II, 1445.) – Medio in flumine quaerit aquam. (Propertus.) – Quaerit aquas in aquis. (Ovid.) (Binder II, 1823 u. 2711.)
Poln.: Dalekie rzeczy upa truje my, a bliskich niewidziemy. – Na kłaczy jeździ, a kłaczy szuka. (Masson, 371.)
*65. Gehen Wald ein ün Wald aus. (Warschau.)
Ohne Ziel und Zweck herumgehen.
*66. Im Walde nach Bäumen fragen.
Die Russen haben dafür die Redensart: In Moskau sein und nach dem Kreml fragen. (Reinsberg VI, 72.)
*67. Sein Wald trägt nichts als Prügel. – Parömiakon, 1797.
Vom Schlagfertigen und Schlagsüchtigen.
*68. Seinen eigenen Wald anzünden.
Lat.: Domesticum thesaurum calumniari. – Propria vineta caedere. (Faselius, 67 u. 211.)
*69. Wenn der ganze bregenzer Wald ausstürbe, so würde ich keinen Tannzapfen erben.
70. Auch der Wald hat Augen und Ohren. – Schmitz, 190, 100.
71. Besser in einem Wald und nur Pignoli essen, als mit einem Spanier in einem Schloss gesessen.
Pignoli sind Piniennüsse, eine Frucht der in Italien einheimischen Pinienkiefer.
It.: È meglio stare al bosco e mangiare pignoli che stare in castello con gli Spagnuoli. (Giani, 1573.)
72. Der Wald liefert selbst den Stiel zu der Axt, mit der er umgehauen wird. – Löwenheim, 63, 252.
73. Im leeren Wald dein Pfiff leicht schallt. – Wenzig, 78.
74. Nicht in jedem Walde gibt es Auerochsen. – Altmann VI, 395.
75. Viel Wald, viel kalt. (Schwaben.)
76. Vor dem Walde laufen die Hunde nie, aber vor einem Stecken aus demselben. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
*77. Däs wurd de Wold net umreissa. – Michel, 258.
Das bringt dich nicht um.
*78. In den Wald gehen.
Ausdruck für sterben. In der Edda sind die Gräber Wälderwohnungen genannt.
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