1. Dat hêt, fahrt na Spandau, um den König zu sehen!
Sprichwort aus der Zeit des Dreissigjährigen Kriegs. Die leipziger Messe war vorbei und die hamburger Kaufleute fuhren mit vierundzwanzig reichbeladenen Wagen nach Hause. Doch wollten sie den grossen, bei Spandau stehenden Schwedenkönig sehen. Gustav Adolf nahm sie freundlich auf, und hörte einer Predigt, die ihr mitreisender Geistlicher hielt, zu; da er aber Geld brauchte, [645] so hatte er während der Predigt ihre Wagen in sichern Verwahrsam bringen lassen und zwang sie zu einer freiwilligen Anleihe von 80000 Thaler, indem er ihnen einen Schuldschein darüber gab. Als sie in Hamburg den Vorfall anzeigten, so sagte der hamburger Bürgermeister das obige Wort, das lange Sprichwort blieb. (Vgl. darüber ausführlicher O. Beneke, Hamburgische Geschichten; Leipziger Modenzeitung, 1857, Nr. 23, S. 183.)
2. Vor Spandau nimm dich wohl in Acht, dort kommt man fort nur bei der Nacht.
Diesen Reimvers vernahm man nach der in der Nacht vom 6. auf den 7. Nov. 1850 aus dem spandauer Zuchthaus ausgeführten Flucht des Prof. Dr. Kinkel. Da er von Munde zu Munde ging, nahm er auch bald sprichwörtlichen Charakter an. Es wird seiner auch in der am 24. und 25. Nov. 1656 zu Berlin stattgefundenen schwurgerichtlichen Verhandlung gegen den Dr. Falkenthal wieder gedacht, da die Polizei Zettel mit diesem Spruche bei einer Haussuchung in Falkenstein's Wohnung gefunden hatte.
*3. Er wird auf eine halbe Stunde nach Spandau kommen.
Scherzhafte Strafandrohung, die ihre Entstehung in einer bekannten Entscheidung Friedrich's des Grossen hat, zufolge der er eine Anklage, dass jemand Gott, ihn, den König, und den Magistrat des Orts gelästert habe, dahin entschied, dass die Gotteslästerung aus Unwissenheit entsprungen und daher Belehrung nöthig sei, dass er die gegen ihn (den König) gerichtete Schmähung verzeihen wolle, dass aber der Angeklagte wegen Schmähung des Magistrats eine halbe Stunde nach Spandau gebracht werden solle.
*4. Er wird Spandau nicht verrathen.
Von einem einfältigen Menschen.