1. Der starck hat allzeit glück vnd recht, der schwächst ist ein geplagter Knecht. – Henisch, 1661, 17.
[779] 2. Der starck sol den schwachen vbertragen, der weise den Albern. – Petri, II, 107.
3. Der Starke bedarf des Schwachen auch.
Frz.: Tôt ou tard, ou près ou loin, le fort du faible a besoin. (Cahier, 644.)
4. Der Starke hat das Recht in der Hand, der Reiche in der Tasche.
Dän.: Den starke har ret i haanden, den rige i tasken. (Prov. dan., 531.)
5. Der Starke hat viel Feinde.
Böhm.: Na silneho bůhi král. (Čelakovsky, 348.)
6. Der Starke kennt die Furcht nicht.
Frz.: Force diminut la crainte. (Leroux, II, 224.)
7. Der Starke plündert den Schwachen.
8. Der Starke schiebt den Schwachen in den Sack. – Eiselein, 577; Simrock, 9817.
Holl.: De onnoozelheid moet zwichten, zei David, en hij sag eene muis door eene hat opeten. (Harrebomée, I, 122.)
It.: La fortuna favorice i corraggiosi. – Tutto cede all' uomo forte e risoluto.
Lat.: Plus potest, qui plus valet. – Victaque pugnaci jura sub ense latent.
9. Der Starke theilt mit dem Schwachen.
Frz.: Le plus fort fuit la part au faible. (Cahier, 745.)
10. Der Starke wächst im Geduldgarten. – Venedey, 67; Körte, 5700.
11. Der Starke weicht muthig zurück.
Ein sprichwörtlich gewordener Ausspruch des preussischen Ministerpräsidenten Freih. von Manteuffel, der aber im Zusammenhange etwas anders lautete. Als Preussen 1850 in allen Fragen von Oesterreich geschlagen war, sprach sich derselbe in der Sitzung der zweiten Kammer vom 3. Dec. 1850 dahin aus: »Das Mislingen eines Plans hat immer etwas Schmerzliches; es wirkt aber verschieden auf die Menschen. Der Schwache gelangt in Gereiztheit; der Starke tritt wol einen Schritt zurück, behält aber das Ziel fest im Auge und sieht, auf welchem andern Wege er es erreichen kann.« (Vgl. Büchmann, 279.) – Wo aber in aller Welt ist durch einen Rückzug ein Krieg, eine Schlacht gewonnen worden?
Holl.: Hij vlugt niet, die wijkt, zei de boer, en hij smeerde zijne schoenen met hazevet. (Harrebomée, I, 272.)
12. Der Starke weicht zurück, sagte der Grossknecht, als ihn der Ochsenjunge prügelte.
13. Der Starke weicht zurück, sagte der Ochs, als ihn der Esel aus dem Stalle trieb.
14. Der Starke weicht zurück, sagte der Teufel, da man ihn zur Thür hinauswarf.
15. Der Starke zieht ins Feld.
Aehnlich in der Herzegowina. (Hausfreund, XVI, 519, 84.)
16. Der Starken Spiel ist der Schwachen Tod. – Körte, 5701; Braun, I, 4252.
Dän.: Starke mands spil er kranke mands død. (Bohn I, 399.)
Holl.: Der sterke lieden spel, der zwanke lieden dood. – Sterker mannen speel is cranker mannen dood. (Harrebomée, II, 285b.)
Lat.: Dum fortis ludit, me mortis cuspide trudit. – Dum ludit fortis, me trudit cuspide mortis. (Fallersleben, 617.)
Poln.: Komu do śmiechu, a drugiemu do zpechu. (Masson, 310.)
17. Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. – Matth. 9, 12; Schulze, 201; Zehner, 444.
Lat.: Aegris sed merito miserans adhibendu medela. – Intem erata salus vegetat, viresque ministrat. – Non (inquit) est medicis opus est ubi fortia membra. (Henisch, 250, 41.)
18. Die starken regieren alle sachen und übervortheilen den schwachen. – Froschm., OoVIII.
19. Ein starcker den kleinen vertüscht, wie ein regen den schnee abwüscht. – Sutor, 985.
Lat.: Imber quando cadit, nise depereit et cito uadit. (Loci comm., 67.)
20. Ein starcker find wider einen starcken. – Petri, II, 227; Henisch, 1099, 28.
21. Hilfft der Starck dem Schwachen, so hilfft er jhme zum garaus. – Lehmann, 108, 35; Eiselein, 577; Simrock, 9819.
22. Starcke vnd Reiche führen das Recht in der Faust vnd Taschen. – Gruter, III, 82; Lehmann, II, 579, 109.
23. Starke nehmen mit der Zeit auch ab.
[780] 24. Wenn der Starke fällt, wanken auch die Schwachen. – Kormann, III, 92.
Lat.: Post devictam Carthaginem neminem vinci pudnit. (Florus, II, 7.)
25. Wenn ein starcker kompt, der verjagt den kleinen. – Petri, II, 953.
26. Zwei Starke vertragen sich nicht auf Einer Bank.
Schwed.: Twå stora rymas intet wäg på en way.
*27. Den starcken schlagen. – Franck, II, 20a.
28. Mit einem Starken ist bös ⇒ Strebkatze (s.d.) zu ziehen.
Ein Spiel, wobei zwei an dem entgegengesetzten Ende eines Seiles (Strickes) ziehen.
Adelung-1793: Stärke, die · Starke, die
Brockhaus-1911: Stärke · Starke
Herder-1854: Stärke · Starke · Ferse, Kalbe, Starke
Lueger-1904: Stärke, Stärkearten · Stärke [2] · Stärke [1]
Meyers-1905: Stärke · Starke Mann · Magnetische Stärke · Starke
Pierer-1857: Stärke [1] · Stärke [2] · Starke Zeichen · Blaue Stärke · Starke
Buchempfehlung
Die beiden Schwestern Julchen und Lottchen werden umworben, die eine von dem reichen Damis, die andere liebt den armen Siegmund. Eine vorgetäuschte Erbschaft stellt die Beziehungen auf die Probe und zeigt, dass Edelmut und Wahrheit nicht mit Adel und Religion zu tun haben.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro