1. Abgetriebene Ochsen geben zähes Fleisch.
2. Alt ochsen tretten hart. – Franck, II, 14b; Lehmann, II, 27, 32; Körte, 4637; Braun, I, 3116.
Die Russen: Ein alter Ochs tritt fest auf, das Kalb springt von einer Seite zur andern. (Altmann VI, 443.)
3. Alte Ochsen haben steife Hörner.
Dän.: De gamle stude har de stive horn. (Bohn I, 352.)
4. Alte ochsen hand einn starcken stampf. – Franck, II, 117a.
5. Alte Ochsen lecken auch gern Salz. (S. ⇒ Bock 2 und ⇒ Kesselchen 1.) – Körte2, 5821.
Dies Wort entgegnete ein tiroler Bauer denen, die ihn damit zu beruhigen suchten, dass die Hofleute Franz' I., die sich am wiener Hofe über Nacht mit seiner jungen Frau eingeschlossen hatten, schon alte Herren seien.
Poln.: Czosnek ma glowę białą, a ogon zielony. – W starym piecu djabeł pali. (Masson, 269.)
6. Alte Ochsen lernen schwer ziehen. – Klix, 55.
7. Alte Ochsen machen gerade Furchen.
Engl.: An old ox makes a straight furrow. (Bohn II, 121.)
Frz.: Vieux boeuf fait sillon droit. (Bohn I, 63; Cahier, 1813; Masson, 268.)
It.: Bue vecchio solco diritto. (Bohn I, 75.)
Port.: Boy velho, rego direito. (Bohn I, 270.)
Span.: Buey viejo, sulco derecho. (Bohn I, 206.)
9. Alte und junge Ochsen muss man nicht an Einem Seile zusammenkoppeln.
10. Am Uxen gehîrt Hê (Heu). (Schles.) – Frommann, III, 415, 588.
11. An Ochs hot a lange Züng ün känn kein Schojpher (Posaune) nit blusen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Der Ochse hat zwar eine lange Zunge, aber das Posaunenblasen vermag er doch nicht; denn nicht immer gelingt, wozu man Anlagen zu haben meint.
12. An Ochs üm a Groschen, wenn der Groschen is nit du (da). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Im Paradiese, heisst es, kostet der Ochse einen Groschen; was nützt jedoch, fragt das Sprichwort, der billige Preis einer Waare, wenn das wenige dazu erforderliche Geld nicht vorhanden ist.
13. Auch der Ochs möchte gern einen goldenen Stangenzaum haben.
Lat.: Auratas habenas optat bos. (Philippi, I, 49.)
14. Auch ein grosser Ochse kann nicht alles Heu auf einmal fressen.
Dän.: Han har lidt meere end han kand æde op en gang. (Prov. dan., 8.)
15. Auch ein Ochs kennt sein Mass.
»Die Ochsen, welche die königlichen Gärten zu Susa wässern halfen und durch Räder, woran Eimer waren, Wasser schöpfen mussten, waren angehalten worden, dass jeder des Tags hundertmal heraufziehen musste. Es wird erzählt, sie seien an diese Zahl so gewöhnt gewesen, dass sie sich durch keine Gewalt zu einem Zuge mehr hätten antreiben lassen, sondern wenn sie ihre Zahl gethan, auf einmal still stehen geblieben seien.« (Gesellschafter, Magdeburg 1783, Anh. S. 38.)
16. Auch ein Ochs leckt sich, wenn er vom Joch frei wird.
Span.: El buey suelto, bien se lame. (Cahier, 3256.)
17. Auch einem Ochsen kann bange werden, wenn er vom Löwen zu Gaste gebeten wird.
Dän.: Studen kand blive bange, naar hand bydes til løvens maal. (Prov. dan., 535.)
18. Auf einen bösen Ochsen gehört ein böses Joch. (Wend. Lausitz.)
19. Bat kamme van Ossen mâr verlangen as en Stück Rindflesk. (Iserlohn.) – Woeste, 74, 234.
20. Bei willigen Ochsen hilft der Zuruf mehr als bei unwilligen der Stachel.
21. Besser ein Ochs, der stösst, als eine Katze, die kratzt.
22. Besser einen Ochsen allein als ein Huhn insgemein.
Eine Ansicht, die auch die Türken theilen. (Cahier, 2690.)
23. Das beste Stück am Ochsen ist zwischen Hörnern und Schwanz.
»Welches ist das best Stück am Ochsen? Ich denk, das zwischen Hörnern vnd Schwantz; welchs ist das [1093] best am Pfaffen? das Horn reiss jhm der Teufel aus vnd mach Clistierpfeiffen den Nonnen drauss.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 408.)
24. Das sind gute Ochsen, denen Aehren aus dem Arsche wachsen.
Dän.: Det er en god bul som axet voxer af enden. (Prov. dan., 43.)
25. Dat 's vörwôr nix Lütts, segt de Bûr, wenn 'n Oss in de Wêg (Wiege) liegt. – Globus, VIII, 177a.
26. De Oss fallt nig up den ersten Slag. (Holst.) – Schütze, I, 308.
Der Ochs fällt nicht auf den ersten Schlag. Von harten, festen Menschen, die von Einem Unglück nicht niedergeschlagen werden.
27. De Oss het so vêl Bên as de Hirsch und läuft doch nicht so schnell. – Hausblätter, 1867, I, 217.
28. De Oss löpt nich, öwerst he hüllt ût. – Hausblätter, 1867, I, 217.
Der Ochse läuft zwar nicht, aber er hält aus.
29. De Oss unner 'n Sadel un 't Pêrd unner 't Joch werden nicht viel leisten. – Hausblätter, 1867, I, 217.
30. De Uchsen giehn ne hie, wu se ne hie müssen. (Oberlausitz.)
31. Dem Ochsen bleibt das Stroh, wenn die Maus das Korn gefressen hat.
Böhm.: Tobĕ k vůli vůl se neo telí. (Čelakovský, 192.)
Frz.: Le boeuf mange la paille et la souris le blé. (Cahier, 117; Cibot, 159.)
Kroat.: Zbog tebe ne bude legel vol teličev. (Čelakovský, 192.)
Lat.: Natura non aberrabit. (Eiselein, 498.)
32. Dem (einen) Ochsen, der drischt (pflügt), muss man das Maul nicht verbinden. – 5 Mos. 25, 4; Eyering, I, 377 u. 428; III, 466; Petri, II, 75; Burckhardt, 172; Simrock, 7642; Körte, 4643; Braun, I, 3120; Schulze, 11; Zehner, 245.
Den Personen, deren wir uns in irgendeiner Angelegenheit bedienen, müssen wir auch trauen. Weil in Aegypten die Einzäunungen fehlen, so tragen die Ochsen, Kamele u.s.w. aus Stricken verfertigte Maulkörbe, damit sie nicht die Wege entlang an fremden Feldern weiden. – Von dem russischen Grundbesitzer und Criminalgerichtsdirector Stahrewski wird erzählt, dass er seinen leibeigenen Bauern und Bäuerinnen während der Obsternte Maulkörbe anlegen liess, um sie vom Obstessen abzuhalten.
Holl.: Gij zult den dorschenden os niet muilbanden (den muil niet toe binden). (Harrebomée, II, 154a.)
Lat.: Non alligabis os bovi trituranti.
33. Dem Ochsen gehöret Haberstroh. – Simplic., 237.
34. Dem Ochsen gehört das Joch, dem Pferde der Sattel.
Lat.: Bos sub jugum. (Binder II, 572; Buchler, 174; Fischer, 35, 43; Philippi, I, 65; Seybold, 54.) – Bovi clitellas imponere. (Fischer, 35, 43; Philippi, I, 65.) – Bovi non conveniunt clitellae. (Philippi, I, 65.)
Port.: Aonde hirá o boi, que não lavre, pois que sabe? (Bohn I, 266.)
35. Dem Ochsen gibt das Wasser Kraft, dem Burschen Bier (Punsch) und Rebensaft. – Schles. Provinzialbl., 1867, S. 549.
36. Dem Ochsen sind seine Hörner keine Last, die Flügel nicht dem Vogel.
Aehnlich die Türken Cahier, 2553.
37. Dem Osse kann man wat ver e Zoagel legge. (Dönhofstadt.)
Dem Starken kann man tüchtige Arbeit zumuthen.
38. Den Ochsen fasse beim Horn, den Mann beim Worte und die Frau beim Rock. – Blum, 194; Petri, II, 179; Eiselein, 498; Gaal, 1750; Simrock, 7639; Graf, 228, 27; Braun, I, 3112; Bertram, 51.
Im Klosterspiegel (6, 8) ist noch hinzugefügt: »und ein Kloster beim Geldsäckel.« Worte sind Handhaben, bei denen man einen Menschen festhält, jeder habe daher wol auf das Acht, was er redet. »Man spricht gemeiniglich also: Man begreifft ein ochssen bey den Hörnern und den Man bey den worten.« (Pauli, Schimpff, VIIb.)
Böhm.: Vola za rohy, človĕka za jazyk lapají. (Čelakovský, 76.)
Frz.: Commes les boeufs par les cornes on lie, aussi les gens par leurs mots font folie. (Leroux, I, 92 u. 95.) – Homme d'honneur n'a que sa parole. (Masson, 359.) – Le boeuf par les cornes et les hommes par les paroles. (Bohn I, 31; Cahier, 1272.)
[1094] Holl.: Bij hoornen vangt (vat, bindt) man den os, bij het woord den man. (Harrebomée, II, 154a.)
It.: Gli uomini si legano per le parole, e i buoi per le corna. (Gaal, 1750.)
Lat.: Verba ligant homines, taurorum cornua funes. (Binder II, 3500; Eiselein, 498; Gaal, 1750.)
39. Den Ochsen gibt Gott wol, aber nicht bei den Hörnern.
40. Den Ochsen vor den Pflug, den Schelm vor die Karre. (S. ⇒ Mönch 19.) – Frischbier2, 2823.
Frz.: A chacun le sien n'est pas trop. (Masson, 311.)
41. Den Ossen binnet me ant Strick, den Mann an sin Wôrd. (Westf.)
42. Den willigen Ochsen soll man nicht übertreiben.
43. Der alte Ochs ist auch ein Kalb gewesen.
Schwed.: Oxen haar och waret kalf. (Grubb, 622.)
44. Der grob Ochs will in der Statt wohnen. – Henisch, 1335, 66.
45. Der Îss huod en loank Zang, awer e kân net riéden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 170.
46. Der Ochs blecket (brüllt) nicht, wenn er sein Futter hat. – Petri, II, 103.
47. Der Ochs bohrt die Wunde mit den Hörnern, das Weib mit der Zunge.
48. Der Ochs, der den Pflug zieht, hat weder Ruh' noch Heu, aber die Maus hat Getreide auf dem Boden im Ueberfluss. – Reinsberg II, 130.
49. Der Ochs, der zuerst ans Wasser kommt, trinkt zuerst.
Die englischen Neger auf Surinam: Der Ochs, welcher vorangeht, trinkt das beste Wasser. (Wullschlägel.)
50. Der Ochs erschrickt, wenn er den Pflug erblickt.
Die Russen: Der Ochs brüllt, wenn von seinen Hörnern geredet wird. Die Finnen: Das Renthier flieht, wenn man vom Geweih spricht. (Altmann V, 85.)
51. Der Ochs erschrickt, wenn er ein neu Thor erblickt.
»Als Pythagoras seinen bekannten Lehrsatz entdeckte, brachte er den Göttern hundert Ochsen dar. Seitdem zittern die Ochsen, so oft eine neue Wahrheit ans Licht kommt.« (L. Börne.)
52. Der Ochs findet den Weg zur Krippe.
Dän.: Oxen finder vel veyen til krybben. (Prov. dan., 444.)
53. Der Ochs folgt seinem Führer.
Span.: Al llamado de quien le piensa viene el buey á su melena. (Bohn I, 197.)
54. Der Ochs freut sich, wenn er zur Kuh in den Stall kommt.
55. Der Ochs gehört dem Nachbar, aber das Kalb mir.
Schwed.: Oxe i ens annars och kalf i sitt egit. (Grubb, 662.)
56. Der Ochs gehört ins Joch (an den Pflug). – Eiselein, 498.
Lat.: Bos sub jugum. (Philippi, I, 65.)
57. Der Ochs geht langsam hinaus, aber er hält was aus.
Die Finnen: Der Ochs geht noch immer vorwärts, wenn das Pferd schon ruhen muss. (Bertram, 69.)
58. Der ochs geht langsam, zeucht aber wol. – Franck, I, 50a; Lehmann, II, 66, 162.
Von denen, die ruhig und allmählich etwas ausrichten. Die Ochsen gehen zwar nicht so schnell als Pferde, aber sie leisten doch durch Kraft und Ausdauer das Ihrige. Langsam kommt der Ochs, aber fest tritt er auf.
Lat.: Placide bos incedit. (Erasm., 900; Tappius, 115a.)
59. Der Ochs hat so viel Beine als der Hirsch, läuft aber nicht so schnell.
60. Der Ochs ist Englands Rebhuhn. – Deutsche Romanzeitung, III, 47, 867.
61. Der Ochs ist kein Saumpferd. – Eiselein, 498.
Lat.: Non nostrum onus, bos clitellas? (Eiselein, 498.)
62. Der Ochs kennt seinen Stand.
63. Der Ochs lässt sich das Brüllen nicht abgewöhnen. – Altmann VI, 484.
64. Der Ochs muss zur Krippe gehen, die Krippe kommt nicht zum Ochsen.
65. Der Ochs rennt sich mit den Hörnern fest, der Mann mit seinem Wort.
66. Der Ochs schreitet und der Hase springt; jeder macht's, wie's ihm gelingt.
Böhm.: Volům kroky a jenelům skoky. (Čelakovský, 204.)
[1095] 67. Der Ochs stösst von vorn, das Pferd von hinten, der Pfaff' von allen Seiten. – Frischbier2, 2824.
Engl.: Beware of a woman before, of a horse behind, of a cart sideways, of a priest every way. (Masson, 335.)
Frz.: Il faut se garder du devant d'un boeuf, du derrière d'un âne et d'un moine de tous côtés. (Masson, 335.)
68. Der Ochs trägt nicht schwer an seinen Hörnern. – Schlechta, 91.
69. Der Ochs und die Maus nehmen (finden, wollen) beid' ihre Speis', aber in anderer Weis'.
70. Der Ochs vergisst, dass er ein Kalb gewesen ist.
71. Der Ochs weiss, dass er Hörner hat.
Lat.: Parata tollo cornua. (Horaz.) (Binder II, 2473.)
72. Der Ochs weiss nichts vom Sonntag.
73. Der Ochs, welcher den Acker pflügt, bekommt das Wenigste von der Ernte.
Holl.: Of al de os van't ploegen zucht, een ander krygt de zoete vrucht. (Harrebomée, II, 154b.)
74. Der Ochs, welcher den Hafer baut, bekommt (frisst) den wenigsten.
Lat.: Bos apud acervum. (Binder II, 367; Lang, 221; Seybold, 59.)
75. Der Ochs will gesattelt seyn vnd das Streitross will den Pflug ziehen. – Lehmann, 25, 25.
Selten ist jemand mit seinem Stande zufrieden.
Lat.: Optat ephippia bos piger, optat arare caballus. (Horaz.) (Hanzely, 153; Schonheim, O, 28; Philippi, II, 75; Seybold, 417.)
76. Der Ochs wird alt, aber seine Arbeit bleibt.
Von den Reichen, die ihre Diener wie Lastthiere gebrauchen. Als man den Diogenes fragte, was das grösste Unglück sei, sagte er: »Ein Greis, der darben muss.«
77. Der Ochs wird kein Reitpferd, wenn er auch einen Sattel bekommt.
Nach der Fabel wünscht er sich einen Sattel, und der Gaul einen Pflug.
78a. Der Ochs wird nicht gefüttert, dass er brüllt und stösst.
Lat.: Bos hic non comedat, qui jam juga ferre recusat. (Binder II, 368; Eiselein, 34.)
78b. Der Ochs wird nicht mit dem Joch geboren.
Schwed.: Oxen är intet med oket burin. (Törning, 124.)
79. Der Ochs wirft die Erde, die er aufwühlt, auf sich selbst zurück.
Folgen leidenschaftlicher Aufbrausungen.
80. Der Ochs wirft mit den Hörnern die Erde gen Himmel, aber sie fällt ihm wieder auf den Rücken.
Böhm.: Vůl hází rohem prst' do nebe, ana na hřbet mu padá. (Čelakovský, 14.)
81. Der Ochs zieht langsam, macht aber gerade Furchen. – Winckler, XIX, 77.
82. Der Ochss trägt nicht gern das Joch, vnd was er anfeind, das hat er doch. – Lehmann, 936, 29; Eiselein, 284.
»Der Ochs vngern tregt sein joch, vnd dass er hast, das tregt er doch.« (Petri, II, 103.)
Lat.: Nihil magis contingens, quam pati; nihil reputa magis tibi necessarium, quam patientiam. (Chaos, 726.) – Non juga taurus amat, quae tamen odit habet. (Binder II, 2184; Lehmann, 936, 29.)
83. Der seinen Ochsen verloren hat, horcht auf die Schellen.
Span.: Quien bueyes ha perdido, cencerros se le antojan. (Bohn I, 247.)
84. Der stärkste Ochse verliert mit der Zeit seine Kraft.
85. Der Uessen äs des Jisel se Geläfter. (Schässburg.) – Firmenich, III, 425, 21; Schuster, 170.
Der Ochs ist des Esels Geläfter = einer vom Paar, der Andermann.
86. Die grössten Ochsen geben nicht stets das beste Fleisch.
Frz.: Les grands boeufs ne font les grands journées. (Gaal, 460.)
87. Die grössten Ochsen machen nicht stets die besten Furchen.
Frz.: Les grands boeufs ne font pas les grandes arées (labourages). (Leroux, I, 95.)
88. Die heimischen Ochsen sind besser als die frembden. – Henisch, 322, 16.
Lat.: Bos indigenus peregrino melior. (Henisch, 322, 17.)
[1096] 89. Die mit Ochsen fahren, kommen auch in die Stadt.
Dän.: 'Han kommer og frem, der ager med stud. (Bohn I, 373.)
90. Die Ochsen gehen nicht auf Bratwürsten. (Königsberg.) – Frischbier2, 2825.
Sagen die Fleischer, wenn man von ihnen Fleisch ohne Knochen begehrt.
91. Die Ochsen machen vnd treten den Mist, vnd müssen jhn darnach aussführen. – Petri, II, 833.
92. Die Ochsen müssen nicht eher gehen als der Wagen.
Alles zur rechten Zeit und an seinem Platze.
93. Die Ochsen sind die Gesellen im Bawerwerck vnnd die diener dess Getreidichts. – Oec. rur., 387.
94. Die Ochsen tragen hörner auffm Kopff, die Menschen tragen sie im Hirn vnd thun damit viel mehr schaden als die Ochsen. – Lehmann, 429, 20.
95. Die Ochsen, welche am meisten brüllen, haben das wenigste Inselt (Fett). (Schles.)
96. Die Ochsen wollen viele treiben, aber nur wenige wollen den Pflug halten.
97. Die Ochsen ziehen den Pflug nicht für sich.
98. Do stiehn de Uckse am Barge un kinn ne wedder, sagte der Bauer zum Advocaten, als der Process an letzter Stelle verloren war. (Schles.)
99. E strauige'n Ochs, es spreuerig's Ross, e'n' öpfelschnitzige Ma zieh im Früelig kei Strick a. (Solothurn.) – Schild, 47, 28.
Ein Ochs, den man nur mit Stroh, ein Pferd, das man nur mit Spreu füttert und ein Mann, der sich nur mit Aepfelschnitzen nährt, sind im Frühjahr zur Feldarbeit untauglich.
100. Ein alter Ochs findet die Thür zum Stall.
Port.: A boi velho não cates abrigo. (Bohn I, 263.)
Span.: A buey viejo no le cates abrigo. (Bohn I, 193.)
101. Ein alter Ochs lernt schwer ziehen.
102. Ein alter Ochs trägt gern eine neue Schelle.
103. Ein fauler Ochs wird durch den Stecken des Treibers nicht besser.
Span.: A buey haron poco le presta el aguijon. (Bohn I, 193.)
104. Ein fauler Ochs wünscht sich den Sattel und das Reitpferd sehnt sich an den Pflug. (S. ⇒ Huhn 33.)
105. Ein fremder Ochs sieht immer nach der Stallthür.
Von denen, die bei fremden Leuten nicht nach Wunsch behandelt werden und sich nach den Ihrigen sehnen.
Lat.: Bos alienus subinde foras prospectat. (Philippi, I, 64.)
106. Ein gemästeter Ochs gehört dem Schlächter.
107. Ein hungriger Ochs findet (sucht) die Krippe.
Schwed.: Oxen finner fulle wägen til krubben. (Grubb, 661.)
108. Ein magerer Ochs im Stall ist besser als ein fetter im Walde.
109. Ein Ochs bekommt nicht alles, was er fährt.
Schwed.: Oxen får intet alt det han drager. (Grubb, 124.)
110. Ein Ochs braucht kein Hufeisen.
Böhm.: Vůl kování ne potřebuje. (Čelakovský, 211.)
111. Ein Ochs bleibt ein Ochs, auch wenn er französisch brummt.
112. Ein Ochs, der nicht pflügen will, wünscht sich einen Sattel.
113. Ein Ochs, der nicht pflügt, findet die Krippe leer.
Lat.: Ni purges et molas, ne comedes. (Philippi, II, 26.)
114. Ein Ochs, der nicht zieht, und eine Blume, die nicht blüht, sind nicht werth, dass man sich bemüht.
115. Ein Ochs, der viel brüllt, zieht wenig.
116. Ein Ochs, der wol frist, der arbeitet auch wol. – Coler, 386b.
»Summa, wer arbeiten sol, der mus essen, es sey Mensch oder Vieh; und ein Ochs der wol frisst, arbeitet auch wol.«
117. Ein Ochs fuss für fuss gehend, treibt ein Hasen. – Henisch, 1317, 39.
Lat.: Bos lente incedens leporem assequitur. (Henisch, 1317, 40.)
[1097] 118. Ein ochs gehört inn pflug. – Franck, II, 111a.
119. Ein Ochs hat drei guetö Füess, ein Ross aber nur einen. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
D.h. wenn das Pferd auch nur einen kranken, unbrauchbaren Fuss hat, gehört's schon dem Abdecker oder Schinder.
120. Ein Ochs ist dumm, aber er hat Hörner zum Stossen.
121. Ein ochs ist ein gross thier, noch kan er keinn hasen erlauffen. – Franck, I, 151b; Gruter, I, 27; Lehmann, 939, 3.
122. Ein Ochs lernt nie das Zitherspiel. (Steiermark.) – Sonntag.
123. Ein Ochs mistet mehr als hundert Schwalben.
124. Ein Ochs ohne Hut ist halb verloren Gut.
Span.: El buey sin cencerro piérdese presto. (Bohn I, 216.)
125. Ein Ochs und ein Esel gehen (ziehen) nicht wohl an Einem Pflug.
Holl.: Een os en een ezel dienen niet aan een ploeg. (Bohn I, 315.)
Schwed.: En oxe och en äsna tjäna intet wäl för en plog. (Törning, 35.)
126. Ein Ochs und ein Rind sind Geschwisterkind. – Reinsberg IV, 44.
127. Ein Ochs verlest sich auff seine Hörner. – Petri, II, 218.
128. Ein Ochs weiss nicht, was er trägt.
129. Ein Ochs wird für ein Rind erkannt, führ' er auch durch alle Land.
130. Ein Ochs wolt gern ein Pferd, ein Pferd gern ein Ochs seyn. – Petri, II, 218.
131. Ein Ochss kan auch lauffen auff vier Füssen, aber nicht so geschwind als wie ein Hirsch. – Lehmann, 539, 27; Sailer, 148; Simrock, 7637.
132. Ein rechtschaffener Ochs geht mitten durch den Dreck.
133. Ein richtiger Ochs bleibt auf seinem Wege. (Frankenwald.)
134. Ein ungleich Paar Ochsen läuft nicht gut unter Einem Joch.
Lat.: Non bene dissimiles in eadem sede morantur. (Binder II, 2133; Tscherning, 60.)
135. Einem Ochsen, der fechten soll, muss man die Hörner nicht absägen.
Jupiter verkürzt nur dann den Stieren die Hörner, wenn sie pflügen sollen.
136. Einem Ochsen kann man wol die Hörner absägen, aber ein Ochs bleibt er doch.
137. Einen Ochsen kann man leicht unter Menschen herausfinden.
138. Einen Ochsen kann man ohne Leine treiben, aber einen Hengst wird man schwerlich fangen.
139. Einen wüthenden Ochsen muss man nicht aufhalten.
Span.: Al toro y al aire darles calle. (Bohn I, 198.)
140. En wild Osse is jâ te twingen, sau is âk en Frôenminsche te twingen. – Schambach, II, 152.
Um zu sagen, ein Mann werde doch im Stande sein durch seine überlegene Kraft seine Frau zu bändigen und seinem Willen zu unterwerfen.
141. Ên'n Ossen un 'n Förer (Fuder) Heu möt 'n ût'n Wêg' gahn. (Mecklenburg-Schwerin.) – Firmenich, I, 74, 16; für Waldeck: Curtze, 346, 406.
142. Es ist kein Ochs, er sei denn ein Kalb gewesen. – Blum, 654; Eiselein, 498; Simrock, 7632.
Alles geht seinen naturgesetzlichen Entwickelungsgang. Nur an einem aus Stein gehauenen Ochsenbild zu Nürnberg vom Jahre 1599 war zu lesen: Omnia habet ortus sua que incrementa. Sed ecce, quem cernis, nunquam bos fuit hic – vitulus. (Witzfunken, Va, 15.) Bei Eiselein (496): »Wir in alten Sprüchen lesen, dass jeder Ochs ein Kalb gewesen. Nur dieser Ochs zu aller Frist nie ein Kalb gewesen ist.« (S. ⇒ Stier.)
Lat.: Omnis erat vitulus, qui nunc fert cornia taurus.
143. Es meint einer offt, er woll einen Ochsen gewinnen vnd bekompt nicht den Schwantz. – Lehmann, 561, 51.
144. Es muss nicht jeder Ochs stossen, der Hörner hat.
[1098] 145. Es muss offt ein feister Ochs von guter Weide widerumb hungerig heimbgehen.
Lat.: Eheu! quam pingui macer est mihi Taurus in arco. (Chaos, 329.)
146. Es schlachtet (verkauft) keiner seine Ochsen, die er zur Wirthschaft braucht.
Frz.: Qui vend le boeuf si fait le feur (poil). (Leroux, I, 95.)
147. Es thut (auch) dem (alten) Ochsen wohl, wenn er im Stall neben der Kuh stehen kann.
Holl.: Het doet den os toch altijd nog goed, als hij naast het koetje op den stal staat. (Harrebomée, II, 154a.)
148. Es wird mancher von einem Ochsen (um)gestossen und fällt nicht (kommt wieder auf die Beine).
Port.: Boy que me escornou em boa parte me deitou. (Bohn I, 270.)
149. Et is de Osse en Wille, wenn he bi 'r Koh im Stalle steit. – Eichwald, 1463.
150. Et lött sech kennen Os anbenden, of me mott öm anpacken. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 277.
151. Fährt ein Ochs durch alle Land, er wird stets als Rind erkannt. – Körte, 4628; Körte2, 5811.
Mhd.: Kumt ein ohse in fremdiu lant, er wirt doch für ein rint erkant. (Freidank.) – Und fuer ain ochs durch alle land, sô hiesz man in doch nur ain rind. (Wolkenstein.) (Zingerle, 110.)
152. Faule Ochsen verdienen das Futter nicht.
Dän.: Lader oxe er ei hvile vierd. (Prov. dem., 444.)
Schwed.: Later oxe är icke hviland wärd. (Grubb, 447.)
153. Fremde(n) Ochsen verlangt immer mehr nach Hause.
Lat.: Bos alienus subinde foras prospectat. (Seybold, 59; Philippi, I, 64.)
Port.: O boi bravo na terra alheia se faz manso. (Bohn I, 287.)
Span.: El buey bravo en tierra agena se hace manso. – El buey que me acornó, en buen lugar me echó. (Bohn I, 216.)
154. Geht ein Ochse aus, kommt ein Rind nach Haus.
Mhd.: Hie heim ein rind, ein narre dort. (Boner.) (Zingerle, 110.)
155. Gelehrte Ochsen haben theures Fleisch.
Ein Bauer, der beinahe sein ganzes Vermögen für die Studien seines Sohnes, aus dem nichts geworden war, hingegeben hatte, rief aus: »Ach, wie viel Kühe habe ich für diesen einzigen Ochsen hingegeben!« (Der Demokrat, Philadelphia vom 31. Oct. 1840.)
156. Geliehene Ochsen soll man nicht übertreiben.
Frz.: Il ne faut pas faire marcher les boeufs d'un autre vite qu'il ne veut. (Cahier, 226.)
157. Gleiche Ochsen ziehen gleich. – Petri, II, 350.
»Darumb mach dich nur dem gemein, des sinn mit dir stimbt vberein; gelert bey glert vnd reich bei reich, denn gleiche Ochsen ziehen gleich.« (Waldis, II, 59.)
Dän.: Lige par pløger best. (Prov. dan., 386.)
158. Grosse Ochsen machen nicht immer gross Werk.
Frz.: Les grands boeufs ne font pas les grandes journées.
159. Hast du nicht Ochsen, so treibe den Esel.
Lat.: Si bovem non possis, asinum agito.
160. Hat ein Ochse Rindes Sitt', so ist das kein Wunder nit. – Körte, 4627; Körte2, 5810; Braun, I, 3115.
161. Hat man den Ochsen gefressen, so fress man auch den schwanz. – Lehmann, 309, 58.
162. Hinnen föllt de Oss af. – Schiller, II, 4.
Nach Kosegarten (I, 85) in der Bedeutung wie Achterna 4. »Das geflügelte Wort von Dingen, die im Sande verlaufen, ist in aller Munde. Der weltkundige Horatius spricht von ⇒ Bergen (s.d. 22), die ein Mäuslein gebären. Der Mecklenburger sagt dafür: Hinten fällt der Ochse weg.« (Buch der Welt, Stuttgart 1872, S. 96.)
163. Hinnen föllt de Oss wêk (weich), segt de Bûr(?). (Hamburg.) – Hoefer, 129.
164. In jedem Ochsen steckt ein Psalter, der aber nicht zum Messbuch taugt.
Wortspiel mit der Bezeichnung des dritten Magens der Wiederkäuer, welcher Psalter heisst.
165. In 'n Oss hört Strô, in 'n Bûren hôrn Röwen. (Altmark.) – Danneil, 269.
166. In Ochsen gehöret Hew. – Herberger, Hertzpostille, Ib, 211.
167. Ist der Ochs auch noch so gross, er hat der Hörner zweie blos.
Die Russen: Auch des Zaren Ochs hat nur zwei Hörner. (Altmann VI, 398.)
[1099] 168. Ist der Ochs bunt, man kaufft jhn darumb nicht desto tewrer. – Petri, II, 407; Körte, 4649; Simrock, 7641; Lohrengel, I, 497; Braun, I, 3119.
Bei Tunnicius (704): Men kôpt den ossen nicht türer, wowol is he bunt. (Etsi versicolor taurus, non pluris emendus.)
169. Ist der Ochs gefallen, fehlt's nicht an Metzgern (gibt's viel Metzger). (S. ⇒ Baum 220.)
170. Je älter Ochse, je gerader Furche. – Winckler, VII, 28.
171. Je fetter der Ochs, je schlechter das Fell. – Simrock, 2401a.
172. Jeder Ochs an seinen Strick. – Frischbier, 549; Frischbier2, 2828.
Alles wohin es gehört, jedes an seinen Platz.
173. Kanst de âk den Ossen det Bölken wêren? – Schambach, II, 542.
174. Kommt auch ein Ochs in fremdes Land, er wird doch als Rind erkannt. – Eiselein, 498.
175. Langsame Ochsen kommen auch ans Ziel.
Lat.: Bos lente incedit. (Philippi, I, 65.)
176. Man bindet die Ochsen bei den Hörnern und die Menschen bei der Zunge. – Winckler, II, 29.
177. Man führet einen Ochssen vber Meer vnd kompt ein Ochs dann wider her. – Henisch, 1284, 7; Petri, II, 446; Reinsberg IV, 40.
Die Kroaten sagen von jemand, der von Reisen ebenso dumm zurückkommt, wie er gegangen ist: Martin in Agram, Martin aus Agram. (Reinsberg VI, 69.)
178. Man führt auch Ochsen bekränzt und mit Musik zur Schlachtbank.
Schwed.: Oxen kedes och ofte med cranzer och trummelsleg til slachtebänken. (Grubb, 554.)
179. Man hat dem ochsen ein kürsen in rachen geschoben, er kan nit brüllen. – Henisch, 532, 64.
Bezieht sich auf eine Anekdote, nach welcher zwei, die einen Process miteinander führten, den Richter oder Advocaten durch Geschenke zu ihren Gunsten zu stimmen gesucht hatten. Der eine hatte einen Ochsen geschenkt, der andere einen Pelz. Und als der erstere sich wunderte, dass die Wirkung des Ochsen ausblieb, gab der andere die obige, sprichwörtlich gewordene Erklärung.
180. Man hat uns den Ochsen gestohlen, und nun soll man dem Diebe dafür danken, dass er die Haut zurückbringt.
Dies Sprichwort wandte 1861 ein ungarischer Redner an, um zu sagen, dass man die alte freisinnige ungarische Verfassung, welche die österreichische Regierung dem Volke genommen habe, nicht aufgeben, am allerwenigsten für die »Haut« von Constitution, welche dafür geboten werde, dankbar sein könne.
181. Man kann auch einem Ochsen die Haut nur einmal abziehen.
Wegen derselben Sache soll man niemand mehrfach in Anspruch nehmen, wegen Eines Versehens mehrmal bestrafen, einen doppelt besteuern u.s.w.
Böhm.: Nebéře se s jednoho vola dvou koží. (Čelakovský, 356.)
Lat.: Ab uno bove bina pellis non trahitur.
Poln.: Trudno s jednego wołu dwie skorze zedrzeć. (Čelakovský, 356.)
182. Man kann den Ochsen wol zum Wasser bringen, aber nicht zum Saufen zwingen.
Dän.: Man kan nøde en oxe til vands, men ikke nøde ham til at drikke. (Bohn I, 388.)
Frz.: On a beau mener le boeuf à l'eau s'il n'a soif. (Bohn I, 41; Leroux, I, 95.)
Holl.: Men brengt wel ligt een' os te water, maar dwing hem eens, om te zuipen. (Harrebomée, II, 154b.)
183. Man kann den Oss wull by't Süwen leiden, män nich twingen, dat he süpp. (Münsterland.) – Herrig, Archiv, 48, 364.
Man kann den Ochsen wol zum Futtertroge hinführen, aber nicht zum Fressen u.s.w. zwingen.
184. Man kann einen Ochsen auch nur einmal erschlagen.
Böhm.: Ani vůl dvĕma smrt'ma neumírá. (Čelakovský, 313.)
185. Man kann nicht stets mit eigenen Ochsen pflügen. – Simrock, 7644.
186. Man kann von einem Ochsen nicht mehr verlangen, als dass er Heu frisst. – Frischbier2, 2829.
187. Man kann von einem Ochsen nichts weiter verlangen als ein Stücklein Rindfleisch. – Birlinger, 409.
[1100] 188. Man muss den Ochsen nicht bei den Hörnern fassen.
Man soll eine Sache nicht bei der schwersten Seite anfassen; doch kommt es dabei auf das Mass der Kraft an, das man zu verwenden hat. Warum soll man den Ochsen nicht bei den Hörnern nehmen, wenn man nur stark genug ist, ihn zu bewältigen.
Frz.: Il ne faut jamais prendre le boeuf par les cornes. (Lendroy, 499.)
189. Man muss den Ochsen vor bezahlen, ehe man ihn schlachtet.
190. Man muss mit Ochsen pflügen, wenn man keine Pferde hat.
Engl.: If yon have not a capon, fead one onion. (Masson, 267.)
Lat.: Bovem si non possis, asinum agas. (Binder I, 143; II, 373; Eiselein, 153; Philippi, I, 65; Seybold, 59.)
191. Man schick' (treib') einen Ochsen nach Montpellier, er kommt zurück und ist ein Stier.
Holl.: Men drift enen ver tot Mompelier; comt hij weder, hi blift een stier.
It.: Chi bestia a Roma và, bestia ritorna. (Pazzaglia, 32.)
Lat.: Duc prope vel longe taurum, taurus redit ipse. (Fallersleben, 483.)
192. Mancher gedenckt den Ochsen im schiessen zu gewinnen vnd bringt die Saw davon. – Lehmann, 593, 13.
193. Mancher ist für andere ein Ochs und für sich selbst ein Kalb.
Schwed.: Mången är oxe i ens annars och kalf i sit egit. (Grubb, 462.)
194. Me kann van ennem Ossen nit mei verlangen osse'n Stück Rindfleisch. (Waldeck.) – Curtze, 346, 405; für Iserlohn: Woeste, 74, 234; friesisch bei Haupt, VIII, 2; hochdeutsch bei Frischbier, 545; Frischbier2, 2829.
Im Oberharz: Mer kann von än Ochsen net meh verlange, as wie ä gut Schtick Rindflesch. (Lohrengel, I, 509.) Wer also Milch von ihm erwartet, täuscht sich. Es muss dies aber wol vorkommen, denn die Russen sagen: Es kauft mancher einen Ochsen, der vom Rindvieh gehört hat, dass es sich melken lässt. (Altmann VI, 473.)
Holl.: Men kan van een' os niet meer spijzen den een goed stuck vleesch. (Harrebomée, II, 154b.)
195. Men kann der Oës wal tör Drenk lëe (leiten), mar töm Sûpe kann men öm net twenge. (Gladbach.) – Firmenich, III, 516, 46.
Dän.: Man maae lede oxen til vandet, man kand ikke nøde hannen til at drikke. (Prov. dan., 444.)
Schwed.: Man kan och fulle leda oxen til bruus, men icke trugan til at dricka. (Grubb, 626.)
196. Mit fremden Ochsen ist gut pflügen.
Die Russen sagen: Mit fremden Ochsen werden lange Furchen gezogen. (Altmann VI, 492.)
197. Mit Ochsen kan man pflügen, nicht Hasen hetzen. – Lehmann, 541, 62.
198. Mit Ochsen muss man nicht spielen.
Frz.: Il ne faut point jouer avec le boeuf. (Kritzinger, 74a.)
199. Mit Ochsen rennen gehet wenig von statt. – Petri, II, 479.
200. Mit Ochsen vnd Füchsen ist ein Regiment am besten bestellt. – Lehmann, 660, 94; Eiselein, 524.
201. Mit vnwilligen ochsen ist nitt gut pflugen. (S. ⇒ Hund 920.) – Gesner, I, 618; Tappius, 131a; Lehmann, II, 406, 90.
Lat.: Invitis bobus arare. (Ovid.) (Hanzely, 135.) – Invitos boves plaustro inducere. (Tappius, 131a.)
202. Müd ochsen tretten hart. – Franck, I, 53a; Petri, II, 483; Egenolff, 303b; Gruter, I, 60; Schottel, 1122b; Lehmann, II, 407, 10; Blum, 437; Eisenhart, 303, 6; Eiselein, 498; Sailer, 58; Simrock, 7640; Körte, 4636; Braun, I, 3123.
Am Abend wird die Arbeit sauerer als am Morgen, wo man mit frischen Kräften thätig war. Oder Uebung und Erfahrung lehren standhaftes Beginnen und Ausharren in dem Begonnenen. Auch: Man soll sich hüten, alte Leute zu reizen, sie greifen dann nicht sanft an.
Engl.: The ox when weariest treads surest. (Bohn II, 122.)
Frz.: Boeuf lassé va souef(doucement). (Leroux, I, 94.)
Lat.: Bos lassus fortius figit pedem. (Franck, I, 55; Binder I, 142; II, 371; Hauer, Kij; Novarin, 605; Philippi, I, 65; Seybold, 59.)
Span.: El buey quando se causa, firme síenta la pata. (Bohn I, 216.)
203. Müd ochsen tretten langsam, aber hart. – Franck, II, 86b.
[1101] 204. Nach Ochsen schiesst man nicht mit Schroten.
205. 'Nen Ossen un 'nen besoapen Minschen mütt'n (muss man) met'n Fudder Heu ut'n Weg föhrn. (Stendal.) – Firmenich, III, 138, 12.
206. Nicht alle Ochsen ziehen gleich.
207. Nicht jeder Ochs trägt ein Joch.
208. Ob wir gleich kein Ochsen han, am Esel wir vns gnügen lan. – Eyering, I, 107.
209. Ochs bleibt Ochs, und ging er von hier bis Montpellier.
Böhm.: Vola by přes všecken svĕt zvodil, nebude než vůl. (Čelakovský, 209.)
210. Ochs, Esel, Pferd, Kartoffelschwein lieber noch als Preusse sein.
Die Neue freie Presse (Juni 1871) enthielt Streifzüge durch Deutschland. Ueber Kassel heisst es: »Hier hörte ich vor zwei Jahren die Jungen auf der Strasse sagen und singen: Ochs, Esel, Pferd, Kartoffelschwein lieber noch als Preusse sein; und jetzt, im Frühjahr 1871, singen sie auf der Strasse: Ich bin ein Preusse u.s.w.«
211. Ochs, schau aufs Buch! (Elsass.) – Körte, 4629; Simrock, 7630.
Für die, welche heirathen wollen.
212. Ochs, wart des grass. – Franck, I, 50a; Körte, 4626; Simrock, 7629.
213. Ochs, warte, das Gras wird kommen!
Wenn einem zu spät etwas zutheil wird. Der Ochs muss lange vorher auf dem Felde arbeiten, ehe er Gras bekommt.
214. Ochsen geben langsam, gehen aber gut. – Simrock, 7635; Körte, 4630.
Dän.: Langsomhed har eftertryk. (Prov. dan., 377.)
215. Ochsen gehören auf den Acker und nicht aufs Rathhaus.
216. Ochsen gehören auf den Kuttelhof. – Herberger, 578.
217. Ochsen muss man schön aus dem Wege gehn. – Müller, 75, 1; Simrock, 7628; Ramann, Unterr., II, 26; Braun, I, 3113.
Von ungebildeten Menschen darf man keine edle Behandlung erwarten, man muss vielmehr jeden nähern und trautern Umgang mit ihnen vermeiden.
218. Ochsen sind schwere Stücke, sie treten hart; das fühlen die wol, die damit handeln. – Petri, II, 503.
219. Ochsen und Esel muss man nicht zugleich an den Pflug spannen.
Holl.: Een os en een ezel dienen niet aan eenen ploeg. – Gij zult den akker niet bewerken met een' os en een' ezel te zamen. (Harrebomée, II, 154.)
Lat.: Bovem asino non jungit. (Philippi, I, 65.)
220. Ochsen vnd Esel sollen arbeiten, gute Ross soll man zur reputation brauchen. – Lehmann, 525, 31.
221. Ochsen ziehen den Wagen auch, aber langsam.
Lat.: Bos in civitate. (Apostol., V; Erasm., 221; Binder II, 369.)
222. Ochsen ziehen wol den Pflug, aber Milch geben sie nicht.
Die Russen: Wenn man die Ochsen melkte, müssten Kühe den Pflug ziehen. (Altmann V, 124.)
223. Ochsen ziehen wol die Last, aber sie brüllen, wenn sie zu schwer.
Schwed.: Oxen drar fulle, fast han dröner. (Grubb, 661.)
224. Oske, wöllst e Wöschke, Heg oder Stroh, awer belkst man so. – Frischbier2, 2830.
Wenn Kinder laut weinen oder schreien.
225. So 'n Oss, so 'n Prük, sagte der Perrükenmacher, als er eine schlechte Perrüke gegen einen schlechten Ochsen lieferte.
In dem Sinne: Wie du mir, so ich dir!
226. Statt der Ochsen wird man mit Eseln pflügen.
227. Stössigen Ochsen muss man die Hörner kürzen. – Winckler, V, 29.
228. Stössigen Ochsen sol man Hew an die Hörner binden, das man sie wisse zu meiden. – Petri, II, 542.
229. 'T is de Oss'n Will, dat he bi de Koh up de Stall steit. – Bueren, 1128.
230. Trabende Ochsen treten scharf.
Schwed.: Oxe trampar tungt. (Grubb, 817.)
231. Um den Ochsen zu erhalten, leckt der Wolf.
232. Um die Ochsen ist ein langsames Fuhrwerk, aber kommen thun's gewiss. (Rott-Thal.)
[1102] 233. Ungleiche Ochsen geben ein übles Gespann. (S. ⇒ Kalbfleisch 2.)
»Wenn man mit Ochsen ackern will, so müssen sie gleich sein, sonst wird man nicht gewinnen viel. So reimt sich's auch nicht fein, wenn Mann und Weib nicht friedlich sich begehen noch gleich zusammenstehen.« (Seybold, 473.)
Lat.: Imparibus bobus nunquam trahitur bene currus. (Seybold, 231.)
Schwed.: Olika ök giör krokotta foror. (Grubb, 611.)
234. Uos und Kâ berlen: hoâ, hoâ! – Schuster, 74.
235. Van 'n Osse kann man nich mehr verlangen als (as en Stück) Rindflêsk. – Bueren, 1194; Schambach, II, 392; Hauskalender, II; für Seehausen: Firmenich, III, 122, 25.
Von dem Groben kann man nicht Artigkeit und Feinheit, von dem Dummen keine Klugheit erwarten. In Siebenbürgen: Vum Uossen tirf em mät rêcht näss ândert verlange wä gat Flîsch. (Schuster, 169.)
236. Vil stupffen die ochsen, wenig arbeyten. – Franck, II, 88b.
Viele treiben lieber die Ochsen, als dass sie selber arbeiten.
237. Vo am Uchsen koan ma ne mîr verlangen als (a Stück) Rindflêsch. (Hirschberg.)
Ueber die Grobheit eines Groben darf man sich nicht wundern.
238. Vom Ochsen verlangt man nicht, dass er in der Bibel lesen kann.
239. Von dem alten Ochsen lernt der junge boxen (oder pflügen).
Die Finnen: Wackeln ist der alten Ente, wackeln ist der jungen Sitte.
Dän.: Af den gamle oze lærer den unge at drage. (Prov. dan., 219.)
Frz.: Le grand boeuf apprend au petit à labourer. (Cahier, 227; Leroux, I, 95.)
It.: Dal bove vecchio impara il giovine a tirar l'aratro. (Pazzaglia, 108, 6.)
Lat.: A bove majore discit arare minor. (Philippi, I, 3; Schonheim, A, 1; Schulblatt, 474; Seybold, 2.)
Schwed.: Af gambla oxen lärer ten unga dra. (Grubb, 4; Wensell, 5.)
240. Von einem bösen Ochsen kommt bös Rind.
241. Vor einem Ochsen hüte dich von vorn, vor dem Maulthier von hinten und vor dem Mönch von allen Seiten.
242. Wär kan den Ossen det bölken verwêren? – Schambach, II, 542.
Wo es grobe Leute gibt, muss man auch die Ausbrüche ihrer Grobheit ertragen; es gibt kein Mittel, sie zu hindern.
243. Was der Ochs mit dem Horne nicht biegen kann, das weist man für Mark. – Graf, 68, 27.
Da in den ältesten Zeiten das Land vorzugsweise mit Ochsen bestellt wurde, so steht er hier als Schiedsrichter darüber, was Feld (Privateigenthum des Insassen, Gemeindemitgliedes, Markgenossen) und was Mark oder Almende sein soll. Unangebautes verwildertes Feld fiel nämlich wieder zum Gemeindegut, zur Almende zurück. Es heisst nämlich darüber: so lange ihrer Zwei mit dem Pflugjoche das Gestrüpp niederzudrücken vermögen, ist der Grund noch Acker, den der Bauer (Märker) durch Ausrodung des »weichen Busches« (Waldanflugs) seiner bisherigen Bestimmung erhalten kann; biegt er sich aber nicht, so gehört der Boden fortan wieder zur Almende. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 92.)
Mhd.: Waz der ochs mit deme horne nit bocken kan, daz weizet man vor marck. (Grimm, Wb., I, 173.)
244. Was ein guter Ochse ist, bleibt im Wege. (Köthen.)
245. Was jetzt ein Ochs ist, das ist zuuor ein Kalb gewesen. – Petri, II, 601.
246. Was nützt der Ochs im Stall, wenn man der Milch bedarf.
Mhd.: Verkaufft den ochsen, behalt die kuh. (Ambras. Lieders.) (Zingerle, 111.)
247. Was nützt ein gesunder (starker) Ochs an einem morschen (schwachen) Pfluge. – Schlechta, 269.
248. Was nützt mir der Ochs für einen Gulden, wenn ich keinen Kreuzer habe.
Frz.: Beuf à denier dolent celui qui ne l'a. (Leroux, I, 94.)
249. Was soll dem Ochsen ein goldener Sattel und eine seidene Decke.
It.: Non è diritto quando il bue desidera freno esella d'oro, e adorne coverte.
250. Was versteht der Ochs vom Lautenschlagen.
251. Was weiss der Ochs, wenn's Sonntag ist! (Ulm.)
[1103] 252. Wat kammer vun em Ohsen auch mih verlangen als 'n Stöck Rindfleisch. (Köln.) – Weyden, I, 4; für Minden: Firmenich, I, 359, 6.
253. Wat sâl drous wärde', wun der Uos bäm Jésel än de Lîr gît. – Schuster, 173.
254. Wat schall 'n van 'n Oss beter verlangen as 'n Stück Rindflesk. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.
255. Wat wêl muar fân an Oks ferlang üüs an Stak Flêsk. (Amrum.) – Haupt, VIII, 354, 66.
256. Weär met Ossen foart, kümt ock nodden March. (Neumark.) – Engelien, 220, 105.
Im Oderbruch: Wer Ochsen vorspannt, kommt auch mit zum Markt. (Engelien, 222, 145.)
257. Wei met Ossen plaügen sall, heat en Stock näudig. (Westf.) – Firmenich, I, 359, 7.
258. Wéi Oxen séiken well, kann se wol am Tiunsteken (Zaunpfahl) finnen. (Sauerland.)
259. Wem der Ochs gehört, der stelle sich neben ihn (halte ihn). – Tendlau, 864.
Jeder besorge seine eigenen Angelegenheiten.
260. Wem es an Ochsen fehlt, der muss mit Eseln pflügen.
261. Wen der ochs verwürfft das ioch, vnd das ross sein kumat noch, vnd der buer laufft von dem pflug, so geschehe dem ackern nit gnug. – Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, VIII, 109.
262. Wenn alle Ossen van Nemwegen sterwen, dann krieg ek noch kenn Horn. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 278.
263. Wenn alte Ochsen spielen (toben und ländern), will sich das Wetter ändern. (Wend. Lausitz.)
264. Wenn de Uchsa stiehn am Barge, hilft Gott uns aus'm Quarge.
265. Wenn dem Ochsen die Haut abgezogen ist, so ist die grösste (schwerste) Arbeit am Schwanz. – Simrock, 7643.
266. Wenn der alte Ochs stirbt, trauert niemand im Hause.
Lat.: Senex bos non legetur. (Gaal, 586.)
267. Wenn der Ochs ein Reitpferd sein will, beim Grabenüberspringen wird sich's zeigen.
Lat.: Bos piger optat ephippia, optat arare caballus. – Quam scit uterque, libens, censebo, exerceat artem. (Horaz.) (Philippi, I, 65.)
268. Wenn der Ochs frei ist vom Joch, leckt (legt) er sich bequem.
269. Wenn der Ochs geht nach Rom hinaus, er kommt doch als Barbar nach Haus.
Die Russen: Reiset ein Hund fort, so kommt ein Knochennager wieder. (Altmann VI, 408.)
270. Wenn der Ochs geschlachtet ist, stösst er nicht mehr.
271. Wenn der Ochs laufen will, muss man ihn führen (treiben).
Man muss die Hülfe annehmen und gebrauchen, die sich uns darbietet. Thorheit ist's, die Hunde wider ihren Willen auf die Jagd zu schleppen.
272. Wenn der Ochs liegt, ruft alles: Wetze das Messer (jüdisch-deutsch: mach's Chalef scharf). Tendlau, 774.
Liegt jemand danieder, dann ist die Menge gleich bereit, auf ihn loszustürzen.
273. Wenn der Ochs nicht ziehen kann, so spanne einen Krebs nicht an.
274. Wenn der Ochs nicht zwei Hörner hätte, kaufte er sich ein Paar.
Der Zanksüchtige sucht Gelegenheit zum Zank auf.
275. Wenn der Ochs seine Hörner hat abgestossen, kan er sich nicht mehr schirmen. – Lehmann, 71, 27.
276. Wenn der Ochs todt ist, darf mann sich auff die Hörner setzen. – Lehmann, 748, 36.
277. Wenn der Ochs todt ist, sagt der Fleischer, ist das Schlachten leicht.
278. Wenn der Ochs von grünen Wiesen träumt, so träumt der Herr vom Pfluge.
279. Wenn der Ochs wild ist, koppelt man ihn.
Holl.: Als de os wild is koppelt men hem. (Harrebomée, II, 154a.)
[1104] 280. Wenn der Ochs zu Lichtmess unter der Traufe trinken kann, findet der Schnabel des Hahns an Mariä Verkündigungstag nichts Nasses. – Orakel, 284.
281. Wenn die alten Ochsen spielen, ändert sich das Wetter. (Oberlausitz.) – Reinsberg VIII, 55.
282. Wenn die Ochsen am Berg stehen vnd aller Menschen hilff auss ist, so hilfft Gott. – Henisch, 1694, 36; Petri, II, 645.
283. Wenn die Ochsen auf den Markt gehen, ist's um die Ladenfenster geschehen.
In amerikanischen Städten findet dies Wort im buchstäblichen Sinne Anwendung; selbst in den grössten Städten wie Baltimore, sogar in Neuyork wurden noch in neuerer Zeit kleinere und grössere Herden Ochsen frei über den Markt und durch die volkreichsten Strassen getrieben. Im allgemeinen gehen die Thiere ruhig fort; aber in einer Stadt ist es unvermeidlich, dass nicht durch irgendeine Ursache eines derselben gereizt wird, und dann grossen Schaden anrichtet. Die Deutsche Schnellpost (vom 18. Oct. 1850) klagt schon, dass dieser Fall sehr häufig vorkomme. »Wir möchten wünschen«, sagt sie, »dass unsern feisten Aldermen die Hörner einer solchen Bestie einmal in die Rippen führen, wir würden dann bald genug ein Gesetz gegen diesen Unfug empfangen.« Und die Neuyorker Abendzeitung (1850, Nr. 24) sagt in Beziehung auf diesen Gegenstand: »Es könnte nicht schaden, wenn einmal statt der armen Jungen ein Alderman von den wüthenden Ochsen aufgespiesst würde.«
284. Wenn die Ochsen auf den Markt kommen, lösen die Krämer Geld.
285. Wenn die Ochsen sich trennen lassen, hat sie der Löwe bald zurissen. – Petri, II, 645.
286. Wenn die Ochsen zusammenstehen, muss der Löwe seiner Wege gehen.
Dän.: Medens oxene haldes tilsammen, angriber løven dem ikke. (Prov. dan., 444.)
287. Wenn du ein Ochs bist, wirst du nicht brüllen wie ein Stier. (Lit.)
288. Wenn ein alter Ochs stirbt, ist die Trauer nicht gross.
289. Wenn ein Ochs beim Nachbar Gras frisst, so muss die ganze Heerde leiden.
290. Wenn ein Ochs sprechen will, so brüllt er.
Span.: Habló el buey, y dijo: Mu. (Cahier, 3255.)
291. Wenn man den ganzen Ochsen isst, will der eine die Keule und der andere die Schulter haben.
292. Wenn man den Ochsen auch die Hörner vergoldet, sie bleiben doch Ochsen (stossen doch).
In Paris wurden den Fastnachtsochsen, welche durch die Stadt marschirten, vor jedem Ministerium, Gesandtschaftshotel und Finanzfürsten still hielten und ihr Compliment machten, die Hörner vergoldet.
293. Wenn man die Ochsen melkte, müssten die Kühe den Pflug ziehen.
294. Wenn man mit eigen Ochsen pflügt, ists best. – Petri, II, 668; Henisch, 326, 30.
295. Wenn man mit Ochsen ackern will, so müssen sie gleich sein.
»So reimt sich's auch nicht fein, wenn in dem Ehstand Mann und Weib, die sind zwei Seelen und Ein Leib, nicht friedlich sich begeben, noch gleich zusammenstehn.«
296. Wenn man nur auch ein Ochse wäre, sagte der Junge als er hungerte und die Ochsen im schönen Klee sah.
297. Wer den Ochsen bekombt, bekombt auch seine Hörner. – Chaos, 282.
298. Wer den Ochsen schlachten will, muss ihn vorher bezahlt haben. – Winckler, XII, 9.
299. Wer die Ochsen will helfen fressen, soll die Weyd auch nicht vergessen. – Froschm., ZII.
300. Wer dir einen Ochsen leiht, dem gib ein Pferd wieder.
301. Wer ein Ochs bleiben will, muss nicht scharf auftreten (oder: muss leise gehen).
Böhm.: Kdo chce volem zůstati, netřeba mu z ostra nastupovati. (Čelakovský, 211.)
302. Wer einen Ochsen kauft, kann keine Kuh melken.
Holl.: De een' os koopt, behoeft geene koe te melken. (Harrebomée, II, 154a.)
[1105] 303. Wer einen Ochsen salbt, muss nicht klagen, wenn er gestossen wird.
Frz.: Graissez les bottes d'un vilain, il dira qu'on les lui brûle. (Lendroy, 194.)
304. Wer einen Ochsen zur Salbenbüchse schickt, der hat Oel und Kosten verloren.
Wer Anlagenarme gelehrt machen will, oder untaugliche Personen zu einem Amte wählt.
305. Wer kann den Ossens dat Mûl verbünnen! (Lippe.)
306. Wer keine Ochsen hat, muss Esel treiben.
307. Wer keinen Ochsen treiben kann, der treibe Esel.
308. Wer mit fremden Ochsen pflügt, hat eine magere Ernte.
Böhm.: Cizím volem chleba se nedoořeš. (Čelakovský, 133.)
309. Wer mit Jungen Ochssen pflügt, der verricht kein gut Tagwerck. – Lehmann, 409, 20.
310. Wer mit Jungen Ochssen pflügt, macht krumme Furchen. – Lehmann, 409, 20; Körte, 4644; Simrock, 7634; Gaal, 928; Sailer, 191; Masson, 268; Lohrengel, I, 825; Braun, I, 3127.
311. Wer mit Ochsen fährt, kommt auch ans Ziel (oder: auch zu Markte). – Eiselein, 498; Simrock, 7636; Körte, 4631; Blum, 195; Gaal, 1069; Braun, I, 3118.
Trost für die, welche keine Pferde haben, und Ausspruch derer, die sich in ihre beschränkte Lage zu finden wissen. Man kann mit Ochsen fahren ohne zu spät zu kommen, man darf nur früher die Fahrt antreten.
Dän.: Han kommer og frem som ager med oxen-vogn. (Prov. dan., 354.) – Kommer og frem, kjør med stude. (Prov. dan., 156.)
Poln.: Kto działa skoro, niebywa mu sporo. (Masson, 66.)
Schwed.: Den kommer och fram, som oxarna drifver. (Grubb, 114.)
312. Wer mit Ochsen pflügt, der kompt auch forth. – Petri, II, 737.
Dän.: Man kommer og frem som ager med stude. (Prov. dan., 18.)
313. Wer mit Ochsen pflügt und mit Ziegen einfährt, kommt spät zum Dreschen.
Dän.: Hvo pløjer med stude og høster med giede, hans avling staaer længe ude. (Prov. dan., 456.)
314. Wer mit Ochsen schlafen geht, mit Hornvieh aufsteht.
315. Wer mit Ochsen spricht, dem geben Ochsen Antwort. – Sprichwörtergarten, 75.
316. Wer Ochsen nicht regieren kann, muss Esel treiben.
Lat.: Si bovem non possis, asinum agas. (Gesner, I, 618; Erasm., 787; Tappius, 125a; Philippi, I, 65; II, 182.)
317. Wer sick vör'n Ossen utgiwt, de möt ôk dervör trecken. – Globus, VIII, 177a.
Wer gross und stark ist, dem wird auch viel zugemuthet.
318. Wer will fette Ochsen fressen, muss die Weide nicht vergessen.
319. Wer will fette Ochsen schlachten, muss sie fett ha'n bis Weihnachten. (Ostpreuss.) – Boebel, 138.
320. Wess der Ochs ist, der hüt seyn. – Lehmann, 70, 12.
321. Wie der alte Ochs gebrüllt, so brüllt auch der junge.
Böhm.: Jaký zvyk míval býk, tak řve také vůl. (Čelakovský, 222.)
322. Wie der Ochs brüllt, so muht auch die Kuh.
323. Wie der Ochs gewöhnt ist, so brüllt er.
Ruth.: Czym byk nawyk, tym rewe.
324. Willige Ochsen soll man nicht übertreiben.
Dän.: Villig oxe maae ikke altijd drives. (Prov. dan., 444.)
325. Williger Ochs macht gerade Furchen.
326. Wo der Ochs die Krone treit, da sind die Kälber Durchlaucht.
Lat.: Corvi lusciniis honoratiores. (Eiselein, 499.)
327. Wo der Ochs gefallen, sind der Metzger viel. – Daheim, 1868, S. 596.
[1106] 328. Wo der Ochs hinkommt, muss er den Pflug ziehen.
Engl.: Where shall the ox go but he must labour. (Bohn II, 16.)
Port.: Onde irá o boi que não are? (Bohn I, 290.)
Span.: Adonde irá el buey, que no are? (Bohn I, 194.)
329. Wo der Ochs König ist, da sind die Kälber Prinzen. – Simrock, 7633; Körte, 4642; Körte2, 5827.
Mhd.: Swâ der ohse krône treit, dâ hânt diu kelber werdekeit. (Freidank.) (Zingerle, 111.)
330. Wo der Ochs schefftig ist, da ist viel Einkommens. – Petri, II, 801.
331. Wo man den Ochsen krönt, da wird das Land gehöhnt.
Mhd.: Ohsen krône zimt niht wol. (Marner.) – Eim ohsen krône enzimt nit wol, in zager hende ein vil guot swert. (Colm.) (Zingerle, 110-111.)
332. Wo man mit Ochsen jagt, leiden die Hasen nicht Noth.
Aehnlich russisch Altmann VI, 422.
333. Wo nicht Ochsen sein, da ist die Krippe rein. – Nass. Schulblatt, XIV, 5; Sprichwort, 14, 4; Klosterspiegel, 619; Schulze, 64; Simrock, 7644a; Körte, 4645; Braun, I, 3128.
Wer am unrechten Orte spart, geht des Ertrags zur Zeit verlustig.
334. Wo Ochsen weiden gehn, ist's ums Kraut geschehn.
335. Wo soll der Ochse hingehen, dass man ihn nicht vor den Pflug spanne!
336. Wo ungleiche Ochsen sind angeschirrt, da wird der Wagen nicht gut geführt.
337. Woas a Uchse îs, dar brengt a Sâk bâl mit uff de Welt. (Hirschberg.)
338. Wohin man den Ochsen wendet, dahin zieht er den Pflug.
339. Wos woas dar Oux va da Muschganus, woun a nid ins Gwöülb kimp. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 12.
Was weiss der Ochs von der Muskatennuss, wenn er nicht ins Gewölbe (d.i. in den Gewürzladen) kommt.
*341. Blinn' Oss, kast'n Pütten nich sehn? (Pommern.)
Blinder Ochs, kannst du den Brunnen nicht sehen? – »Dies soll wol eine Verhöflichung in Anlehnung an den sprichwörtlich blinden Hessen sein. Wie aber das Wort besonders einem Stolpernden zugerufen wird, liesse es sich in dieser Anwendung noch anders deuten, da Hess die Achillessehne bezeichnet, Hessknoaken das Wadenbein. Ursprünglich steht trotzdem wol der Ochse in der Redensart, die auch nicht nur auf den Stolpernden angewandt wird, sondern auf jemand, der ein Ding sucht, das ihm nahe liegt.« (Fr. Hasenow.)
*342. Da stehen die Ochsen am Berge. – Lehmann, 386, 11; Mayer, II, 177; Eiselein, 498; Simrock, 7631; Mathesy, 253b; Körte, 4638; Lohrengel, II, 88; Braun, I, 3114.
Von denen, die sich durch ein Hinderniss aufgehalten sehen, sich in irgendeiner Sache nicht zu helfen wissen. Nur Ochsen lassen sich bis zum Stehenbleiben verblüffen.
Engl.: To put the cart before the horse.
Frz.: Voilà l'accroc, la difficulté, le noeud de l'affaire. (Starschedel, 433.)
It.: Mettere il carro innanzi a buoi. (Masson, 269.)
Lat.: Cantherium in fossa. (Livius.) (Philippi, I, 71.) – Clivo sudamus in imo. (Ovid.) – Hic haeret aqua. (Cicero.) (Binder II, 55 u. 1298.) – In angustum oppido nunc meae coguntur copiae. (Terenz.) – In trivio sum consilii. (Philippi, I, 191 u. 207.) – In trivio sum. (Froberg, 579; Hanzely, 39; Hauer, Kiij; Philippi, II, 204.)
*343. Da wird der Ochs im Backofen kalben.
Man wird sehr ins Gedränge kommen. »Obgleich es mir so schwer ankommt, wie dem Bock das Lammen; so denke ich eben: wenn es gedrang zugeht, kalbt der Ochse im Backofen.« (Schles. Provinzialbl., Glogau 1862, S. 570.)
*344. Dar Ochse wil sich die Hörner noch nich oblofen. – Gomolcke, 352.
*345. Dar stân de Ossen an 'n Bârg. – Gryse, 29; Dähnert, 340a; Schiller, II, 4; für Franken: Frommann, VI, 321, 300.
Die Redensart: Der Ochs steht zu Berge, findet sich auch in der Goslarschen Consistorialordnung von 1555. In Schlesien: Nu stihn de Uxen am Barge. (Gomolcke, 814; Robinson, 230.) In Schwaben: Jetzt staunt d' Ochsa am Berg. (Michel, 271; Nefflen, 462.)
[1107] *346. Daran kann sich ein Ochse satt fressen. – Frischbier, 548; Frischbier2, 2822.
An dem überladenen, geschmacklosen Kopfputz einer Dame.
*347. Das heisst einen Ochsen gemolken.
Eine nutzlose Arbeit gethan.
Holl.: Het is den os gemolken. (Harrebomée, II, 154a.)
*348. Davon müsste ein eiserner Ochs crepiren.
»Die fasten muss sein abgethon, ein yssner ochs sturb daruon, soll dan ein fleischig mensch nit sterben.« (Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, X, 43.)
*349. De Oss kikt in de Bibel. – Schütze, I, 102.
Wenn jemand etwas vornimmt, wovon er nichts versteht.
Lat.: Bos in civitate. (Erasm., 221; Tappius, 144b.)
*350. De swarte Oss het er (ihr) al up den Fôt treden. (Ostfries.) – Bueren, 318; Eichwald, 1465; Frommann, IV, 286, 394; Hauskalender, III.
Swarte Oss bildlich für Teufel. In der Bedeutung: Er ist ein Pechvogel. In Schlesien und auch anderwärts sagt man dafür: Die schwarze ⇒ Kuh (s.d. 521) hat ihn getreten, um (vgl. Schles. Provinzialbl., 1864, S. 342) zu sagen: die Noth hat ihn gelehrt; fast nur von Uebermüthigen, Verschwendern, Grossprahlern u.s.w. angewandt, welche in der Schule der Noth kirre geworden sind, sich die Hörner abgestossen haben. Auch die Litauer haben die Redensart: Vom schwarzen Ochsen getreten sein. (Schleicher, 174.)
Engl.: The black ox has tramped up him.
Holl.: De bonte os heft hem niet getreden. (Harrebomée, II, 154a.)
*351. Deinetwegen (deshalb) wird kein Ochse kalben. – Blum, 656.
Die Natur wird deinetwegen ihren Lauf nicht ändern; es ist Thorheit von dir, dies zu erwarten.
*352. Dem Ochsen einen Saumsattel auflegen.
Von Leuten, die einer Sache nicht gewachsen sind. Es ist nicht Sitte, Ochsen zu satteln, und sie Lasten tragen zu lassen; dazu bedient man sich der Esel und Maulthiere.
Lat.: Bovi clitellas imponere. (Cicero.) (Binder I, 144; II, 374.)
*353. Den linken Ochsen zuerst aufjochen. (Nordamerika.) – Horace Greely.
*354. Den Ochsen bei den Hörnern fassen. (S. ⇒ Luft 41.) – Eiselein, 498; Braun, I, 3124.
Engl.: He takes the bull by the horns. (Bohn II, 65.)
Lat.: Bovem utroque cornu continere. ( Philippi, I, 65.)
*355. Den Ochsen hat er hinunter, aber der Schwanz steckt ihm im Halse.
Ueber einen Klotz ist er gesprungen, aber über einen Strohhalm gestolpert.
Engl.: To swallow an ox and be choked with the tail. (Bohn II, 179.)
*356. Den Ochsen satteln und die Pferde koppeln. – Körte, 4632; Simrock, 7646; Braun, I, 3117.
*357. Den Ochsen stehlen und die Kaldaunen opfern.
Dän.: Offre ei kallun af stjaalen oxe. (Prov. dan., 332.)
*358. Der (dieser) Ochs wird auch nicht die meiste Milch geben.
Es wird bei diesem Geschäft nicht viel zu gewinnen sein.
*359. Der ochs wil einen hasen erlaufen. (S. ⇒ Kuh 513.) – Franck, II, 47a; Eyering, I, 503; Simrock, 7638; Körte, 4639; Braun, I, 3122.
*360. Der schwarze Ochs hat ihn noch nicht getreten.
Er hat noch nicht erfahren, was Sorge und Kummer ist, er hat noch keine traurigen Erfahrungen gemacht.
Engl.: The black ox never trod on his foot. (Bohn II, 172.)
*361. Der schwarze Ochs wird dich stossen. – Klix, 55.
Den Butteresser.
*362. Die Ochsen hinter den Pflug (Wagen) spannen. – Körte, 4634; Lohrengel, II, 140; Braun, I, 3111; Simrock, 7645; Pauli, Postilla, II, 55b.
Eine Sache verkehrt anfangen.
Mhd.: Er seezt den wagen für die rinder. (Ring.) (Zingerle, 162.)
Frz.: Mettre la charrue devant les boeufs. (Lendroy, 324; Bohn I, 38; Starschedel, 48; Masson, 269.)
Holl.: Hij spant de ossen achter den ploeg. (Harrebomée, II, 154b.)
*363. Die Ochsen kälbern ihm. – Parömiakon, 1454.
Von einem, der ausserordentliches Glück hat.
*364. Doa stoan de Ossen ann'n Barg un könen niche wirer. (Strelitz.) – Firmenich, III, 72, 67.
*365. Du wirst noch viele polnische Ochsen essen sehen und nichts davon kriegen. (Nordböhmen.)
[1108] *366. Ein gesunder Ochse vor einem zerbrechlichen Pfluge.
*367. Ein zofiger Ochs. (S. ⇒ Kopf 676 und ⇒ Kropf 31.)
*368. Einem Ochsen das Heu zwischen die Hörner legen. – Fischart, Gesch.
*369. Einem wüthenden Ochsen etwas ins Ohr sagen.
Pythagoras soll einst einen wüthenden Ochsen durch ein Wörtlein ins Ohr besänftigt haben, aber gewiss eine höchst gewagte und in ihren Erfolgen zweifelhafte Beruhigungsmethode.
*370. Einen Ochsen biss an die Hörner fressen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 408.
*371. Einen Ochsen im Halse tragen.
Von einem Vielfresser.
*372. Einen Ochsen in die Apotheke schicken.
*373. Einen Ochsen ins Horn kneipen.
*374. Einen Ochsen melken wollen. – Altmann VI, 512.
*375. Einen Ochsen um ein Ei geben.
It.: Alle volte si dà un uovo per un bue. (Bohn I, 69.)
*376. Einen Ochsen zum Grenzwärter bei der Rinderpest machen.
*377. Er gleicht mehr einem Ochsen als einem Tanzmeister.
Holl.: Hij gelijkt beter naar een' braven Deenschen os dan naar een' fatsoenlijk' mensch. (Harrebomée, II, 154b.)
*378. Er hat den ganzen Ochsen verzehrt bis an den Schwanz.
Das ganze Geschäft vollendet und erst am Ende ist er ermüdet.
Lat.: Toto devorato bove in cauda desiit. (Philippi, II, 22.)
*379. Er hat selber einen Ochsen geschlachtet, er bedarf deiner Kaldaunen nicht.
Bedarf deiner Hülfe nicht.
Holl.: Hij heeft zelf een' os geslagt, hij behoeft uwe pensen niet. (Harrebomée, II, 154b.)
*380. Er hat weder meine Ochsen noch meine Pferde weggetrieben. (Altgriech.)
Er hat mir keine Veranlassung zu Feindseligkeiten gegen ihn gegeben.
*381. Er ist ein Ochs unter Brüdern.
D.h. selbst seine Brüder müssten es bestätigen. Wir verbinden mit dem Ausdruck »Ochs« den Begriff der Dummheit, Grobheit, Plumpheit u.s.w. »O welch ein Ochs bist du, dass du so viel kämpfest und büssest!« (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, I, 52.) Bei den alten Römern dagegen wurde das gutmüthige Rind, bos, nie als Schimpfwort gebraucht. Es scheint fast, als ob die ungemeine Freiheit und die Bewegung in der frischen Luft, welche die römischen Wiederkäuer im Gegensatz zu den ihr Leben grösstentheils im dunkeln Stalle verträumenden unsrigen hatten, jenen einen Anstrich von grösserer Intelligenz verliehen hätte. (Vgl. Römische Schimpfwörter im Ausland, Augsburg 1871, Nr. 8.)
Holl.: Hij heeft het grootste gelijk van de ossenmarkt; als hij er alleen op is, neemt hij de koeijenpooten tot getuigen. (Harrebomée, I, 424a.)
*382. Er kraut den Ochsen, wohin er ihn schlagen will.
Holl.: Hij kraauwt den os, waar hij hem bollen wil. (Harrebomée, I, 154b.)
*383. Er setzt ein Ochsen auff ein Lauss. – Moscherosch, 135.
*384. Er sihet als ein ochs, der dem fleyschhawer entrunnen ist. – Franck, II, 62a.
*385. Er stiehlt en Ochs und git d' Füess um der Gottswille. – Sutermeister, 82.
Der scheinheilige Betrüger u.s.w. (S. ⇒ Mutter 226.)
*386. Er wird noch die Ochsen hüten.
Um jemand anzudeuten, dass er noch in eine sehr abhängige und dürftige Lage kommen werde.
*387. Es ist als wenn ein Ochs in der Bibel läse.
Holl.: Het is, als of er een os in den bijbel las. (Harrebomée, II, 154a.)
*388. Es ist der Ochs bei der Krippe. (Altgriech.)
Entweder von denen, die ausgedient haben, und wegen ihres Alters ein ruhigeres Leben geniessen, oder von solchen, die sich dem Müssiggange ergeben haben und blos leben, um zu geniessen.
*389. Es ist der Ochs bei der Salbenbüchse.
Er taugt zu dem Geschäft nichts. Die Wettläufer salbten sich, aber ein Ochs ist zum Wettlauf ganz untüchtig.
*390. Es ist ein alter Ochs.
Frz.: Il a l'âge d'un vieux beuf. (Leroux, I, 95.)
*391. Es ist ein Ochs, der auf dem Seil tanzt.
Von etwas, das sehr unwahrscheinlich ist.
[1109] *392. Es ist ein Ochs, der den Staub gegen sich selbst aufrührt.
Von denen, die sich willig in eine widerwärtige Lage bringen lassen. Die Ochsen lassen sich nämlich sehr leicht binden.
*393. Es ist ein Ochs, der nicht zieht. – Parömiakon, 1517.
Von jemand, der an seiner Stelle seine Pflicht nicht erfüllt.
*394. Es ist ein Ochs im Joch.
Von denen, die ununterbrochen beschäftigt sind.
*395. Es ist gerade als zwicke (kneipe) man den Ochsen in die Hörner. (Nürtingen.)
Ganz erfolg- und nutzlos.
*396. Es ist ihm ein goldener Ochs über die Zunge gegangen.
Ist bestochen worden. »Es ist kaum zweifelhaft, dass der extremen Fortschrittspartei in Würtemberg ein goldener Ochse aus Hietzing über die Zunge gestiegen ist.« (Schles. Zeitung, 1868, 351.)
*397. Es ist ihm ein Ochs in den Brunnen gefallen.
»Das ist,« fügt Chaos (265) erklärend hinzu, »er hat ein Glück gehabt.« Wie das aber ein Glück sein soll, wenn einem ein Ochs in den Brunnen fällt, verstehe ich nicht.
*398. Es ist ihm wie dem Ochsen die Bratwurst.
Er macht sich daraus nichts.
*399. Es ligt jm ein ochs auff der zungen. (S. ⇒ Büchse 26 und ⇒ Kugel 42.) – Franck, I, 32b.
Holl.: Hem is een stuk spek in den mond geworpen. (Harrebomée, II, 97b.)
Lat.: Bovem portat in faucibus. (Froberg, 62.)
*400. Es steckt ihm ein Ochse im Halse.
Er kann aus irgendeinem Grunde in der Sache nicht reden, sei es weil er bestochen, betheiligt u.s.w. ist.
*401. Es war ein Ochs oder ein Spatz. – Binder II, 1985.
Wenn jemand sehr unbestimmte Angaben über etwas macht. (S. ⇒ Schiff.)
Lat.: Navis aut galerus. (Seybold, 330.)
Es geschah nur von sehr Reichen und von Königen, dass sie ganze Ochsen opferten. Grosse Kosten machen, sehr viel daran wagen.
*403. Ihr Ochs ist zuweilen durch unsere Pfütze gelaufen. – Masson, 358.
Spott auf entfernte, dunkele Verwandtschaft. (S. ⇒ Gebäck 2, ⇒ Hund 1746, ⇒ Kleinbrotl, Nachtr., ⇒ Morgen 87, Mutter ⇒ 120 u. ⇒ 245.)
*404. Man hat dem ochsen ein kürssen in rachen geschoben, er kan nicht brüllen. (S. ⇒ Joachimsthaler.) – Franck, II, 33a; Eyering, III, 187.
*405. Me moint, ihr wollet de Ochse sammt em Schwanz brote. (Bietigheim.)
Wenn sehr stark geheizt wird.
*406. Min Oss het uk Hürn. – Hausblätter, 1867, I, 217.
Wenn jemand den Ochsen als den eigenen Stellvertreter einführt, um den Gegner die eigene Ebenbürtigkeit zu Gemüth zu führen.
*407. Min Oss verspreekt nischt, öwerst he deht wat.
Sagt vielleicht der Bauer, wenn man ihn, um ihn zu kirren, goldene Berge verspricht. (Vgl. Fr. Hasenow, Vom lieben Rindvieh, in den Hausblättern, Stuttgart 1867, S. 217.)
*408. Mit eigenen Ochsen pflügen. – Zehner, 600; Körte, 4641.
Die Bitte, dies zu thun, richteten die Ostfriesen einst an ihren Landesherrn, als er zu viel Ausländer in seine Dienste nahm. Er erwiderte ihnen: »Ich kann keine Ochsen in meinem Dienst brauchen.« (Witzfunken, Vb, 56.)
*409. Mit einem Ochsen jagen. – Körte, 4633.
Etwas Albernes thun, als wenn z.B., bemerkt Erasmus, jemand vom römischen Stuhle ohne Geld ein Amt haben wollte.
*410. Mit Ochsen auf die Hasenjagd gehen.
Lat.: Bove venari leporem. (Faselius, 104.)
*411. Mit Ochsen und Eseln pflügen.
Etwas verkehrt betreiben.
Lat.: Arare bove et asino. (Faselius, 20.)
*412. Mit ungleichen Ochsen pflügen.
Von mehreren, die zur Erreichung gleicher Zwecke nicht gleichviele oder gleichkräftige Mittel anwenden können.
*413. Ochs, da steht der Barren.
*414. Prille, Uchse, prille; ich wiel der Heu sch ... – Gomolcke, 1182; Robinson, 246.
*415. Sîch du 'm Oxa ai a Oarsch, oan ni aî a Schpîg'l. – Peter, 444.
[1110] *416. Sie haben miteinander von einem Ochsen gegessen.
»Wie jener höfliche Franzmann sagte, da sich ein Hochzeitsgast wegen der Oberstelle garstig machte.« – »Der Herr Jesus (im Ev. Luc. 4) kommet mir für, gleich wie ein alter Freymann in Schlesien, den ich wol gekanndt. Ein junger Lappe war seines Bedenckens nicht hoch genug gesatzt worden auff der Hochzeit; da er auch die Schnautze hatte begossen, machte er sich vnsöte. Der Franzmann tritt herzu vnd redet jhn freundlich an: o gebet euch zufrieden, jhr sitzt vberal gut, habt jhr doch alle von Einem Ochsen gessen. Das war ein künstlicher Schmitzer.« (Herberger, Hertzpostille, I, 578 u. 746.)
*417. So friss den Ochsen bis an die Hörner. – Fischart, Gesch.
*418. Vom Ochsen auf den Esel kommen.
Rückwärts. Aus einem mühseligen Stande in einen andern.
Holl.: Hij springt van den os op den ezel. (Harrebomée, II, 154b.)
Lat.: De calcaria in carbonariam (descendere). (Seybold, 115.)
*419. Was thuet a Ochs, wenn er net woiss, wo na (wohin), so schuibt (schiebt) er halt. (Neresheim.)
*420. Was weiss der Ochs, wenn's Sonntig ist! (Ulm.)
Holl.: Wat weet de os van de noordstar. (Harrebomée, II, 155a.)
*421. Wenn no 's schönst Paar Ochse verrecke thät. (Ulm.)
422. Aessest du auch einen Ochsen auf, aber nicht in Gemeinschaft, so hilft das nicht. – Frischbier, 4252.
Poln.: Choćbyś zjadł i wołu a nie pospołu, to nieświadczy.
423. Auch ein Ochs läuft einmal in den Wald.
Der kein Waldthier ist und in Haus und Feld lebt. Jedes Wesen liebt einmal Abwechselung.
Lat.: Abit et taurus in sylvam. (Philippi, I, 2.)
424. Da seht ihr doch, dass ein Ochs darin Platz hat, sagte der Schulz zu den Gemeinderäthen [1640] welche behaupteten, die Viehtränke sei zu eng, und tauchte seinen Kopf hinein.
425. Dat sieh ick an 'n Ossen, dat Kopp-arwêt am Schwerigsten is, söä' de Bû'r to 'm Prêster. – Schlingmann, 151.
426. Der Ochs geht noch immer vorwärts, wenn das Pferd schon ruhen muss. – Bertram, 69.
427. Der Ochs pflügt die Gerste, aber das Pferd bekommt sie als Futter. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
428. Der Ochsen und der Weiber-Hoffart Stärke kennt niemand. – Schmitz, 194, 155.
429. Ein störriger Ochs macht krumme Furchen.
430. Einem bösen Ochsen gibt Gott keine schlechten Hörner.
431. Einem dreschenden Ochsen soll man nicht zu sehr ins Maul sehen. – Monatsblätter, VI, 188, 22.
432. Einem Ochsen kann man nicht zwei Häute nehmen.
Von Einem Grundstück soll man nicht mehrfach Steuern fordern.
Böhm.: Nebeře se s jedného vola po dvou kóžích, ani z jedného gruntu po dvou daních. (Rybička, 3675.)
433. Einen Ochsen ergreiffet man bey den Hörnern und den Mann bei den Worten. – Pauli, Schimpff, 184.
»Also singet der Guckguck seinen Nahmen selbst.«
434. Elf Ochsen und ein Bauer sind dreizehn Stück Rindvieh. – Auerbach, Dorfgeschichten, III, 103.
435. Jeder Ochs wehrt sich seiner Haut.
»Es wehre, als man spricht, ein jeglicher Ochss seiner haut, schauw ein jeder auff seine schantz gar eben.« (Aventin, Chronik, XXXa.)
436. Man kann den Ochsen in der Sänfte tragen, und doch über viele Dinge klagen.
437. Mein Ochs verspricht nichts, aber er thut was, sagte der Bauer.
438. Ochsen fressen sich ins Futter, Pferde heraus. – Wunderlich, 9.
439. Von Einem Ochsen kann man nicht zwei Felle abziehen.
Wer durch ein Urtheil um sein Vermögen gekommen ist, dem kann in einem zweiten Process nichts mehr genommen werden.
440. Wenn der Ochse geworfen ist, wird das Messer geschärft. – Löwenheim, 65, 256.
441. Wenn der Ochs nicht ackern will, kannst du ihm pfeifen noch so viel.
It.: Quando il bue non vuol arare, tu puoi cantare, tu puoi cantare. (Giani, 260.)
442. Wenn Ein Ochse Klee genascht hat, so heisst's, die ganze Heerde hat gefressen.
443. Wenn Ochsen eine Wahrheit wittern, so kriegen sie das Zittern.
Als Pythagoras seinen berühmten Lehrsatz aufgefunden hatte, opferte er den Göttern hundert Ochsen. Daraus erklärt es sich wol, dass die Ochsen vor neuen Wahrheiten erschrecken.
444. Wullt du fette Ossen freten, dörfst du nich de Weid vergeten. – Plattdütscher Husfründ, III, 18.
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