[1422] 1. A ual Knecht steant beaft di, diar ia sagt. (Nordfries.) – Johansen, 7.
Der alte Knecht (der Teufel) steht hinter dem, der schwört (eidet).
2. Allermann's Knecht kann's nicht jedem machen (kochen) recht. – Gaal, 1027; Eiselein, 384; Simrock, 5785.
3. Alter Knecht find't sich als Herr nicht zurecht.
Holl.: Die al te lang voor knecht gewerkt heeft, kan niet goed meer voor baas ageren. (Harrebomée, I, 418b.)
4. Am Knecht kann man wol den Herrn erkennen.
Frz.: Au séneschal de la maison peut-on connoistre le baron. (Leroux, II, 57.)
5. Besser kein Knecht als ein halber.
Dän.: Halv karl er heel skade. (Prov. dan., 270.)
6. Dem geringsten Knecht die geringste ehr. – Henisch, 813, 33; Petri, II, 74.
7. Dem Knecht gebührt sein Brot, Straff vnd Arbeit. – Petri, II, 74.
8. Der bezahlte Knecht hat den Arm gebrochen. – Winckler, XV, 13.
9. Der geringest Knecht ist alles Lands recht. – Petri, II, 90; Henisch, 1518, 35.
10. Der ist ein armer knecht, der einer gmeyn dient. – Franck, I, 85a; Lehmann, II, 64, 139; Körte, 3448.
Frz.: L'ane du commun est toujours le plus mal bâté.
It.: Chi serve al commune ha cattivo padrone.
11. Der ist ein Knecht, der keinen Knecht hat; er muss sich selbst dienen.
Vielleicht ist auch der nur wahrhaft frei, der keinen Knecht braucht.
12. Der Knecht folgt dem Herrn.
Holl.: De knecht volgt zijn' meester na. (Harrebomée, I, 418b.)
13. Der Knecht ist nicht besser denn sein Herr.
14. Der Knecht ist nicht über seinen Herrn. – Matth. 10, 24; Schulze, 206; Zaupser, 454.
15. Der Knecht ist oft geschickter dann sein Herr. – Eyering, I, 505.
16. Der Knecht kann in Kirchenbusse nicht mehr verwirken als seine Haut. – Graf, 319, 102.
Der Unfreie, der die Geldbusse nicht entrichten konnte, musste mit seiner Person die auferlegte Kirchenstrafe abbüssen.
17. Der Knecht macht seine Frau zur Magd und die Magd ihren Mann zum Knecht. – Graf, 62; Pottgieser, 830.
Nachdem die Unfreiheit bis zu dem Satze gekommen war, dass die Kinder allemal der bösen (schlimmen, unfreien) Hand folgen; so that man noch den folgenden Schritt und behauptete: Nimmt ein freier Mann ein (leib-)eigenes (höriges) Weib, so hat er seine Freiheit ebenfalls verloren. »In wessen Gehörr er mit ihr zu Bett gehet, dem muss er hulden und schwören.« (Grimm, Weisth., I, 313 u. 409.)
18. Der Knecht muss keinen vorteil haben für den Herrn. – Petri, II, 98.
19. Der Knecht muss thun, wie ihm sein Herr gebeut. – Graf, 42, 141.
Altfries.: Thi skalk skolde dwa alsa him sin hera bad. (Wiarda, 98.)
20. Der Knecht soll dem Herrn, die Magd der Frawen dienen.
Petri (II, 98) fügt noch hinzu: »Die Philosophie der Theologie«, ein Dienstverhältniss aber, das sich nicht bewährt und die erstere bestimmt hat, sich auf eigene Füsse zu stellen.
21. Der Knecht soll's nicht besser haben, denn sein Herr. – Heuseler, 43.
Luther in einem Briefe an die Christen zu Strasburg wider den Schwärmergeist.
Frz.: Le valet ne doit pas paraître au dessus du maître. (Masson, 186.)
22. Der Knecht weint verlorene Thränen, wenn er das beweint, was der Herr will.
23. Der Knecht wird ein unwerther Mann, sobald die Arbeit ist gethan.
Lat.: Verna fit ingratus, dum mox opus est operatus. (Binder, II, 3514; Gartner, 183.)
24. Der Knecht wird verkauft wie der Hengst. – Graf, 42, 150.
Weil er nur Gegenstand des Sachenrechts ist. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 343.)
[1423] 25. Der letzte Knecht macht gemeinlich den ersten fromm. – Petri, II, 833.
26. Des Knechtes Erbe ist ein Knecht. – Graf, 42, 145.
27. Det dags Knecht, det nachts Herr. (Ostpreuss.)
28. Die alten Knechte wählen die besten Pferde.
29. Die Knechte sitzen zu Pferde und die Herren gehen zu Fuss. – Gryphius, 34.
Holl.: De knecht rijdt te paard, en de meester gaat te foet. – De knechts scheren de schapen, en de meesters de varkens. (Harrebomée, I, 418b.)
30. Die Knechte verbessern sich nicht, wenn die Herren wechseln.
31. Du musst dem Knechte nicht Brot genug geben, so wird er keinen Käse verlangen.
32. E Knêcht nor ous Schtri gedrêt äs mî wiért wä en gälda Mêd. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 373.
33. Eim witzigen knecht müssen auch edelleut dienen. – Franck, I, 129a; Gruter, I, 24; Petri, II, 178; Henisch, 698, 62; Eiselein, 384; Sailer, 207; Körte, 3451; Simrock, 5782; Braun, I, 1904; Masson, 186.
Knecht, ursprünglich eine junge Mannsperson, dann ein dienender Junge, endlich ein Dienender überhaupt, Nebenform ist Knappe, ⇒ Knabe (s.d.). Die mittelalterliche Rangabstufung hielt Knecht, Knappen und Ritter streng auseinander. Das obige Sprichwort sagt aber, dass der Geist überall oben ist, und dass er sogar den Knecht zum Herrn macht. (Vgl. Wurzbach, III, 189.)
Lat.: Nescit prodesse, qui nescit providus esse. (Sutor, 738.)
34. Ein armer Knecht kommt selten recht.
35. Ein fauler Knecht macht zehn Schritte, um einen zu sparen. – Winckler, XVI, 32.
It.: Il servitor pigro per non far un passo ne fà due. (Pazzaglia, 350, 6.)
Span.: El mozo perezoso, por no dar un paso, da ocho. (Cahier, 3637.)
36. Ein fauler Knecht prophezeit nicht schlecht.
Lat.: Saepe prophetizat servus quicunque pigrizat. (Sutor, 581; Loci comm., 183.)
37. Ein fauler Knecht, was sein Herr denkt, redt er offt recht. – Sutor, 581.
38. Ein fleissiger und treuer Knecht ist ein Schatz im Hause.
Die Basken haben das Sprichwort: Den guten Knecht, voll Treu und Geduld, bezahl' ihn noch so gut, du bleibst in seiner Schuld. (Westermann's Monatsschrift, Braunschweig 1858, IV, 587.)
39. Ein frembder Knecht stehet vnd fallet seinem Herrn. – Henisch, 1210, 21.
40. Ein frommer Knecht dient nicht zugleich zweyen widerwertigen Herren. – Petri, II, 186.
41. Ein frommer Knecht dient selten zwei Herren recht.
42. Ein getreuer Knecht kommt immer wieder recht. – Storch, Freiknecht, I, 333.
43. Ein getrewer Knecht ist ein ewiger esel vnd sackträger. – Petri, II, 190; Mathesy, 233b.
44. Ein guter Knecht hat alles vollbracht, eh' nur der Herr daran gedacht. – Storch, Freiknecht, III, 44.
45. Ein guter Knecht muss stumm sein.
46. Ein herrlich erzogen Knecht wird gegen seinen Herren trotzig. – Petri, II, 197.
47. Ein kluger Knecht herrschet vber unfleissige Erben. – Petri, II, 209; Henisch, 908, 38.
48. Ein Knecht, den man ehrt, der widerspricht oft seinem Herrn.
49. Ein Knecht, der seinen Herrn wechselt, verbessert sich nicht stets. – Altmann V, 86.
50. Ein Knecht ist allweg Falk und Schalk. – Eiselein, 384.
51. Ein Knecht muss in der Scheune stahn und hart schlan, Käse sind seine Schinken und Wasser muss er trinken. (Euskirchen.) – Boebel, 147.
52. Ein Knecht sol Knecht sein, ein Herr Herr. – Petri, II, 209; Luther's Tischr., 356a.
53. Ein Knecht soll nicht wissen seines Herrn Heimlichkeit, sondern was ihm sein Herr gebeut. – Heuseler, 44.
Luther in einem Briefe an die Christen zu Strasburg wider den Schwärmergeist.
[1424] 54. Ein Knecht soll nichts verlieren und nichts finden.
55. Ein Knecht soll viel hören und wenig reden, die Ohren offen und das Maul zu haben.
Lat.: Plus oportet scire servum, quam loqui. (Plautus.) (Philippi, II, 99; Seybold, 447.)
56. Ein Knecht wol gebutzt ist ein Dieb, oder ist dess Herrn Caplan oder alles beides, wenn ist zumal im Hauss ein harter Kern vnd stumpffer Zan. – Petri, II, 209.
Holl.: Een knecht, die wel zich zelf bekijkt 't is vreemd i zoo hij zich niet verrijkt. (Harrebomée, I, 419a.)
57. Ein lügenhafftiger Knecht hat stinckend ehr. – Henisch, 813, 40.
58. Ein mürrischer Knecht leistet keinen freundlichen Dienst.
Span.: De mozo rezongador nunca buena labor. (Cahier, 3684.)
59. Ein neuer Knecht macht alles recht.
Der Perser sagt: Neue Diener sind geschwind. Und in Hindostan heisst es: Ein neuer Diener fängt viel Wild. (Reinsberg III, 119.)
60. Ein rauher (schmuziger, schwarzer) Knecht freit leicht eine feine (reine, blanke, glatte) Magd.
Es ist hier von einem Manne die Rede, der keine Arbeit scheut, im Gegensatz zu einem geschniegelten Müssiggänger.
Dän.: Sorte svend faaer og hvide møe. (Prov. dan., 521.)
61. Ein stoltzen vnd verlognen knecht leid bey dir nicht, so thustu recht.
Lat.: Non habeas servum mendacem siue superbum. (Loci comm., 182.)
62. Ein treuer Knecht ist ein Schatz im Hause. – Eiselein, 334; Simrock, 5779.
Holl.: Door wel te dienen en getrouw te zijn, zal de knecht meester zijn. (Harrebomée, I, 418b.)
63. Ein treuer Knecht verdient doppelten Sold, denn er macht aus Blei und Kupfer Gold.
64. Ein weiser Knecht dient sich selber recht.
65. Einem bösen (falschen, untreuen) Knecht muss man nicht zum Rathgeber machen.
Dän.: Naar en ond svend maa raade, da er hans herre i vaade. (Prov. dan., 537.)
66. Einem verstendigen Knecht muss offt ein Herr sich bequemen. – Lehmann, 122, 21.
»Der Knecht Sauls gab seinem Herren einen so trefflichen Rhat, da sie beide die verlornen Esel suchten, das sie ein Königreich funden, darüber Saul zum König gemacht worden.«
67. Einem weisen Knecht muss sein Herr dienen. – Petri, II, 178; Henisch, 698, 62.
68. Einem willigen Knecht soll man nicht zu viel aufbürden.
Dän.: Man skal ei drifue en god svend for meget. (Prov. dan., 119.)
69. Eines andern Knecht soll niemand sein, der für sich selbst kann bleiben allein. – Riehl, Familie, 99.
70. Erst Knecht, dann Herr.
Man muss erst dienen lernen, ehe (damit) man befehlen kann (lernt).
Holl.: Eerst knecht, daarna meester. (Harrebomée, I, 419a.)
71. Es ist ein schlechter Knecht, der die Praktik nicht versteht.
D.i. die Kunst, die Herrschaft zu betrügen.
72. Es ist kein Knecht so gut, er bedarf der Hut.
Holl.: Geen knecht in huis zoo goed, daar men zich niet voor mijden moet. (Harrebomée, I, 419a.)
73. Es muss ein schlimmer Knecht seyn, der seinen Herrn nicht einmal erzürnte. – Petri, III, 6.
Entschuldigungsrede schlimmer Knechte.
74. Faul knecht seind gut propheten. – Franck, II, 185a; Egenolff, 266b; Petri, II, 309; Gruter, I, 40; Henisch, 1020, 63; Gaal, 425; Simrock, 5784; Körte, 3452.
Es heisst immer: Es ist zu früh, es ist umsonst, es ist ungesund, es ist schade u.s.w.
75. Fragt der Knecht auch nichts nach den Schafen, sitzt die Magd beim Spinnrad schlafen, das Essen wird keiner vergessen. – Parömiakon, 2376.
76. Frommer Knecht, frommer Herr. – Mathesius, Leichpredigt, 148a.
[1425] 77. Füttere den Knecht und putze dir die Pferde selber.
Die Russen: Gib deinem Knechte zu essen und fege dir selbst den Stall. (Altmann V, 129.)
78. Geborener Knecht bleibt ein Knecht.
79. Gib deinem Knechte dein Brot, so wird er keinen Käse verlangen. – Winckler, XV, 11.
80. Gib dem Knechte einen Groschen und gehe selber.
81. Halt den Knecht, so flieht er. – Simrock, 5781; Körte, 3450.
82. Hot der Knaicht raicht? Gott der Herr soit's (sagt's).
So lässt der Bauer den Hahn in Bezug auf einen (trägen?) Knecht krähend fragen und dann antworten. (Schles. Provinzialbl., 1862, 569.)
83. Ist der Knecht jung, die Magd alt, gibt es einen kleinen Haushalt. (Eifel.)
Von Ehebündnissen zwischen solchen Personen.
84. Je grösser Knecht, je grösser Herr. – Petri, II, 391.
85. Je lieber Knecht, je schärfer Zucht.
Mhd.: Je lieber kneht, ie groezer besem. (Helbling.) (Zingerle, 81.)
86. Je träger Knecht, je strenger Recht.
87. Jedermanns Knecht, jedermanns Narr. – B. Auerbach, Neues Leben, I, 89.
88. Jedermanns Knecht kann's nicht machen allen recht.
89. Kein frommer Knecht zwey Herren mag dienen recht.
Lat.: Non vult verna probus dominis servire duobus. (Sutor, 233; Loci comm., 182.)
90. Knecht thund nicht dann mit schlegen recht. – Franck, II, 105a; Lehmann, II, 314, 60.
91. Knecht und Mägd im Haus habens besser denn Herr und Frau selbst. – Luther's Tischr., 417a.
Luther bemerkt: »Sie haben keine Haussorgen, thun ihre Arbeit, essen und trinken und singen ihr Lied.«
92. Knecht vnd Magd können dess Teuffels sprach so wol als weren sie bey jhm in die Schul gangen. – Lehmann, 373, 146.
93. Knecht vnd Mägd seind Lebendige Werckzeug der Hausshaltung. – Lehmann, 367, 38.
94. Knecht zu sein beim Herrn ist oft beschwerlich, und Geselle – gar gefährlich.
95. Knechte müssen thun, was die Herren heissen.
96. Knechte schlagen, wenn sie nicht zagen. – Graf, 32, 44.
Dem Knechte als Unfreien schrieb man im Mittelalter alle unedeln Eigenschaften, also auch, wie hier, Feigheit zu.
Lat.: Servi si non timent tument. (Fürth, 33; Pertz, II, 103.)
97. Knechtes Kopf, schlimmer Kopf.
Lat.: Servile caput semper obliquum. (Seybold, 554.)
98. Lade den Knechten auff, als seyest du auch ein Knecht. – Petri, II, 430.
99. Lass den Knecht flunkern, so beginnt er zu junkern. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
100. Macht man den Knecht zum Herrn, so kann er sich selbst nicht regieren.
101. Man ehrt den Knecht um des Herrn willen.
Span.: Honra es de los amos, lo que se hace á los criados. (Cahier, 3468.)
102. Man findet einen bessern Knecht, man findet auch einen bessern Herrn.
Lat.: Servus servo praestat et dominus domino. (Seybold, 555.)
103. Man lobet auch wol einen bösen Knecht, wenn man seiner gern mit fug loss were. – Henisch, 1278, 37; Petri, II, 458.
Frz.: A ce que tu peux faire seul, n'attends personne.
104. Man muss keinen Knecht miethen, wenn man etwas allein machen kann.
105. Man sol den Knecht nicht auff den Herrn setzen. – Petri, III, 9.
»Kein schlimm Bier auff guten Wein trincken.«
106. Manche möchten gern Knecht haben wie die Hahnen, die früh singen und übel fressen.
Lat.: Cum quis incidit in servum bonum nulla est possessio melior. (Sutor, 899.)
[1426] 107. Me sell kei Chnecht vor 'm Fürobe (Feierabend) lobe. (Solothurn.) – Schild, 64, 90.
108. Newe Knechte arbeiten wol. – Petri, II, 493.
109. Nimmer is so fast eken der Knecht, as wo der Herr linden is.
Eken = eichen (hart, grob), linden von Lindenholz = weich, mild.
110. Nimmer Knecht, nimmer Herr. – Petri, II, 493.
111. Offt thut der Knecht nicht, was der Herr heist; er thut doch, was der Herr will. – Lehmann, 76, 18.
112. So mancher Knecht, so mancher Weg. – Eichwald, 1054; Kern, 327.
In Pommern: So mannig Knecht, so mannig Weg. (Dähnert, 241b.) Kommt wol von den Hofdienstpflichtigen, die von verschiedenen Orten zu den Hofdiensten ihres Gutsherrn kommen und des Abends wieder auseinandergehen.
113. So viel Knecht vnd Mägd im Hauss, so viel verreter. – Petri, II, 843.
114. So viel Knechte, so viel Feinde. – Simrock, 5786.
Denen ist nie zu trauen, die einen aus Furcht ehren. Knechtssinn ist überall ein elender Sinn.
Lat.: Quot servos habemus, totidem habemus hostes. (Seneca.) (Philippi, II, 149; Seybold, 519.)
115. Soll der Knecht mit dir laufen, so musst du ihm Schuhe kaufen. – Winckler, XIII, 28.
116. Thut sich beim Knecht dein Habe vermindern, so schlag ihm die Thür vor den Hindern. – Oec. rur.
117. Trewer Knecht, trewer Herr. – Mathesius, Postilla, CCXCa.
118. Untreuer (falscher) Knecht hat vor der Thür sein Recht.
Man soll ihn sobald als thunlich aus dem Hause entfernen. In Bezug auf schlechte Dienstboten vgl. Sieben böse Geister, welche heutiges Tages Knecht und Mägd regieren und verführen. Zur Abscheuung vorgestellt in J.B. Schuppius, Lehrreiche Schriften, S. 329-359.
Holl.: Hebt gij een' geveinsden knecht, wees 't dan ook, zoo heeft hij zijn regt. (Harrebomée, I, 419a.)
119. Viel Knecht, viel Gefecht.
»Was deuten viel Knecht, als viel Gefecht?« (Fischart in Kloster, VIII, 396.)
120. Von einem närrischen Knechte erwarte keine guten Dienste.
121. Von einem verständigen Knecht nimb auch einen guten Rath. – Lehmann, II, 793, 141.
122. Wä nit Knääch sin kann, kann och nit Häär (Herr) sin. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 214.
123. Wann de Knäächte un Mähde de Hel'ge gesinn han1, dann gitt et nit vill met der Arbeit. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 220.
1) Die Heiligen gesehen haben, d.h. wenn sie an einem halben Festtage in der Kirche gewesen sind.
124. Was redt ein Knecht, das halt für recht, ists gut vnd recht. – Henisch, 1796, 25.
125. Was soll mir ein Knecht, der nicht weiss, was links ist und was rechts.
Holl.: Daar komt geen knecht op mijnen stal, of hij is geweest over berg en dal. (Harrebomée, I, 418b.)
126. Welchen Knecht man ehret, der widerspricht offt seinem Herrn. – Gruter, III, 102; Lehmann, II, 868, 120.
127. Wenn aus den Knechten Herren werden, gibt's die tollsten Leut' auf Erden.
»Merke, es thut selten gut, wenn auss einem Knecht ein grosser Herr wirt.« (Aventin, CLXXIIb.)
128. Wenn de Knechte Hâweren futtert hebbet, so geit et den Pären ôwer'n Krâgen. – Schambach, II, 469.
Den Pferden steht in der Regel eine bedeutende Anstrengung bevor, wenn sie mit Hafer gefüttert werden.
129. Wenn der Knecht den Hausswirt (Herrn) vnd die Magd jhre Fraw lehren hausshalten, so ziehet die narung die füss zusammen. – Lehmann, 366, 18.
130. Wenn der Knecht einen Krug für die Herrschaft schöpft, so holt er auch einen für sich.
131. Wenn du mich willst zum Knechte miethen, so magst du mir gebieten.
[1427] 132. Wenn man dem Knecht die Ziegel zu lang lest, so will er bald Juncker werden. – Petri, II, 662.
133. Wenn man dem Knechte ein Pferd schenkt, muss man ihm auch einen Sattel schenken.
Die Russen: Wenn du deinem Knecht den Wald schenkst, so schenk' ihm auch den Holzwagen.
134. Wenn man den Knecht hält, so flieht er.
135. Wenn me-n-e Chnecht dinget, isch's besser, er blätzi (flicken) d' Hose vornoche-n (vornen) as hingernoche (hinten). (Solothurn.) – Schild, 98, 1.
Hosen, vorn geflickt, deuten auf Arbeit, hinten geflickt, auf Sitzen und Faulenzen.
136. Wer einen Knecht haben will, muss sich einen dingen.
Lat.: Praecipito mihi, me postquam satiaveris esca. – Ubi paveris, impera. (Seybold, 452 u. 620.)
137. Wer einen Knecht hat, der hat einen ganzen; wer zwei Knechte hat, der hat einen halben; wer drei hat, der hat gar keinen.
138. Wer keinen Knecht will halten, muss das Holz sich selber spalten.
Mhd.: Wer nicht haben mag en knecht, der dien im selber, daz ist recht. (Ring.) (Zingerle, 83.)
139. Wer nie Knecht gewesen, kann auch kein guter Herr sein.
140. Wer seinen Knecht zärtlich hält, der zeucht einen Junkern drauss. – Petri, II, 753; Körte, 3453.
Die Russen sagen: Lass deinen Knecht (Leibeigenen, Sklaven) an deinem Tisch sitzen, so wird er die Füsse darauf legen. – Nenne deinen Knecht Bruder, so wird er verlangen, dass du ihn Väterchen nennst. (Cahier, 2004-5.)
Holl.: Wie aan zijn knecht of kind wil lust en vreugde zien, die moet nooit volle gunst aan d' een of d'ander bien. (Harrebomée, I, 419a.)
141. Wer sich selber macht zum Knecht, den bedauert niemand, geht's ihm schlecht; macht sich einer zum Herrn, die Leute sehen es auch nicht gern; und wenn einer bleibt wie er ist, so sagen sie, dass nichts an ihm ist.
142. Wer sich von seinem Knecht lässt duzen, kann sich selber die Stiefeln putzen.
Die Russen: Wer die Knechte streng hält, der macht sie willig; wer gegen sie gütig ist, der macht sie unverschämt. (Altmann VI, 458.)
143. Wer sich zum Knecht macht, der soll jedem den Pflug halten.
144. Wer zu lange Knecht gewesen, taugt nicht viel zu einem Herrn.
145. Wie selig ist ein armer Knecht, der wenig hat vnd braucht es recht. – Henisch, 483, 59.
146. Wie viel Knecht einer im Hauss hat, so viel Diebe hat er drin. – Petri, II, 792.
147. Wie viel Knecht, so viel Feind. – Lehmann, I, 855, 409; Körte, 3449.
148. Wird der Knecht zum Herrn, ist er Meister im Scher'n.
Lat.: Aut servias ut servus, aut fugias ut cervus. (Sutor, 897.)
149. Wo viel Knecht sein, da sein auch viel Diebe. – Coler, 214b; Nass. Schulbl., XIV, 5.
Lat.: Quot servi tot fures. (Coler, 214b.)
*150. A îs der rächte Knächt (oder: Knacht). – Gomolcke, 104 u. 1144.
Ironisch in dem Sinne: ein auserlesenes Subject, ein Prachtexemplar seiner Art. »Ich glaube, ein jeder denckt: das ist der rechte Knecht.« (Keller, 143a.)
*151. Den guten Knecht spielen.
Schmeicheln, um vor andern den Vorzug zu haben.
*152. Den Knecht auf den Herrn setzen. – Frischbier, 314; Bücking, 181; Hennig, 102.
Wenn jemand feine Speisen und Getränke genossen hat und dann noch etwas ganz Gewöhnliches, Geringeres geniesst.
Holl.: Sint Pieter op onz Heer leggen. (Harrebomée, I, 294.)
*153. Der Knecht dürft' es nicht thun, wenn's jeder thäte.
*154. Der Knecht seines Guts sein.
Der Geizhals.
*155. Er hält die Knechte wie die Hähne, sie sollen früh singen und übel fressen.
*156. Er hat den Knecht bis an die Füsse.
[1428] *157. Es ist ein butzbacher Knecht. – Murner, Schelm., 16.
»Das seind fürwar die nassen ⇒ knaben (s.d.), die zu lohn fünf Schilling haben; zu Franckfurt, die in anderm land, butzbacher knecht werden genannt.« (Kloster, I, 847.)
*158. Es ist ein guter Knecht, wenn er wieder ein Jahr vergebens dient.
*159. Ich bin nicht Allerheiligen Knecht.
Lat.: Non omnibus servio. (Sutor, 895.)
160. Bist du ein Knecht, nimm eine Magd, des Sultans Tochter hat noch nicht nach dir gefragt. – Neue Freie Presse, 4592.
161. Das wär ain guoter knecht, der hin herwider brächt. – Geiler, Schif der Penitens, 113b.
162. Der gut knecht schemet sich vnd ist gotfürchtig. – Wachter.
[1507] 163. Ein fauler Knecht und ein warmes Bett trennen sich nicht gern voneinander.
164. Ein Knecht mit der Tabackspfeife im Stall, eine Magd mit seidener Schürze auf dem Ball, eine Frau mit Feder und Buch in der Hand, die bringen den Besten um Hab' und Verstand. – Wunderlich, 7.
165. Ein roher (wilder) Knecht thut dem Vieh nicht recht.
166. Ein treuer Knecht, eine treue Magd sind Wildbrät, das man selten jagt. – Simplic., I, 408.
167. Ein treuer Knecht thut auch ohne Zeugen, was ist recht.
168. Es ist ein grösserer Knecht, als wer im Dienste blinder Liebe steht.
Lat.: Est servitus cupidinis durissima. (Sailer, Sprüche, 126.)
169. Lieber Knecht im Dorfe als Edelmann in der Fremde. (Ruthenisch.) – Neue Freie Presse, 5433.
170. Man findt so wenig fromme knecht als wassersüchtige ohne Durst, grindige Häupter ohne Läuss vnd Kornscheuern ohne Mäus. – Zinkgref, IV, 116.
171. Viel Knechte müssen viel Knechte, vnd viel Mägde viel Mägde haben. – Zinkgref, IV, 116.
172. Wer keinen Knecht hat, ist selber Knecht. – Olearius, 355, 27.
173. Wo der Knecht den Herrn lehrt, da geht die Wirthschaft verkehrt.
Böhm.: Nebývá dobře, kde šafář učí pána sveho. – Bĕda tomu domu, kde tele rozkazuje volu. (Rybička, 3257-58.)
174. Wullt du Knecht warrn, musst di bögen; wullt du Bûr blibn, musst di rögen. – Plattdütscher Hûsfründ, II, 50.
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Im Alter von 13 Jahren begann Annette von Droste-Hülshoff die Arbeit an dieser zarten, sinnlichen Novelle. Mit 28 legt sie sie zur Seite und lässt die Geschichte um Krankheit, Versehrung und Sterblichkeit unvollendet.
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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
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