1. An vielem Fragen erkennt man einen Narren.
»In den Hospitälern bemerkt man, dass die Narren vorzüglich gern Taback schnupfen. In der Gesellschaft erkennt man sie an dem vielen Fragen.«
It.: Chi troppo dimanda ha testa di matto. (Pazzaglia, 88, 3.)
2. Bärr lang frägt, gäet lang ärr. (Henneberg.)
3. Besser einmal fragen, als zweimal irre gehen. (Rottenburg.)
4. Besser zwyr gefragt, denn einmal vnrecht gethon. – Henisch, 1420; Petri, II, 40.
5. Das Fragen hat man umsonst.
Dän.: Spørgsmaal koster intet. (Prov. dan., 527.)
6. De der fragt, will nicht geven. – Bueren, 304.
7. De fragt, will nicks geben. – Goldschmidt, 158.
8. De vêl fragt, wart vêl wîs1. (Oldenburg.) – Bueren, 395; Firmenich, I, 232, 8; Eichwald, 561.
1) Gewahr, erfährt viel.
9. Der hat gut fragen, der die Antwort schon in der Tasche hat. – Scheidemünze, II, 192.
10. Der viel fragt, last sich auch fragen. – Franck, I, 78b; Gruter, I, 362.
11. Dorch Fro'n werd ma klugg, sagte der Bauer zum Pastor, woar dar Wein, dann Se hoit verschankt, immgeschloarner (verdorbener) Essig? (Schles.)
Die Spitze ist gegen den Abendmahlswein gerichtet, wie er mitunter wol zu sein pflegt.
12. Drey fragen ainen maister. – Agricola II, 65.
13. Durch fragen, behalten, repetiren kompt man fort im studieren. – Henisch, 1189; Kirchhofer, 228.
Lat.: Multa rogare, rogata tenere, retenta docere: haec tria discipulum faciunt superare magistrum. (Binder I, 1027; II, 1917; Gartner, 60; Philippi, I, 261; Seybold, 317.)
14. Durch Fragen wird man klug (aber unwerth).
Siebenkees, 110; Beyer, I, 44; Gaal, 1479; Simrock, 2590; Nopitsch, 82; für Waldeck: Curtze, 334, 202; ostfriesisch bei Bueren, 196.
Dän.: Hvo meget spør, bliver meget viis. (Prov. dan., 526.)
[1094] 15. Durch Fragen wird man klug, sagte der Narr.
16. Durch Fragen zieht man den Schleier des Zweifels weg.
17. Erst soll man fragen: ist's recht und fein? und dann: was trägt es ein?
Lat.: Cura, quid expediat, prior est, quam quid sit honestum. (Ovid.) (Binder I, 276; II, 671; Philippi, I, 106; Seybold, 109.)
18. Es fragt wol mancher, wie mirs geh, wenn mirs wolgehet, thuts jhm wehe. – Petri, II, 245; Gruter, III, 67; Henisch, 1189; Lehmann, II, 410, 40; Sutor, 574; Simrock, 2600.
19. Es ist besser zweymal fragen, als einmahl jrr gehen. – Lehmann, 201, 16; Sailer, 111; Simrock, 2582.
Dän.: Det er bedre at spørge to gange, end at fare vild en gang. (Bohn I, 358; Prov. dan., 526.)
Frz.: Il vaut mieux demander que manquer. (Gaal, 481.)
It.: È meglio demandare che errare. (Bohn I, 96.)
20. Es soll sich keiner zu fragen schämen, dass er zuvor nit waiss. – Henisch, 1189.
21. Frag den, der es weiss. – Lehmann, 200, 5.
22. Frag den dummen, der schlegt nicht vmme. – Petri, II, 312.
23. Frag dich selbs, das hertz leugt nicht. – Franck, II, 18b; Henisch, 1189; Lehmann, II, 176, 29.
24. Frag dich selbst. – Gruter, III, 38.
25. Frâg' mîn'n Nawer Fick, is êb'n so'n Schelm as ick. – Firmenich, I, 74, 23; Raabe, 185.
Man wendet diese Redensart meist an, um einen von der andern Partei vorgeschlagenen Zeugen als ungültig zurückzuweisen.
Frz.: Demandez-le à mon compagnon, qui est aussi menteur que moi. (Bohn I, 15.) – Demandez à mon compagnon si je suis larron. (Cahier, 932.)
It.: Dimanda al mio caro se sono ladro. (Bohn I, 93.)
26. Frag vil, so erfehrest du vil. – Henisch, 1189; Petri, II, 313; Franck, II, 205b; Gruter, I, 41; Körte, 1471; Siebenkees, 111; Latendorf II, 14.
27. Frage nicht der gewissen halben. – Agricola II, 38.
Gegen solche Fragen, durch welche in Schwachen Gewissensunruhen hervorgerufen werden könnten.
28. Frage nicht nach meiner ehr, sihe wer du selber bist. – Henisch, 1189.
29. Frage nicht, was andere machen, achte deiner eignen Sachen. – Körte, 1476.
Engl.: Meddle with your old shoes.
30. Frage nicht, wer yederman sey. – Agricola II, 22.
»Offt geschichts, das man erfaret im fragen, das man wolte, man hette nye gefragt.«
31. Frage nicht, wie lange, sondern wie gut.
32. Frage nit, wer (wie), sonder was man redt. – Franck, I, 16a; Lehmann, II, 172, 10; Simrock, 2598; Körte, 1476.
33. Fragen ist kein schand, wer ein ding nicht waiss. – Henisch, 1189; Petri, II, 312.
34. Fragen ist keine Grobheit, aber Anbieten ist eine Höflichkeit.
35. Fragen kost nichts, es wird einem kein Zahn davon stumpff. – Lehmann, 200, 13; Körte, 1477; Simrock, 2583a.
36. Fragen kostet kein Geld (nichts). – Kirchhofer, 236.
Kostet oft sehr viel; eine einzige dumme Frage kann jemand um seinen Verstandescredit bringen.
37. Fragen steiht frê. – Bueren, 464; hochdeutsch bei Körte, 1475; Siebenkees, 105.
Dän.: At bede og spørge er hvermand frit, thi afslag følger derpaa tit. (Prov. dan., 49.)
38. Fragen sünt frê, man Een nig: is Mamsell nog Jungfer? (Hamburg.) – Schütze, I, 332.
39. Fragen (lehrnen) vnnd lehren bringt manchen zu ehren. – Agricola II, 34; Egenolff, 286b; Latendorf II, 14; Henisch, 1189; Petri, II, 312; Körte, 1464.
Dän.: At spørge og lære setter mangen i ære. (Prov. dan., 526.)
40. Fragens soll sich niemand schemen. – Agricola II, 31.
41. Fragte einer nach dem Brote1, er ässe nichts davon. – Burckhardt, 574.
1) D.h. nach seiner ekelhaften Bereitung.
42. Frog a Niads und geh dar oagnan Nosn noch. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 160.
Frage jedermann und gehe der eigenen Nase nach.
[1095] 43. Frog Bruer Keck, den lüg so wal as eck. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 163.
So antwortet jemand scherzhaft, den man auf einer Unwahrheit betrifft.
44. Gang äckesch un frôg, de wälsche Frau begähnt dêr nit. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 232.
45. Ich frage nichts darnach, wo dieses gebrechliche Schifflein meines Fleisches hinkomme, wann ich nur diejenige, die darin vberfehret, sicher durchbringe. – Opel, Der Dreissigjährige Krieg, 378.
46. Lass dich doch einmal fragen, sprach der Seiler zur Schwätzerin. – Eiselein, 178; Hoefer, 980.
47. Man darff nit mehr denn einmal fragen. – Franck, I, 32a.
48. Man fraget etwa, wenn man schon nicht kauft. – Kirchhofer, 236.
49. Man fragt fast eher ohne Scheu, ob man reich, als ob man ehrlich sei.
50. Man fragt nicht immer, wie viel, sondern, wie gut.
Dän.: Her spørges ei hvort, men hvor vel. (Prov. dan., 527.)
51. Man fragt nicht: Was hast du verschlemmt, sondern was hast du?
52. Man fragt nicht, wess Sohn du bist, sondern wer dein Brotherr ist.
53. Man fragt nicht, wie fromm, sondern, wie reich einer sei. – Petri, II, 446.
Lat.: An dives, omnes quaerimus, nemo, an bonus. (Philippi, I, 30.) – Protinus ad censum, de moribus ultima fit quaestio. (Juvenal.) (Kruse, 860; Philippi, II, 112.)
54. Man kann fragen, es ist deutsch bis ins Welschland. – Kirchhofer, 236.
55. Man kann lange fragen, ehe sich einer findet, der sich für uns hängen lässt.
56. Man muss nicht fragen, wo der Mann oder der Wein her ist.
Es kommt bei einem Menschen nicht sowol auf seine Herkunft, als auf seinen Charakter und seine Leistungen an.
Dän.: Man skal ei spørge hvorfra en god mand, og god viin er kommen. (Prov. dan., 526.)
57. Man muss sich fragen, warum man da ist.
Lat.: Dic cur hic. (Binder I, 313; II, 755; Philippi, I, 117; Schonheim, D, 7; Seybold, 122.)
58. Mancher fraget nach dem Weege, den er selber wol waiss. – Henisch, 1189; Petri, II, 449.
Von dergleichen unnützen und darum überflüssigen Fragen sagen die Russen: Mancher fragt nach der Wolga und er ist schon auf dem Wasser.
59. Mancher fragt vom Brot, so antwortet der ander vom Wein.
60. Mancher fragte geren, wann er nun musste. – Agricola II, 52.
61. Met Frôge mesbürt1 m'r net. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 87; für Köln: Weyden, III, 10.
1) Fehlt man nicht, thut man nichts Ungebührliches. Kölnisch: mesböht, holländisch misbeuren.
62. Mit Frage lehrt me. (Luzern.)
63. Mit fragen kompt mann gehn Rom. – Lehmann, 186, 1; Körte, 1473; Kirchhofer, 109; Siebenkees, 107; Steiger, 5; Simrock, 2584; Eiselein, 178.
Dän.: Man kand spørge sig frem til Rom. (Prov. dan., 526.)
Frz.: En demandant, on va à Rome. – Qui langue a, à Rome va. (Leroux, I, 198; Kritzinger, 411; Lendroy, 903.)
It.: Dimandando si va a Roma. (Gaal, 482.)
64. Mit Fragen kumt 'n dör de ganze Welt. – Bueren, 843; hochdeutsch bei Simrock, 2581.
Die Türken sagen: Mit Fragen findet man den Weg durch Gebirge. (Cahier, 2645.)
65. Mit Fragen vermacht man nichts. (Eifel.) – Schmitz, 198, 209.
66. Mit Fragen wird man berichtet. – Simrock, 2585.
67. Mit Fragen wird man nicht irre. – Siebenkees, 106; Pistor., X, 27.
68. Mit fragen wirt man weyse. – Agricola II, 5.
69. Nicht jeder wird vom Fragen klug.
70. Viel Fragen macht klug (witzig), aber unwerth. – Eiselein, 178; Körte, 1472.
Lat.: Multa interrogans fit ingratus. (Eiselein, 178.)
71. Vil fragen macht weiss. – Henisch, 1188; Petri, II, 571.
[1096] 72. Vil fragens ist vnwerth (vnd keine kunst). – Franck, II, 205b; Henisch, 1188; Gruter, I, 68; Petri, II, 571.
Holl.: Vele vraghens onweert sere. (Tunn., 26, 14.)
Lat.: Saepe fit ingratus qui quaesitare paratus. (Fallersleben, 634.)
73. Vom Fragen wird einem kein Zahn stumpf.
74. Vom fragen wirt man weyse. – Agricola II, 21.
75. Was frag' ich nach dir, hast du mir doch keine Lehen zu verleihen. – Sutor, 55.
76. Was fragen die von Köln, ob die von Deutz kein Brot haben.
77. Was fragen die zu Strasburg danach, was die zu Speier in den Rhein brunzen.
78. Was fragst du vil nach gut vnd gelt, hastus doch nicht bracht auff die Welt. – Henisch, 1475.
79. Was fragt der Himmel nach der Erden, – Lehmann, 772, 13.
80. Was fragt ein muthiges Pferd nach einem bellenden Hunde.
81. Was fragt man nach den Vögeln, die einem vbern Kopff herfliegen. – Gruter, III, 99.
82. Was ist fragen nutze, wenn man kain antwort bekommen kan? – Agricola II, 51.
Von den Fragen, die man gern thäte, aber unterlässt, weil man über die Antwort zweifelhaft ist, oder weil man sich nicht an die Person heranwagt.
83. Wat frag' ik na de Lü! Gott helpet mi!
84. Wat frögt dei Krewt dona, wenn du em versöpst. (Mecklenburg.)
85. Wea frogg, git nid gedn. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 148.
86. Wea vül frogg, dafrogg vül. – Firmenich, II, 771, 182.
Wer viel fragt, erfragt (erfährt) viel.
87. Wei viel froaget, deam wird viel soaget. (Büren.)
88. Wei vill frögget, wêrd vill beschett1. (Waldeck.) – Curtze, 334, 249.
1) Beschieden, berichtet.
89. Wer einfältig1 fragt, der kriegt ein richtige Antwort. – Henisch, 1188; Petri, II, 703.
1) D.h. einfach, deutlich, bestimmt, ohne Umhüllung.
90. Wer erst (lange) fragt, der gibt nicht gern. – Lehmann, 200, 4; Struve, 5; Günther, 54; Sailer, 155; Körte, 1478; Henisch, 1189; Petri, II, 708; Simrock, 2599.
Frz.: Faut-il demander à un malade s'il veut la santé? – Qui aime à donner, ne demande pas si longtemps. (Gaal, 483.)
91. Wer fragen will, der frag zu Abel1. – Henisch, 4.
1) Abel, eine Stadt Palästinas, in der die Israeliten seinerzeit in schwierigen und zweifelhaften Sachen Rath zu holen pflegten. (Vgl. 2 Sam. 20.) – Um zu sagen, man solle Rath, wenn man dessen bedürfe, am geeigneten Orte und bei den rechten Leuten suchen.
92. Wer fragt, der irret nicht, ob er schon vnterweylen übel bericht wirdt. – Agricola II, 3.
93. Wer fragt, der lernt. – Siebenkees, 109; Körte, 1469; Gaal, 479.
Lat.: Multa rogare, rogata tenere, retenta docere: haec tria discipulum faciunt superare magistrum. (Fischer, 139, 123; Philippi, I, 261.)
94. Wer fragt, der wird berichtet. – Henisch, 1189; Petri, II, 708.
95. Wer fragt, gehet nicht jrr. – Gruter, III, 106; Lehmann, II, 873, 184.
96. Wer fragt von fern, der gibt nicht gern. – Parömiakon, 2252.
97. Wer fröggt, wet'n Weg nich. – Danneil, 278.
98. Wer immer fragt: Warum, wird vor Fragen dumm. – Scheidemünze, II, 192.
99. Wer lange fragt, der gibt nicht gern, sagte der Bauer zum Amtmann, als er ihm eine Ohrfeige gab.
100. Wer mich nicht fragt, dem darff ich nicht antworten. – Henisch, 1190; Petri, II, 735.
101. Wer nicht mit Fragen aufhört, wird gar bald unwerth.
102. Wer sich fragens schemet, der lernet nichts. – Lehmann, 186, 6; Körte, 1470.
103. Wer sich fragens schempt, der schempt sich lernens. – Franck, II, 205b; Gruter, I, 82; Sutor, 483; [1097] Petri, II, 758; Henisch, 1190; Schottel, 1115b; Lehmann, 200, 6; Simrock, 2588.
Dän.: Hvo som skammes (og: den som blues) ved at spørge, skammes (blues) ved at lære. (Prov. dan., 76 u. 527.)
Lat.: Ne pudeat, quae nescieris te velle doceri. (Gaal, 480.)
104. Wer unbedachtsam fragt, bekommt böse Antwort.
It.: Chi dimanda ciò che non dovrebbe ode quel che non vorrebbe. (Pazzaglia, 88, 2.)
105. Wer vel fregt, den wergd vel segt. (Lippe.) – Firmenich, I, 276; hochdeutsch bei Simrock, 2589.
106. Wer viel fragt, bekommt viel Antworten.
Als Ermahnung zur Selbstentschliessung.
107. Wer viel fragt, der erfährt viel. – Lehmann, 186, 2; 200, 9.
108. Wer viel fragt, der gibt nicht gern. – Simrock, 3087; Gruter, III, 112; Lehmann, II, 878, 755.
Dän.: Hvo meget spør, giver kun lidt. (Prov. dan., 526.)
Lat.: Qui dare vult aliis, non debet quaerere, vultis? (Philippi, II, 129.)
109. Wer viel fragt, der kommt nicht weit. – Kirchhofer, 236.
110. Wer viel fragt, der lasse (lässt) sich auch fragen. – Simrock, 2591; Körte, 1466.
111. Wer viel fragt, schwatzt viel.
Lat.: Nobile lingua bonum (malum) si fari in tempore novit (nescit). (Sutor, 476.) – Percunctator garrulus idem. (Horaz.) ( Binder II, 2543.)
112. Wer viel fragt, wil weiss werden. – Lehmann, II, 852, 344.
113. Wer viel fragt, wird viel (weit) gewiesen. – Simrock, 2587; Eiselein, 178; Kirchhofer, 236.
Holl.: Vele vraghens wijst nochtans. (Tunn., 16, 15.)
Lat.: Non facit hoc stultum, prudenter quaerere multum. (Fallersleben, 735.)
114. Wer vil fragt, der irret vil (der geht vil jrr). – Agricola II, 4; Franck, II, 205b; Gruter, I, 82; Lehmann, 200, 10; Lehmann, II, 67, 191; Franck, I, 78b; Henisch, 1190; Egenolff, 282b; Körte, 1468; Sailer, 283; Kirchhofer, 236.
115. Wer vil fragt, der wirdt gelehrt, aber vnwerth (oder vnangenem). – Henisch, 1459.
116. Wer vil fragt, der wirdt vil innen. – Henisch, 1189; Franck, II, 205b; Gruter, I, 83; Körte, 1465; Kirchhofer, 236.
117. Wer vil fragt, wird vil inn, geht aber weith irr. – Sutor, 483.
118. Wer vil vnnütz fraget, der wäscht auch vil vnnütz, vnd leuget. – Agricola II, 24.
119. Wer weit fragt, geht weit irr; wer nie fragt, kommt nie ins G'schirr. – Sutor, 123.
120. Wer weit fragt, geht weit irre. – Siebenkees, 112a; Struve, I, 4; Körte, 1463 u. 1820.
»Wer lange fragt, geht um, wer fehl geht, der ist dumm, des Schlechten Weg zieht krumm, des Biedermanns Pfad führt steil aufs Ziel, doch grad.«
121. Wer zu vil fragt, wirdt vnwerdt. – Agricola II, 16; Lehmann, 200, 10; Lehmann, II, 852, 345.
»Ihr sollt nicht fragen, die Orakel sind geschlossen! Euch schützen die Gesetze, schlaft in Ruh'.« (Censurflüchtlinge, Zürich 1843, S. 8.)
122. Wie ainer fraget, so wirdt er bericht. – Agricola II, 19; Henisch, 1190; Petri, II, 789; Ramann, II. Pred., I, 230; Ramann, Unterr., I, 18; Simrock, 2586.
123. Wie man fragt, so ist die Antwort. – Lehmann, 35, 8.
124. Wie man fragt, so muss man berichten. – Graf, 415, 121.
Vom altdeutschen Gerichtsverfahren, bei dem der Richter die Frage stellte und die Schöffen den Rechtsbescheid als Antwort ertheilten.
125. Wir fragen so wenig danach, als wenn der Nonne die Ehre entfällt; heb's auf, wer will. – Klosterspiegel, 29, 21; Fischart.
126. Woss froi ich noch oich, ihr gat mer wieder 's1 kalde noch 's worme. – Robinson, 654.
1) Weder das.
127. Zu viel fragen taugt nichts.
Frz.: Trop enquérir n'est pas bon. (Cahier, 622.)
128. Zu vil fragen ist nicht gut. – Henisch, 1190.
Grimm, Wb., IV, 54, finden sich einige wenige Sprichwörter zu dem Begriff »Fragen«, aber ohne alle Quellenangabe.
[1098] *129. Da fraget Kuntz ohn sorg vil nach. – Hellenisch, 1187.
Lat.: Non est curae Hippoclidi. (Philippi, II, 52.)
*130. Der fragt einem das Hemde vom Leibe.
Holl.: Hij vraagt mij het hemd van het gat. (Harrebomée, I, 207.)
*131. Der fragt nix nach Gott un der Welt. – Tendlau, 372.
Der Freche.
*132. Er fragt nach der See und steht am Ufer.
Wenn jemand nach Dingen fragt, die allgemein bekannt sind oder die sich von selbst verstehen, so sagt der Aegypter sprichwörtlich: Er fragt nach dem Bischnin und dem, der ihn gesäet hat. (Burckhardt, 749.) Bischnin (wahrscheinlich der Lotos der alten Aegypter) ist eine jedem Aegypter bekannte Pflanze, die auch gar nicht gesäet wird, sondern wild wächst.
*133. Er fragt nicht nach dem Benedicite. – Franck, I, 44b.
*134. Er fragt nicht nach dem Teuffel, noch nach seiner Mutter. – Henisch, 1187; Sutor, 47.
*135. Er fragt nicht, was das Korn gilt.
Lebt in den Tag hinein.
Dän.: Han agter intet hvad skieppen koster. (Prov. dan., 20.)
Lat.: In diem vivere.
*136. Er fragt nichts darnach, es werde Essig oder Wasser aussm Ding. – Lehmann, 721, 2.
Der Sorglose, Unbekümmerte.
*137. Er fragt, ob die Katze den Wetzstein nicht liegen gelassen hat. (Osnabrück.)
Er thut eine alberne, ungereimte Frage.
*138. Er fragt, ob man's noch thue. – Simrock, 7550.
*139. Er fragt so viel danach, wie der Hund nach dem fünften Fusse. (Poln.)
*140. Er fragt weder nach Gott, noch nach der Welt (oder: nach dem Teufel). – Henisch, 1187.
Holl.: Hij vraagt naar God noch goed mensch. (Harrebomée, I, 244.)
*141. He fragt nicht darnae, wat die rogge geldet. – Tappius, 31b.
*142. Hei frögt den Wirth, ob hei gaut Bier hett. (Mecklenburg.)
Eine dumme Frage, da jeder Wirth sein Getränk lobt, und um so mehr, je schlechter es ist.
*143. Ich dancke euch ewres fragens, es gehet mir wol, Gott hab lob. – Agricola I, 577; Latendorf, 121.
*144. Ich frag nach denen so vil, als nach den Fröschen inn den Pfützen. – Henisch, 1187.
*145. Ich frag nichts danach. – Henisch, 1187.
Frz.: Ne se soucier ni des rais ni des tondus. (Lendroy, 1582.)
*146. Ich frage nach Epffeln vnd du antwortest mir von Birn. – Agricola II, 25; Simrock, 2596.
Wenn jemand eine Antwort gibt, die nicht auf die Frage passt. In der Erklärung, die Agricola diesem Sprichwort gibt, ist dasselbe nach einer Randbemerkung K. Gödeke's in dem von mir benutzten Exemplare die Quelle zu dem Schwanke des Hans Sachs vom ungehörten Bauern. (Werke, I, 497'a.) – Die Aegypter haben dafür das Sprichwort: Ich fragte ihn nach seinem Vater. »Mein Onkel heisst Schaib«, antwortete er. (Burckhardt, 324.)
*147. Ich frage nichts nach fremden Eseln. – Henisch, 939.
D.i. »ich lasse mich genügen an dem, so ich daheimb hab«.
*148. Ich frage so viel nach dir, als du nach mir.
Lat.: Spernentem sperno. (Ovid.) (Philippi, II, 197.)
*149. Ich fragte ihn, ob das Pferd gesattelt sei, und er antwortete mir, dass der Frosch keinen Schwanz habe.
Von unpassenden Antworten.
*150. Ich fragte nach Enten und er antwortete von Gänsen.
*151. Ich will jn höher fragen, dann auff den Ayd. – Agricola II, 49.
Die höchste Frage ist nach Agricola, wenn jemand aufgefordert wird, auf Grund seines Gewissens, sodass Gott sein Zeuge ist, sich zu erklären.
*152. Ist's auch fragens werdt? – Agricola II, 36.
*153. 'S froit kee Mensch nach een. (Schles.) – Gomolcke, 945.
*154. So fragt man die Bauern (oder: Leute) aus. – Simrock, 2597.
155. Frage nicht, wie ich gewesen bin, wie heut mich siehst, so nimm mich hin. – Schuller, 28.
156. Man fragt zuerst: was trägt es ein? und dann erst, ob es recht und fein. – Binder III, 3726.
157. Wä fra't, will nischt göäwen. – Schlingmann, 531.
*158. Fragt mich nur nicht, wie.
Aus einem Gedicht H. Heine's sprichwörtlich geworden, um zu sagen, dass etwas zwar erreicht, errungen, gethan u.s.w. worden sei, aber mit grossen Schwierigkeiten u.s.w. (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., S. 67.)
[1269] *159. He fragt na 't kündige Patt as de Jôden.
»Wenn die Juden mit einem Bauern ein Geschäft einleiten wollen, so kehren sie wie zufällig bei ihm ein und fragen nach dem nächsten Wege oder Fusspfade nach irgendeinem Hause, bis sie allmählich das Gespräch auf den Handel bringen. Daher ist das Fragen des Juden nach dem Wege, der ihm sehr wohl bekannt ist, sprichwörtlich geworden.« (Kern, 319.)
Buchempfehlung
Simon lernt Lorchen kennen als er um ihre Freundin Christianchen wirbt, deren Mutter - eine heuchlerische Frömmlerin - sie zu einem weltfremden Einfaltspinsel erzogen hat. Simon schwankt zwischen den Freundinnen bis schließlich alles doch ganz anders kommt.
52 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro