Montenegro

Balkanhalbinsel. I. (Karten) [Detailkarten: ] Belgrad, Sofia, Bukarest, Russland, Ungarn, Rumänien, Serbien, Bulgarien, Türkisches Reich, Kleinasien, Griechenland, Isthmus von Korinth, Athen und Umgebung, Konstantinopel
Balkanhalbinsel. I. (Karten) [Detailkarten: ] Belgrad, Sofia, Bukarest, Russland, Ungarn, Rumänien, Serbien, Bulgarien, Türkisches Reich, Kleinasien, ...
1191. Montenegro.
1191. Montenegro.
Flaggen.
Flaggen.

[208] Montenēgro (serb. Crnagora, türk. Karadagh, d.i. Schwarzer Berg), unabhängiges Fürstentum der Balkanhalbinsel [Karte: Balkanhalbinsel I], 9080 (offiziell 8433) qkm, 227.841 E. Durchaus gebirgig, durch den Fluß Zeta in zwei Gebirgsmassen zerlegt; die westl., die eigentliche Crnagora, wasserarm, 600-1000 m hoch, am Westrande im Lovćen 1759 m hoch; die östl., Brda, eine von tiefen Flußtälern durchzogene, vegetationsreiche Hochebene, mit wilden Gipfeln (Durmitor 2528 m, Kučki Kom 2490 m); die einzige größere Ebene die von Podgorica am See von Skutari. Die Einwohner, Montenegriner (serb. Crnogorci), serb. Stammes, mit albanes. Beimischung, kräftig, kriegerisch und gastfreundlich, auf niedriger Kulturstufe mit patriarchalischer [208] Familienverfassung; Haupterwerbszweig Viehzucht; Ackerbau nur im S. im Zetatal und am Skutarisee entwickelt; Handel (1904): Einfuhr 3,1, Ausfuhr 2,9 Mill. Kronen österr. W.; Telegraphenlinien (1901) 620 km; Industrie unbedeutend, meist in Händen von Ausländern. Konfession griechisch-ortohodox, daneben 12.924 albanes. Katholiken, 10 Protestanten und 13.840 Mohammedaner.

Verfassung. Seit Nov. 1905 ist M. eine konstitutionelle Monarchie. Dem Fürsten stehen 6 Minister und ein Staatsrat von 3 Mitgliedern zur Seite. Budget (1902) ca. 1,76 Mill. Kronen. Wehrpflicht vom 18 bis 60. Lebensjahre. Armee im Frieden je zwei Lehrbataillone und Lehrbatterien. Zahl der ausgebildeten Mannschaften rund 35.000 Mann Infanterie und 900 Artillerie. Wappen: silberner Doppeladler im roten Felde, über seinen Köpfen goldene Krone mit Kreuz; auf der Brust Schild mit goldenem Löwen in Blau [Abb. 1191]; Landesfarben: weiß, blau und rot; Flagge: rot-blau-weiß [Tafel: Flaggen]; Orden: Daniloorden, Hausorden des heil. Peter. Hauptstadt Cetinje.

Geschichte. M. war als Fürstentum Zeta bis 1389 von Serbien abhängig; seitdem hatte sowohl die bis 1421 herrschende Dynastie Balšić als die neue des Stefan Crnojević ihre Unabhängigkeit unaufhörlich gegen die Türken zu verteidigen. 1516 ward M. in einen theokratischen Staat unter dem Vladika (Bischof) verwandelt, der fast unabhängig von den Türken war. Mit dem Vladika Danilo Petrovič Njeguš (Njegusch) kam 1697 die gegenwärtige Dynastie zur Regierung, unter der ebenfalls siegreiche Kriege gegen die Türkei geführt und M. durch Danilo (1851-60) wieder ein Fürstentum wurde. Dessen Nachfolger Fürst Nikola I. (s.d.) bestand 1861-62 glücklich einen Krieg gegen die Türkei, erhielt durch seine Beteiligung am Serb. Kriege 1876 und am Russ.-Türk. Kriege 1877/78 im Berliner Vertrag 1878 bedeutende Gebietsvergrößerung und Anerkennung seiner vollen Unabhängigkeit. 1880 erhielt M. Dulcigno für Gusinje. Seitdem folgten eine Reihe von Reformen (1888 Zivilkodex, deutsch 1893); Nov. 1905 gab der Fürst eine Verfassung und ordnete freie Deputiertenwahlen an. – Vgl. Schwarz (2. Aufl. 1888), Dučíć (serb., 2. Aufl. 1893), Hassert (1893, 1894 u. 1895), L. Passarge (1904); Geschichte von Coquelle (franz., 1895).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 208-209.
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