[539] Becket, Thomas, Erzbischof von Canterbury, geb. um 1115 in London. Als Archidiakonus zu Canterbury gewann B. die Gunst König Heinrichs II., der ihn zum Kanzler und 1162 zum Erzbischof ernannte. Damit trat ein Wendepunkt in Beckets Leben ein: aus dem vertrauten Gehilfen der monarchischen Bestrebungen des Königs wurde er Vorkämpfer der Hierarchie im Sinne Papst Alexanders III. Seinem Versuch, den Klerus von der weltlichen Gerichtsbarkeit zu befreien, stellte der König durch die Konstitutionen von Clarendon (1164) das alte Herkommen als Landesgesetz entgegen, und als B., vom Papst seines Eides entbunden, seine Unterschrift zu den Konstitutionen zurücknahm, ward er des Meineides schuldig erklärt. Er floh hierauf nach Frankreich, von wo aus er unter dem Schutz des Papstes den Kampf mit den geistlichen Waffen fortsetzte. Nach scheinbarem Ausgleich kehrte er 1170 nach England zurück. Wenige Wochen darauf verführte ein vorschnelles Wort des durch die Klagen der von B. gebannten Bischöfe erbitterten Königs vier Ritter, den Erzbischof am Altar der Kathedralkirche von Canterbury 29. Dez. 1170 zu erschlagen. Geistlichkeit und Volk warfen die Blutschuld auf den König, der sich 1172 einer Untersuchung der Sache durch päpstliche Legaten unterwerfen, den Reinigungseid schwören und die fast gänzliche Exemtion der Geistlichkeit von weltlichen Gerichten nebst andern kirchlichen Anmaßungen zugestehen mußte. B. ward als Märtyrer der kirchlichen Freiheit 1172 kanonisiert und bald als der vornehmste Schutzheilige Englands verehrt. Heinrich II. selbst unterwarf sich 1174, um sein Volk zu versöhnen, einer schimpflichen Buße auf Beckets Grab zu Canterbury. Heinrich VIII. hat 1538 die Gebeine des Heiligen als eines Majestätsverbrechers verbrennen lassen. Vgl. »Materials forthe history of Th. B.« (hrsg. von Robertson und Sheppard, Lond. 187585, 7 Bde.); Abbott, S. Thomas of Canterbury (das. 1898, 2 Bde.) und die betreffenden Abschnitte in Reuter, Geschichte Alexanders III. (Leipz. 186064, 3 Bde.). Konr. Ferd. Meyer behandelte sein Leben in der Novelle »Der Heilige«.