[190] Govone (spr. gowōne), Giuseppe, ital. General und Staatsmann, geb. 19. Nov. 1825 zu Isola d'Asti in Piemont, gest. 25. Jan. 1872, erzogen in der Turiner Militärakademie, ward 1845 Leutnant des Generalstabs und machte 1848 den Krieg gegen Österreich mit. 1849 war er im preußischen Hauptquartier während des schleswig-holsteinischen Feldzugs, 1853 und 1854 in dem der Türken und Alliierten während des Krimkrieges. Das sardinische Hilfskorps, das 1855 nach der Krim geschickt wurde, begleitete G. als zweiter Generalstabschef. Im Feldzug von 1859 war er Oberstleutnant im Generalstab des Königs und wurde 1860 Generalmajor und Chef des Stabes des Generals Durando bei der Expedition nach Toskana. Im November 1861 zum Generalleutnant befördert, 1863 auch zum Deputierten gewählt, zeichnete er sich als militärischer Kommandant der schwierigsten Bezirke in den südlichen Provinzen aus. Im März 1866 nach Berlin gesendet, schloß er das preußisch-italienische Bündnis vom 8. April ab; seine Berichte aus Berlin sind in dem Werk Lamarmoras (»Un po più di luce«, 1873) abgedruckt. Im Kriege gegen Österreich führte er die 9. Division und zeichnete sich in der Schlacht von Custoza aus. Nach dem Kriege wurde er Chef des Generalstabs und empfahl in der Kammer eine bedeutende Verringerung des Kriegsbudgets, da er die Verbesserung. der Finanzen für unumgänglich notwendig zur Befestigung des jungen Königreichs hielt. Als er im Dezember 1869 das Portefeuille des Krieges im Ministerium Lanza-Sella übernahm, erfüllte er als Minister die Forderung, die er als Abgeordneter aufgestellt hatte, und rüstete in weitestem Umfang ab. Da brach der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland aus, und G. wurde vielfach getadelt, daß er gerade in diesem Augenblick die italienische Wehrkraft geschwächt habe. Er nahm sich diese Vorwürfe so zu Herzen, daß er einen Selbstmordversuch machte und nach dessen Mißlingen in Irrsinn verfiel. Vgl. Uberto Govone, Il generale Giuseppe G. (Turin 1902; daraus deutsch von Bruchhausen: »Die italienisch-preußischen Beziehungen und die Schlacht bei Custoza 1866«, Berl. 1903).