Kanitz [2]

[561] Kanitz, 1) Philipp Felix, Kunsthistoriker und Ethnograph, geb. 2. Aug. 1829 in Budapest, gest. 5. Jan. 1904 in Wien, studierte seit 1846 in Wien Kunstgeschichte und machte später Reisen durch Deutschland, Frankreich, Belgien und Italien. Ein Besuch Dalmatiens, der Herzegowina und Montenegros wurde der Ausgangspunkt für eine umfassende Tätigkeit auf dem Gebiete der Kunstgeschichte und Ethnographie[561] in den von Südslawen bewohnten türkischen Ländern. Er veröffentlichte: »Die römischen Funde in Serbien« (Wien 1861); »Serbiens byzantinische Monumente« (das. 1862); »Reise in Südserbien und Nordbulgarien« (das. 1868); »Serbien, historisch-ethnographische Reisestudien aus den Jahren 1859–1868« (Leipz. 1868); »Donau-Bulgarien und der Balkan« (das. 1875–79, 3 Bde.; 3. Aufl. 1882); »Katechismus der Ornamentik« (6. Aufl., das. 1902); »Römische Studien in Serbien« (Wien 1892) und »Das Königreich Serbien« (Leipz. 1904, Bd. 1).

2) Hans Wilhelm Alexander, Graf von, Politiker, geb. 17. April 1841 zu Medniken in Ostpreußen, studierte die Rechte, machte die Feldzüge von 1866 und 1870/71 mit, war 1870–77 Landrat des Kreises Sprottau und widmete sich sodann der Verwaltung seines Majorats Podangen bei Wormditt in Ostpreußen. Schon 1869–70 Mitglied des norddeutschen Reichstages, seit 1885 dem preußischen Abgeordnetenhaus, seit 1889 wieder dem Reichstag angehörig, schloß er sich der deutsch-konservativen Partei an und stellte als Vertreter der agrarischen Richtung 1894 und 1895 den nach ihm benannten Antrag (Antrag Kanitz), daß die Regierung, um den Getreidepreis in der Hand zu haben, alles vom Ausland zu beziehende Getreide ankaufen und zu einem Durchschnittspreis verkaufen sollte; der Antrag wurde vom preußischen Staatsrat, der Regierung und auch vom Reichstag abgelehnt. Er schrieb (meist anonym): »Aphorismen über Getreidezölle« (Berl. 1879); »Das Wirtschaftsprogramm des Reichskanzlers« (1879), »Die Denkschrift Delbrücks über die Getreidezölle« (1879), »Die preußischen Ostprovinzen und die Getreidezölle« (1879), »Die Festsetzung von Mindestpreisen für das ausländische Getreide« (4. Aufl. 1895).

3) August, Botaniker, geb. 25. April 1843 zu Lugos in Ungarn, gest. 12. Juli 1896 in Klausenburg, studierte seit 1861 in Wien und ward 1869 Professor der Naturgeschichte an der landwirtschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg, 1872 Professor der Botanik in Klausenburg. Er lieferte mit Knapp, Schulzer und Müggenburg eine Arbeit über die Flora Slawoniens, mit Ascherson einen Katalog der Gefäßpflanzen Serbiens, Bosniens, der Herzegowina, Montenegros und Albaniens (Klausenburg 1877), eine Aufzählung der von Weiß in Japan gesammelten Pflanzen, schrieb eine Geschichte der Botanik in Ungarn (»Linnäa«, 1867), gab die Arbeiten von Kitaibel heraus und redigierte seit 1877 eine ungarische botanische Zeitschrift in Klausenburg.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 561-562.
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