[741] Kate, 1) Lambert ten, niederländ. Sprachforscher, geb. 23. Jan. 1674 in Amsterdam, gest. daselbst 14. Dez. 1732, war Privatlehrer in seiner Vaterstadt und wird mit Recht als der Bahnbrecher der neuern Philologie in den Niederlanden betrachtet. Zuerst veröffentlichte er anonym eine kleine Schrift: »Gemeenschap tuschen de Gottische Spraekeen de Nederduytsche« (Amsterd. 1710), seine wichtige Hauptarbeit aber ist die »Aenleiding tot de Kennisse van het verhevene deel der Nederduitsche Spraeke« (das. 1723, 2 Bde.), die er 171119 verfaßte. Der erste Teil ist eine große vergleichende Grammatik der germanischen Sprachen, nach denselben Prinzipien bearbeitet, nach denen später Grimm die neuere Germanistik begründete. Der zweite Teil ist ein etymologisches Wörterbuch der niederländischen Sprache, in Europa die erste wissenschaftliche Leistung dieser Art. In zwei Abhandlungen, die diesem Teil vorangehen, setzte er die Grundsätze einer neuen germanischen Wortbildungslehre auseinander. In vielen Stücken, namentlich in der Darstellung der Gesetzmäßigkeit des Lautwechsels und der Bedeutung des Ablautes, ist er der Vorarbeiter von Jakob Grimm.
2) Jan Jacob Lodewijk ten, niederländ. Dichter, geb. 23. Dez. 1819 im Haag, gest. 25. Dez. 1889 in Amsterdam, studierte in Utrecht Theologie, war von 1845 Prediger an verschiedenen reformierten Gemeinden, seit 1860 in Amsterdam. Der erste Band »Gedichten« erschien 1836; andre Sammlungen, wie »Rozen« (1839), »Zangen des tijds« (1841) etc., folgten nach. Mit Winkler Prins redigierte er (anonym) eine ganz in Versen geschriebene Zeitschrift: »Braga« (184243; 4. Aufl., mit Einleitung und Erläuterungen von W. Prins, Deventer 1882), die eine Reihe Satiren gegen den literarischen Geschmack der Zeit enthält. Auf die größern epischen Gedichte: »Ahasverus op den Grimsel« (1840) und »De Durger damsche Visschers« (1849), folgte in der biblischen Dichtung »De Schepping« (»Die Schöpfung«, 1866; deutsch von Koppelmann, Brem. 1881, und von Zimmermann, Hamb. 1890) sein Hauptwerk, gegen das die ähnlichen Dichtungen »De Planeeten« (1869) und »De Nieuwe Kerk te Amsterdam« (1885) sehr abfallen. Seine große Sprachgewandtheit verleitete K. immer mehr zu bloßer Versemacherei; zu nennen sind noch »De Jaargetijden« (»Die Jahreszeiten«, 1871) und »Palmbladenen dichtbloemen« (1884), doch gelangen ihm auch noch in seiner letzten Zeit poetische Übersetzungen von Wert, die sich jenen aus seiner besten Periode ebenbürtig anschließen und ihn mit diesen zu einem der hervorragendsten niederländischen Versübersetzer machen. Hervorzuheben sind: Habakuk (1842), Nahum (1875), Hiob (1865), die Psalmen (1872); 23 Lieder von Luther (1853), Chamissos Gedichte (1862), Schillers »Maria Stuart« (1866) und »Lied von der Glocke« (1879), Goethes »Faust«, 1. Teil (1878), Tegnérs »Nachtmahlskinder« (1864), Karls XV. kleine Gedichte (1868), Andersens Märchen (in Versen, 1868), Oehlenschlägers »Correggio« (1868); Byrons »Parisina« (1836) und »The Giaur« (1840 u. 1859), Miltons »Verlornes Paradies« (1880); La Fontaines Fabeln (1868), Victor Hugos lyrische Gedichte (1881); Tassos »Befreites Jerusalem« (1856), Dantes »Hölle« (1876) etc. Auch eine Anzahl geschätzter wissenschaftlich-theologischer Werke, darunter Predigtsammlungen, sowie »Italië; reisherinneringen« (Arnh. 1857) und »Nieuwe bladen uit het dagboek der reisherinneringen« (das. 1860 bis 1862) gab er heraus. Gesammelt erschienen seine »Complete dichtwerken« (Arnh. 1867, 8 Bde.) und »Gedichten« (Leiden 189091, 12 Bde.). Seine Biographie schrieb Jan ten Brink in seiner »Geschichte der Nord-Niederländischen Literatur« und in den »Levensberichten. van de Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde« (Leiden 1890); sein Briefwechsel mit J. A. Alberdingk-Thijm erschien in »Nederland«, Jahrgang 1893.
3) Hermanten, holländ. Maler, Bruder des vorigen, geb. 16. Febr. 1822 im Haag, gest. im März 1891 in Scheveningen, machte seine Studien bei Cornelis Kruseman in Amsterdam und vervollkommte dann seine koloristische Technik durch einen einjährigen Aufenthalt in Paris. 1849 kehrte er nach Amsterdam zurück und war eine Zeitlang hier tätig, bis er nach dem Haag übersiedelte. Er schöpfte seine Stoffe teils aus dem 17. Jahrh., wobei er in der Wiedergabe der Kostüme ein glänzendes, sattes Kolorit entfaltete, teils aus dem holländischen Volksleben Zur letztern Gattung gehören: ländliches Fest (1855), die Fischer von Marken (1857, im Museum zu Bordeaux), die unvermutete Alarmierung, die Spieler in der Schenke (1859); zur erstern: die calvinistischen Gefangenen unter Ludwig XIV., der Werber, die Degenspitze, die Pinselspitze, der Sieger und der Besiegte (Aquarell), die Bürgergarde. K., der sich besonders van der Helst zum Vorbild genommen, hat auch tüchtige Bildnisse gemalt.