Sago

[420] Sago (Sagu, in der Papuasprache soviel wie Brot), ein Stärkemehlpräparat, das besonders in Indien und auf dem Archipel aus den Stämmen von zwei Palmen, Metroxylon laeve und M. Rumphii (s. Tafel »Nahrungspflanzen I«, Fig. 6, mit Text), auch aus M. farinifera gewonnen wird. In neuerer Zeit werden diese Palmen auch kultiviert, die letztere in den Tropen der Neuen Welt, z. B. in Brasilien, auch Guadeloupe. Man fällt die Bäume vor der Blüte, zerlegt die Stämme in 2 m lange Klötze, spaltet diese, zerkleinert das herausgenommene Gewebe, welches das Stärkemehl (Palmenmehl, Palmenstärke) einschließt, rührt es mit Wasser an und gießt die Flüssigkeit durch ein Tuch. Das sich dann absetzende Stärkemehl kommt getrocknet und grob gekörnt als Rohsagoin den Handel, um in Singapur auf S. verarbeitet zu werden. Man wäscht das rohe Stärkemehl, läßt es an der Sonne trocknen, körnt es mittels Siebvorrichtungen und rundet die Körner durch Schütteln in Säcken ab, worauf diese in eisernen Pfannen unter stetem Umrühren erhitzt, wieder gesiebt und nochmals erhitzt werden. Der braune S. der holländischen Kolonien erhält einen Zusatz von gebranntem Zucker. Der so gewonnene Perlsago (Palmensago) besteht aus teilweise gelatiniertem Stärkemehl und ist deshalb nicht mehr mehlig, sondern halb durchscheinend und hart. In kochendem Wasser schwillt er bedeutend auf, macht es etwas schleimig und wird durchsichtig und schlüpfrig. Andre Palmen, wie Caryota urens in Indien, Corypha Gebanga und Arenga saccharifera auf Java, Mauritia flexuosa (Ipuruma), Oreodoxa oleracea in Westindien etc., liefern S. von geringerer Bedeutung. S. kann aus allen Stärkemehlsorten bereitet werden. So liefern auch Cycas-Arten S., und den westindischen S. gewinnt man aus dem Stärkemehl der Wurzeln von Manihot utilissima und M. Aipi (Tapioka); in Europa bereitet man viel S. (Kartoffelsago) nach einem zur Zeit der Kontinentalsperre von Sattler in Schweinfurt angegebenen Verfahren aus Kartoffelstärkemehl. Man körnt es zu diesem Zweck, indem man es feucht durch Siebe mit erbsengroßen Öffnungen reibt, rundet die Stückchen in einer langsam rotierenden Trommel ab, erhitzt sie in einem Ofen auf etwa 80° und verglast sie durch Einleiten von Dampf. S. dient zu Suppen und Mehlspeisen; die einzelnen Körner sollen in siedendem Wasser, in Fleischbrühe oder Wein aufquellen, durchsichtig und schlüpfrig werden, aber nicht zerfallen. Deshalb darf Kartoffelmehlsago nur in kochende Fleischbrühe oder Milch geschüttet werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 420.
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