[459] Anaxagŏras, griechischer Männername, d.i. der in der Volksversammlung den Ton Angebende. 1) A., Sohn des Megapenthes, König von Argos. 2) A., griechischer Philosoph aus der Ionischen Schule zu Klazomenä, geb. 500 v. Chr., widmete sich den Wissenschaften, u. nachdem er mehrere Reisen gemacht, ließ er sich 456 v. Chr. in Athen nieder, wo seinen Umgang Perikles, Euripides, Thucydides, Archelaos u. a. geistreiche Männer suchten. Athen verließ er (431), des Atheismus angeklagt, ohne den Erfolg der Anklage abzuwarten, u. ging nach Lampsakos, wo er 428 st. Die Kometen, die Milchstraße, die Erdbeben, Winde, Donner u. Blitze, die Austretungen des Nils u. die Eklipsen waren bes. die Gegenstände seines Forschens. In der Philosophie, welche er aus Ionien nach Athen verpflanzte, hatte er das Verdienst, ein geistigeres Princip aufgefunden zu haben. Nach dem Grundsatze: Aus nichts wird nichts, nahm er eine ursprüngliche chaotische Materie an, deren sich selbst gleiche Bestandtheile er Homoiomeriä nannte, von deren Zusammensetzung u. Trennung die Erscheinungen der Körperwelt kämen. Dieses Chaos ward durch den Nus (Intelligenz) belebt, welcher Allwissenheit, Größe, Macht u. freie Selbständigkeit besitze, einfach u. rein alle Dinge durchdringe, ordne u. bestimme u. dadurch das Princip alles Lebens, Empfindens u. Vorstellens in der Welt sei. Auch erklärte er das sinnliche Vorstellen als unzureichend für die objective Wahrheit. Fragmente seiner Werke, bes. aus dem Hauptwerk Περὶ φύσεως, gesammelt von Schaubach, Lpz. 1827, von Schorn, Bonn 1830. Über ihn u. seine Lehre schrieb Carus, Lpz. 1797, u. Breier, Berl. 1840; Schleiermacher, Über A-s Philosophie, 1815. 3) A., Bildhauer von Ägina, aus der äginetischen Schule.