Christiania

[105] Christiania, 1) u. 2) Stift u. Amt in Norwegen, so v. w. Aggerhuus 1) u. 2); 3) Hauptort des Königreichs Norwegen im Stifte gleiches Namens, am Nordende des Christianiafjord, Sitz der Regierung, des Stiftamtmanns u. eines Bischofs, am Fuße des Egeberges an einer vom Christianiafjord gebildeten Bucht, wurde, nachdem die alte Stadt Opslo 1624 abgebrannt war, vom König Christian IV. gegründet u. nach ihm benannt, besteht aus 4 Quartieren u. aus 12 Vorstädten u. zählt 32,000 Ew.; Kirche unsers Erlösers, welche Stiftsdom- u. Kathedralkirche ist, seit 1856 katholische Kirche (St. Olafskirche), Schloß, das ehemalige königliche Palais, die Statthalterwohnung, Rathhaus, Börse, Bank, Zollamt, Theater, Zuchthaus, die 1811 gestiftete Universität mit 4 Facultäten, mit Botanischem Garten, Observatorium, Bibliothek, naturhistorischem Museum, Münz-, u. Diplomsammlung u. anderen wichtigen Sammlungen; Veterinärinstitut, Kunstschule, Militärhochschule, Kriegsschule, Gesellschaft für Norwegens Wohl, sowie für das Wohl der Stadt Christiania, Verein für norwegische Volkssprache u. Geschichte, der Physiographische Verein, der Verein der Ärzte, der 1836 gestiftete Kunstverein, das 1832 gestiftete Athenäum, Dramatische Gesellschaft, Musikalisches Lyceum; viele milde Stiftungen; Land- u. Seehandel, Branntweinbrennereien u. Tabaksfabriken. Südwestlich von Ch. liegt Aggershuussestung, früher Aggerhuusschloß genannt, jetzt zum Dienst des Garnisons- u. Artilleriewesens bestimmt; darin werden die Krönungsinsignien der norwegischen Könige aufbewahrt. Durch den Christianiabusen steht Ch. mit dem, durch seinen Holzhandel berühmten Ort Drammen in Verbindung. – An der Stelle von Ch. stand vordem Opslo. In der Nähe der Stadt erlitt Christian II. von Dänemark am 30. Juni 1432 eine Niederlage u. schloß am 1. Juli Frieden mit Knut Güldenstierna, Befehlshaber der dänisch lübeckschen Flotte. Als Opslo 1624 im Kriege verbrannt worden war, wurde die neue Stadt in Form eines regelmäßen Vierecks gebaut u. nach König Christian IV. Ch. genannt. Hier am 9. Oct. 1846 Brand des Laboratoriums der Festung; im Januar 1847 wurde hier das große nordische Studentenfest gefeiert; 1853 wurde Ch. zum ersten Mal von der Cholera heimgesucht; am 1. Sept. 1854 wurde die erste norwegische Eisenbahn von hier bis Eidsvoldsbakken eröffnet u. im Juni 1855 die elektrische Telegraphenverbindung mit Schweden hergestellt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 105.
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