Ems [2]

[681] Ems, 1) Marktflecken u. Bad im Kreisamt u. Herzogthum Nassau an der schiffbaren Lahn, unweit Coblenz, in einem reizenden Thale; besieht aus Bad-E. u. Dorf-E.; ersteres mit berühmten warmen Quellen, welche zum Baden u. Trinken benutzt werden; die Haupttrinkquellen sind der Kränchen-, Kessel- u. Fürstenbrunnen; die Temperatur dieser Quellen ist 24–46° R., u. dieselben enthalten viel kohlensaures Natron; außer diesen gibt es noch mehrere Quellen, die sich in Temperatur u. ihren Heilzwecken unterscheiden. Fresenius hat in neuester Zeit die Quellen einer genauen Analyse unterworfen; sie wirken namentlich beruhigend, krampf- u. schmerzstillend, befördern die Resorption in den Schleimhäuten, Geschlechts- u. Respirationsorganen u. des Darmkanals u. werden mit Erfolg bei chronischen Nervenkrankheiten, Stockungen in der Leber, Krankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane etc. angewendet, daher auch ihr Ruf, die Unfruchtbarkeit der Frauen zu heben; die Kurhäuser, sowie Gast- u. Privathäuser, zur Aufnahme der Fremden, sind geschmackvoll eingerichtet; 4000 Ew. Dicht bei den herrschaftlichen Häusern erhebt sich eine gewaltige Felsengruppe, die Bädenleye genannt, an deren Spitze sich die fabelhaften zellenartigen Hänselmannshöhlen befinden; desgleichen in der Nähe ein ziemlich reichhaltiges Silber- u. Kupferbergwerk u. eine, der Hundsgrotte bei Neapel ähnliche Höhle, mit erstickenden Dämpfen, gleichfalls Hundsgrotte genannt. – Man vermuthet, daß E. schon den Römern bekannt gewesen sei, da man Münzen u. Reste von Bädern, auch Grundmauern von einem Castell daselbst findet; allein weder der lateinische Name Embasis od. Amasia (Emesia) ist alt, noch erwähnt ein alter Schriftsteller hier einen Ort, aber wohl zog sich hier, hart an E., der Pfahlgraben vorbei, wo das Castell mit Bad angelegt gewesen sein kann. 1355 belehnte der Erzbischof Wilhelm von Köln den Grafen von Nassau mit E. u. dessen Warmbad. Später kam E. durch Erbverträge u. Theilungen an mehrere Linien; 1570 gehörte es zum Theil dem Landgrafen von Hessen, zum Theil dem Grafen von Nassau-Dietz, u. der Erstere ließ schon damals u. noch 1690 Badeeinrichtungen treffen; 1720 wurde von Nassau ein Badehaus erbaut; 1786 hier der Emser Congreß (s.d.) gehalten; 1803 kam es durch den Reichsdeputationsreceß ganz an Nassau. Im August 1849 hielten die französischen Legitimisten unter Anwesenheit des Herzogs von Bordeaux einen Congreß hier. Vgl, Dyrander, Beschreibung des Bades E., Marb. 1535; Thilenius, E. u. seine Heilquellen, Wiesb. 1816; Vogler, Die Heilquellen von E., Kobl. 1821; Diel, Über den Gebrauch der Thermalbäder von E., Frankf. 1825; Döring, E. mit seinen Heilquellen Ems 1838, 3. Aufl. 1855; Volger, Über den Gebrauch der Mineralquellen zu E., Frankf. 1840; v. Franque, Die Thermalquellen zu Ems, Wiesb. 1844; Spengler, Bad E. im Sommer 1856, Wetzlar 1857; Vogler, E., seine Heilg nellen u. Umgebungen in medicinischer etc. Bezieh ung, Ems 1858. 2) So v.w. Hohenems.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 681.
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