Groitzsch [2]

[660] Groitzsch, berühmtes, nach vorigem benanntes Grafengeschlecht, dessen Stammwappen ein weißes gesatteltes u. gezäumtes Roß im rothen Felde zeigt. Als der erste Graf wird Wilhelm genannt, welcher 933 gegen die Hunnen gefochten haben soll. Der berühmteste aber war Graf Wiprecht der Ältere, stammend aus dem sächsischen Hause der Grafen von Arneburg u. ein Sohn des am Hofe des Markgrafen Udo von Stade erzogenen Wiprecht, welcher mit dem Balsamerland in der Altmark belehnt war. Dieses vertauschte Wiprecht 1073 an den genannten Markgrafen gegen die Grafschaft Groitzsch (s.d.) u. leistete später dem Kaiser Heinrich IV., welchen er nach Italien begleitete, wichtige Dienste, wofür ihm dieser die Pflegen Leißnig, Colditz, Grimma mit Dewin, Lauterstem u. Dornburg schenkte, während er durch seine Vermählung mit der böhmischen Prinzessin Judith die Gaue. Budissin u. Nisan (jetzige Oberlausitz) erwarb. Seine Macht verwickelte ihn fortwährend mit benachbarten Fürsten, bes. mit den meißnischen Markgrafen, in Fehden. Er wallfahrtete nach Rom u. Spanien u. gründete, zurückgekehrt, das Kloster bei Pegau. 1112 mußte Wiprecht seine lausitzer Besitzungen nebst Leißnig an Kaiser Heinrich V. wieder abtreten, um seinen Sohn, welcher bei dem Kaiser gefangen war, zu lösen. Als darauf Wiprecht mit dem Pfalzgrafen Sigfrid von Orlamünda u. dem Landgrafen [660] Ludwig von Thüringen einen Bund gegen den Kaiser machen wollte, wurden sie vom Grafen Hoyer von Mansfeld in Warnstädt überfallen u. Wiprecht schwer verwundet. Wiprecht wurde erst nach Leißnig, dann nach Würzburg geschafft u. daselbst von den Reichsständen zum Tode verurtheilt; sein Sohn Wiprecht aber rettete ihm das Leben dadurch, daß er dem Kaiser G. abzutreten versprach. Der Kaiser nahm das Versprechen zwar an, hielt aber Wiprecht immer noch in Gefangenschaft u. gab ihn erst nach der Schlacht am Welfesholze (1115) frei u. setzte ihn in G. wieder ein. Nachdem er noch gegen Erlegung von 2000 Mark Goldes mit dem Markgrafthum Lausitz belehnt worden war, ging er 1124 in das Kloster u. starb noch in demselben Jahr. Ihm folgte sein älterer Sohn Wiprecht der Jüngere; dieser wurde auch Burggraf von Leißnig; er war ebenso tapfer wie sein Vater; vermählt war er mit Kunigunde von Beuchlingen, seiner Stiefschwester; da er aber 1130 kinderlos starb, so folgte ihm sein Bruder Heinrich, welcher bis dahin die Mark Lausitz regiert hatte, aber 1124 von Albrecht dem Bären aus derselben vertrieben worden war. Als sich Heinrich mit dem Kaiser Lothar 1131 versöhnt hatte, erhielt er die Lausitz auch zurück. 1136 starb mit Heinrich der Mannsstamm der Grafen von G. aus, die viel für die Cultur ihres Landes durch die Begünstigung fränkischer u. flamändischer Ansiedler gethan hatten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 660-661.
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