[408] Kegelspiel, ein Spiel, welches mit 9 (nur in Nordamerika mit 10) Kegeln gespielt wird; die Kegel sind meist zu 3 u. 3 im Viereck so aufgestellt, daß eine Ecke dem Spieler zugekehrt ist, u. derselbe anscheinend 5 Reihen Kegel vor sich hat; der mittelste der so aufgestellten Kegel heißt der König; nach den Kegeln wird mit einer hölzernen Kugel geschoben od. geworfen, um sie umzuwerfen. Zu Betreibung des K-s dient der Kegelschub, u. man unterscheidet den Lang- u. Kurzschub. A) Der Langschub besteht aus einer 2 1/24 Ellen breiten u. 2030 Ellen langen ganz horizontalen Bahn, welche mit Lehm od. Thon ausgeschlagen u. mit seinem Sande od. Hammerschlag bestreut, od. aus Bohlen zusammengesetzt, od. auch mit Marmorplatten belegt ist. An der Seite der Bahn sind aufrechtstehende Breter befestigt, welche verhindern, daß die Kugel von der Bahn abkommen kann. Am Ende der Bahn ist ein hölzernes Kreuz in den Boden versenkt, auf welchem die Kegel aufgestellt werden. Am Anfang der Bahn ist ein starkes Bret in die Bahn eingelassen, auf welches der Spieler die Kugel aufwerfen muß (Auflegebret); wer die Kugel über dasselbe hinauswirft u. den Sand trifft, macht einen Sandhasen u. wird gestraft. Stößt die Kugel an irgend einen Gegenstand an, der sie hindert die Kegel zu erreichen, so ist dies ein Jammerochse. An manchen Orten, wie in Norddeutschland, bes. in Hamburg, ist der Langschub in der Mitte vom Auflegebret bis zu den Kegeln erhöht, der andere Theil fällt aber zu beiden Seiten ab, so daß die Kugel sehr genau in der Mitte geschoben werden muß, wenn man nicht ein Loch machen will; in anderen Gegenden, namentlich in Süddeutschland u. am Rhein, geht das Bret dagegen bis an die Kegel. Neben der Bahn ist eine hölzerne Rinne angebracht, durch welche die nach den Kegeln geschossenen Kugeln den Spielern wieder zugeführt werden. Die Kegelkugeln zu diesem Schube sind 57 Zoll im Durchmesser u. meist von eichenem, birkenem, Buchsbaum-, Guajakod. Bocoholz. Die vorzüglichsten Arten des K-s auf diesem Schub sind: a) auf das Bret schieben (Bretspiel), wo die Menge Kegel, welche jeder der Mitspielenden in wiederholter Reihenfolge getroffen hat, aufgeschrieben wird, indem man meist von einer Anfangszahl, 100, 150, 200 etc. die getroffenen Kegel abziehet u. denjenigen, welche zuerst diese Zahl abgeschossen haben, das, was sie ferner noch treffen, als Gewinnst gut schreibt, bis die Zahl der gut geschriebenen Kegel der Summe der Kegel gleich kommt, welche andere Spieler von ihren Anfangszahlen noch nicht abgeschossen haben, wo dann das Spiel beendigt ist u. jeder Kegel als Verlust od. Gewinnst mit einer Marke ausgeglichen wird. Wenn mit Einer Kugel alle 9 Kegel auf einmal (matschen, Matsch machen) od. 8 Kegel mit Ausnahme des Königs od. sonst, 8 Kegel umgeworfen werden, so wird dies nach freier Übereinkunft noch bes. honorirt. Wird der König allein (der Alte aus dem Neste) umgeworfen, so wird dies ebenfalls honorirt. Geht die Kugel zwischen der mittelsten u. einer der nächsten Reihe hindurch, ohne zu treffen, so heißt dies eine Methode, u. wird 24 getroffenen Kegeln gleich gerechnet, wenigstens nicht gestraft. Geht die Kugel ohne zu treffen, zwischen der vorletzten u. der letzten Reihe durch od. an dem letzten Kegel vorbei, so heißt dies ein Loch u. wird mit einer od. einigen Marken bestraft. An einigen Orten heißt auch der erstere Fall ein Fuchs u. wird nicht gestraft. Da gegen das Ende des Spiels nur noch wenig Kegel gewonnen werden können, wenn Verlust u. Gewinn der sämmtlichen Mitspielenden übereinstimmen soll, so wird der, welcher mehr Kegel schiebt, als gewonnen werden konnten, um die Zahl der getroffenen Kegel gestraft, bisweilen wird aber auch diese Strafe dem in der Reihe nächstfolgenden Spieler zugerechnet, u. dies heißt mit Überhalten spielen. Die Reihenfolge wird durch Probeschüsse vor Beginn des Spiels bestimmt; wer dabei die meisten Kegel trifft, fängt an, die Andern folgen nach der Reihe, der Letzte hat das Recht eine doppelte Nummer (Branntwein, Branntweinnummer) zu schieben. So lange von einem Mitspieler noch kein Kegel gut gemacht worden ist, können noch andere am Spiele theilnehmen, welche nicht beim Anfang waren. Diese bekommen die letzte Nummer u. schieben so viel Kugeln nacheinander, als die andern Mitspieler bereits geschoben haben; man nennt dies Nachschieben. Diese Art des K-s wird entweder so gespielt, daß jeder Mitspielende anfangs 2 Kugeln, später 1, zu schieben hat, u. nach jeder einzelnen Kugel wieder aufgestellt wird; od. es werden 3 Kugeln geschoben, aber nicht nach jeder Kugel wieder aufgesetzt, sondern nur nachdem 9 Kegel od. 8 um den König gefallen sind, od. der Spielende alle 3 Kugeln geworfen hat u. dann die Gesammtsumme berechnet; diese letztere Art des K-s heißt Lübeckern. b) Um die meisten schieben; jeder der Mitspielenden zahlt eine Einlage, u. der, welcher mit einer od. mehreren Kugeln die meisten Kegel getroffen hat, bekommt sämmtliche Einlagen. c) Partens (eigentlich Parteiens, Bordelpartie, Anecken); die Gesellschaft theilt sich durch das Loos in 2 Parteien. Für jede Partei werden eine Anzahl Striche (meist 6), welche von einem langen gekreuzt werden (Kamm), an eine Tafel gezeichnet, um den Gewinn daran zu bemerken. Meist spielt man auch mit 2 Kämmen in einem Spiel. Die Partei, welche das Spiel beginnt, hat den Anschub. Die Mitglieder jeder Partei schieben nun in der Reihe (meist jeder Theilnehmer 2 Kugeln) nach den Kegeln, welche nicht nach jeder einzelnen Kugel, sondern erst dann wieder aufgesetzt werden, wenn sie alle umgeworfen sind od. die Partei alle ihr zukommenden Kugeln verschoben hat. Eine Methode wird hier als 3 Kegel gerechnet; auch wird, wenn gleich zu Anfang die mittelsten 3 Kegel getroffen sind (Stich) dies besonders honorirt; bleibt der König allein (Kranz, Schur), od. der vorderste Kegel allein (Vorderschur) stehen, so zählt das 12. Die Zahl Kegel, welche die eine Partei, welche anschiebt, getroffen hat, wird als Vorlage angenommen, u. die zweite Partei schiebt nun auf gleiche Weise; trifft sie mehr Kegel, so wird ihr das Mehr als Gewinn auf einen Strich geschrieben, trifft sie weniger, so wird dies Weniger der ersten Partei als Gewinn auf einen [408] Strich zugeschrieben. Die Zahl der von der zweiten Partei getroffnen Kegel bildet zugleich wieder die Vorlage für den Schuß der ersten Partei. Trifft es sich, daß beide Parteien gleich viel Kegel schieben, was ein Doublet (Duplum) genannt wird, so muß die Partei, welche zuletzt geschoben hat, eine neue Vorlage machen, u. wer gewinnt, hat auch das unentschiedene Spiel, od. das Doppelte, gewonnen; ist die Zahl der geschobenen Kegel wieder gleich, so heißt dies ein Triplett, u. hier wird von der obsiegenden Partei das Dreifache u. beim Quadruplett das Vierfache gewonnen. Sind 1 od. 2 Kämme zu Ende, d.h. hat eine Partei alle Striche auf ihrer Seite gewonnen, so ist das Spiel zu Ende, u. die zusammengezählten mehr getroffnen Kegel werden ihr nun nach Abzug der Kegel, welche die Gegner schoben, nebst den gewonnenen Strichen, welche beliebig honorirt werden, von der andern Partei bezahlt. Einzelne dabei vorkommende Regeln, Honneurs od. Strafen sind nicht an allen Orten gleich. Beim Parten gilt es zuweilen auch, wenn man einige od. mehre Kegel dadurch trifft, daß man zuerst das Seitenbret des Schubs u. dann die Kegel trifft (Bricoliren, Bordeln od. Anecken).
B) Bei dem Kurzschub hat man verschiedene Arten: a) man wirst die Kugel nach den sehr weit gestellten Kegeln; dieser Kurzschub ist bes. in Süddeutschland gewöhnlich; b) über dem Platz, wo die Kegel stehen, ist eine Kugel an einer starken Schnur so aufgehängt, daß sie die Kegel berühren kann, man hebt sie nun vom beliebigen Standpunkt aus, u. in der möglichen Entfernung in die Höhe u. läßt sie mit einem Stoße in die Kegel fallen; ein solcher Schub kann in Zimmern angebracht werden; c) der Baumelschub, dem vorigen ähnlich, nur daß Kegel u. Kugeln in größerem Maßstab sind u. letztere an einer etwas stärkerem Schnur als bei jenem hängt, unterscheidet sich von jenem dadurch, daß die Kugel nicht direct, sondern erst um einen von dem Spieler aus jenseits der Kegel etwas seitwärts stehenden, einige Fuß hohen Pfahl herumgeworfen wird. Man hat diese Art K. in neuerer Zeit sehr häufig in Gärten angebracht; d) die Kegel sind an der schmalen Seite eines offnen Kastens aufgestellt, u. an der entgegengesetzten Seite wird eine kleine Kugel mit einer Queue, od. einem Werkzeug, ähnlich der Masse beim Billardspiel, gegen die Kegel gestoßen; e) die schmalen Seiten des Kastens sind bogenförmig u. am Rande der beiden langen u. der hintern schmalen Seite mit einer bedeckten Rinne versehen, durch welche die hineingeschobene Kugel gegen die Kegel geleitet wird; das Treffen hängt dabei nur vom Glück ab. Für diese beiden Arten bedient man sich statt der Kugel auch eines sogenannten Mönchs od. Kreisels. Vgl. Allgemeine Bestimmungen über das K., Karlsr. 1838.
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