Maß

[945] Maß, 1) eine angenommene Einheit od. Größe, nach welcher eine andere Größe bestimmt wird. Man unterscheidet nach Verschiedenheit der zu beistimmenden Gegenstände: A) Längenmaße, wo das M. nur als Linie betrachtet wirb, womit aber nicht blos die Ausdehnung in die Länge, Breite, Höhe, Tiefe, sondern auch ein Flächenraum u. der körperliche Inhalt eines Gegenstandes mittelst Berechnung gemessen werden kann; solche Maße sind Zoll, Elle, Fuß. Ruche. Klafter, Lachter, Stab, Mètre, Meile, etc. mit ihren Unterabtheilungen u. in den verschiedenen Ländern verschieden, in England, Schweden, Dänemark u. Preußen hat man nach Huygens Vorschlag die Länge eines einfachen Secundenpendels angenommen; in Frankreich bestimmte man dazu den Mètre, den 10 millionsten Theil des Erdquadranten nach einer 1792 von Delambre u. Méchain von Dünkirchen bis Barcelona vorgenommenen Gradmessung. B) Flächenmaße, man bedient sich dabei des Quadrats, indem man den Inhalt ekler Fläche nach Quadratruthen, Quadratfußen, Quadratellen etc. bestimmt; zur Bestimmung der Größe von Grundstücken sind eigene Maße, wie Acker, Morgen, Juchart etc., angenommen; große Flächen u. Länder werden nach Quadratmeilen gemessen, C) Körpermaße, um den körperlichen od. cubischen Gehalt eines Gegenstandes zu messen; sie zerfallen wieder in: a) eigentliche Körpermaße, denen die Längenmaße zum Grunde liegen, wie die Größenbestimmungen bei Holz (Holzmaße, Balkenmaße). bei Bauten, in Steinbrüchen etc., u. b) Hohlmaße, aa) für trockene Gegenstände, also Frucht- (Getreide-), Mehl-, Salz-, Kalk-, Kohlenmaße etc. u. bb) für Flüssigkeiten: Wein-, Branntwein-, Bier-, Ölmaße: D) Maße der Schwere, s. Gewicht; E) Maße der Zeit, s.u. Zeit. Vgl. Wild, Über allgemeines M. u. Gewicht, Karlsr. 1809, 2 Thle.; Mechain u. Delambre, Base du système métrique décimal, Par. 1810, 3 Thle.; Chelius, Maß- u. Gewichtsbuch, 3. A. von Hauschild, Fris. 1830; Hauschild, Vergleichungstafeln der Gewichte etc., ebd. 1836; Dove, Über M. u. Messen, 2. Aufl. Berl. 1835; Noback, Taschenbuch der Münz-, Maß- u. Gewichtsvechältnisse. Lpz. 1851, 2 Bde.; Derselbe. Münz-, Maß- u. Gewichtsbuch, ebd. 1852 f.; Wagner u. Strakerjan, Compendium der Münz-, Maß- u. Gewichtsverhältnisse, ebd. 1855. 2) Ein bestimmtes Hohlmaß, welches nach den Gegenden sehr verschieden ist: a) für Getreide, in Ober- u. Niedersachen, Thüringen, Hessen u. einem Theile Oberdeutschlands hat 1 Metze 4 M. od. Mäßchen; an manchen Orten wird das M. auch in 2 Mäßchen getheilt; in Hamburg hat 1 Scheffel 64 große M., 1 großes M. 2 kleine M.; in Nürnberg 1 Metze = 16 M.; in Augsburg 1 Metze = 64 M. od. Mäßel; im Herzogthum Altenburg 1 Scheffel = 14 M.; in Bern 1 Mütt = 12 M. od. Mäß. 1 M. = 4 Immi; im Elsaß 1 Sester = 16 Mäßel; b) für Flüssigkeiten, häufig so v.w. Kanne; außerdem in Köln 1 Ohm = 104 M., 1 Tonne = 640 M.; in Augsburg 1 Fuder = 768 M., 1 M. = 2 Seidel; in Österreich 1 Eimer = 40 M., 1 M. = 4 Seidel; in Zürich 1 Eimer = 64 M., 1 M. = 2 Quart; in Bern 1 Eimer = 25 M.; im Württembergischen 1 Eimer = 160 M., 1 M. = 4 Schoppen; in Hessen u. in Frankfurt a. M. 1 Eimer = 80 M., 1 M. = 4 Schoppen; in Brandenburg 1 M. so v.w. Quart = 57 Pariser Cubikzoll; vgl. die verschiedenen Länder u. Handelsplatze. 3) (Bergb.), s. Maße 4); 4) irgend ein Werkzeug, womit ein anderer Gegenstand gemessen wird; 5) die Größe eines Gegenstandes nach seiner Ausdehnung m Raum u. Zeit, nach seinem körperlichen Gehalt u. seiner inneren Stärke od. Kraft; 6) das Verhältnis der Höhe eines Deiches zur Grundfläche.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 945.
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