Münzer

[550] Münzer, Thomas, geb. 1489 in Stollberg am Harz, studirte in Leipzig u. Wittenberg Theologie, bekleidete dann Lehrerstellen in Aschersleben, Halle (1512) u. am Braunschweiger Gymnasium, bis er 1519 Kaplan des Beutitzer Nonnenklosters wurde. 1520 wurde er auf Luthers Empfehlung als evangelischer Prediger nach Zwickau berufen, wo er bald mit den Wiedertäufern in Verbindung trat, ebendeswegen aber u. anderer Excentricitäten halber schon 1521 seines Amtes wieder entsetzt wurde. Nun ging er nach Böhmen u. später nach Nordhausen, bis er 1523 eine Anstellung als Prediger zu Allstädt in Thüringen fand, wo er sich verheirathete. Erhitzt durch die Lectüre mystischer (bes. der Taulerschen) Schriften trat er nun als fanatischer Gegner der päpstlichen Hierarchie, bald aber auch feindlich gegen Luther auf, welcher vor M-s Irrlehren u. Schriften gewarnt hatte. Deshalb u. wegen Stiftung eines demokratisch-communistischen Bundes wider des Evangeliums Tyrannen u. Verfolger seines Amtes entsetzt, wandte sich M. in die nahe Reichsstadt Mühlhausen, wo er, nachdem er von hier aus Behufs der Verbreitung seiner Lehren (Gütergemeinschaft, Ausrottung der Obrigkeiten, die Ehe kein Sacrament, Taufe der Erwachsenen etc.) Streifzüge nach Franken u. Schwaben gemacht hatte, bald solchen Anhang u. Macht gewann, daß er nicht nur[550] wider Willen des Raths (1525) zum Pfarrer gewählt wurde, sondern den Rath selbst ab- u. einen neuen einsetzte, um dann im Verein mit dem Exmönch Heinrich Pfeifer in seiner Weise zu reformiren. Endlich stellte er sich, nachdem sich der in Schwaben u. Franken ausgebrochene Bauernkrieg (s.d.) bis nach Thüringen verbreitet hatte, an die Spitze der thüringischen Bauern, welche sich 8000 Mann stark bei Frankenhausen versammelt hatten, dort aber am 15. Mai 1525 von dem vereinigten hessisch-sächsisch-braunschweigischen Heere total geschlagen wurden, wobei M. selbst in Gefangenschaft gerieh u. am 30. Mai in Mühlhausen enthauptet wurde. Biographien M-s von Strobel, Nürnberg 1795; Baczko, Halle 1812; Th. Mundt, Altona 1841, 3 Thle., 3. A. ebd. 1860; Seidemann, Dresd. 1842.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 550-551.
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