Nancy

[662] Nancy (spr. Nangsi), 1) Arrondissement im französischen Departement Meurthe, 19,8 QM.; 141,000 Ew.; 2) Hauptstadt des Arrondissements u. Departements an der Meurthe, am Rhein-Marne Kanal u. der Paris-Strasburger Eisenbahn, welche hier nach Metz (Luxemburg u. Saarbrück) abzweigt; Sitz des Präfecten u. der Departementsbehörden, eines Erzbischofs (bis 1855 Bischofs), Handelsgerichts u. kaiserlichen Gerichtshofs; hat große Plätze (Königsplatz mit Triumphbogen, la Carrière, mit Säulengängen u. auch mit, durch Statuen geschmücktem Triumphbogen), Douanenpalast, Schauspielhaus, Franziskanerkirche mit Grabmal Karls des Kühnen, Kasernen; Akademie, Lyceum. Gesellschaft der Künste u. Wissenschaften, Hebammenschule, Forstschule, Bibliothek, Physikalisches Cabinet, Botanischen Garten, 2 Hospitäler, Glockengießerei, Fabriken in Kattun u. Wolle, Tabak, Stärke, Papier, Lichtern (als sehr berühmt), gebrannten [662] Wassern (Liquers de Lorraine), musikalischen Instrumenten, Chemikalien, Handel; 40,500 Ew. N. ist Geburtsort Choiseuls u. des Artilleriegenerals Drouot; diesem u. dem Marschall Molitor sind hier Standbilder errichtet. In der Nähe ein Irrenhaus, Maison de mareville). – N. war im 12. Jahrh. nur ein Schloß; 1153 vertauschte es Drogo mit Gebiet an Matthias I., Herzog von Lothringen, welcher es zu seiner Residenz machte; 1475 wurde N. von Karl dem Kühnen von Burgund erobert u. der Herzog René von Lothringen verjagt, zwar gewann er N. 1476 wieder, aber sogleich belagerten es die Burgunder wieder. Die Schweizer u. René von Lothringen rückten vereint zum Entsatz herbei, u. am 5. Januar 1477 kam es zur Schlacht, in der die Burgunder geschlagen wurden u. Karl der Kühne selbst blieb. Unter Herzog Karl IV. besetzten es die Franzosen, u. als er durch den Pyrenäischen Frieden wieder in Besitz desselben kam, mußte er es 1661 schleifen. 1670 besetzten die Franzosen N. unter dem Marschall von Crequi wieder, befestigten es von Neuem u. bekamen es im Nimwegenschen Frieden gegen Toul abgetreten. Im Ryswijker Frieden gab Ludwig XIV. N. zurück, da er jedoch später dem Herzog eine französische Besatzung anmuthete u. aufdrang, verlegte derselbe die Residenz nach Lüneville, wo er auch blieb, obschon ihm N. im Badenschen Frieden 1714 wieder eingeräumt wurde. 1733 wurde Herzog Franz von Lothringen von Neuem durch die Franzosen verjagt, u. diese bekamen durch den Wiener Frieden N. u. ganz Lothringen in Besitz; Stanislaus Leszczinsky, König von Polen, residirte nun zu N. u. st. dort 1766.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 662-663.
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