[687] Stanislaus (Stanislaw, Stanislas), polnischer Name, bedeutet Ruhm der Beständigkeit. I. Heilige: 1) St. S., geb. 1030 zu Sczepanow im Gebiet von Krakau, studirte in Gnesen u. Paris das Canonische Recht u. Theologie, trat, nach Polen zurückgekehrt, 1059 in den geistlichen Stand u. wurde, nachdem er nach dem Tode seiner Eltern sein großes Vermögen unter die Armen vertheilt hatte, Priester u. Canonicus an der Kathedrale in Krakau, darauf Coadjutor des Bischofs Lambert u. 1072 Bischof in Krakau Als er aber Boleslaw II. dem Kühnen wegen seiner Ausschweifungen mehrmals Vorwürfe machte u. ihn selbst excommunicirte, hieb dieser ihm 1079 beim Messelesen in der Michaeliskirche den Kopf ab. Er wurde in der Kathedrale von Krakau begraben u. 1254 vom Papst Innocenz IV. heilig gesprochen. Er ist der Schutzpatron Polens u. sein Tag der 7. Mai. Vgl. Stanislai vita, Ingolst. 1611, Köln 1616. 2) St. S., geb. 20. Octbr. 1550 zu Kostkow in Polen, kam in seinem 14. Jahre nach Wien, wo er in dem Jesuitencollegium erzogen wurde u. nach Aufhebung desselben ein ascetisches Leben führte. Da ihm hier die Aufnahme in den Jesuitenorden verweigert wurde, weil sein Vater dagegen war, so ging er nach Augsburg u. Dillingen, wo er vor Canisius die Prüfung bestand, u. dann nach Rom, wo er im Oct. 1567 in den Orden aufgenommen wurde u. seine ascetischen Übungen mit schwärmerischem Eifer fortsetzte. Er st. bereits 1568 u. wurde 1604 vom Papst Clemens VIII. beatisicirt; sein Tag ist der 14. August. II. Fürsten. A) Könige von Polen: 3) S. I. Leszczynski, Sohn Raphael Leszczynski's, Starosten von Fraustadt u. Wojwoden von Posen, geb. 20. Oct. 1677 in Lemberg, bereiste Frankreich, wurde nach seiner Rückkehr Starost u. Landbote u. nach seines Vaters Tode vom König August II. zum Wojwoden von Posen ernannt. Dessenungeachtet war er bei der Conföderation, welche August II. auf Antrieb Karls XII., Königs von Schweden, 1703 absetzte, u. wurde durch Karls Einfluß den 12. Juni 1704 zum König von Polen ernannt u. am 7. Oct. 1705 gekrönt. Über seine unruhige Regierung u. seine Vertreibung durch August II. 1709 f. Nordischer Krieg S. 88 f. u. Polen S. 257. Er floh nach Stettin u. schiffte 1711 nach Schweden über, kam mit einem Heere 1712 zurück u. hielt sich bei der Armee des Generals Steenbock auf, wo er persönliche Tapferkeit vor Rostock u. Güstrow bewies. Er wollte mit August II. Unterhandlungen anknüpfen, u. als er, um Karl XII. dafür zu stimmen, zu diesem 1713 nach Jassy reiste, so verhafteten ihn dort die Türken, brachten ihn nach Bender u. gaben ihn erst 1714 los, als er versprach das Türkische Gebiet meiden zu wollen. Karl XII trat ihm, bis er ihm den polnischen Thron wieder erkämpft hätte, das Fürstenthum Zweibrücken ab, wohin sich S. 1714 begab. Hier wurde von einem sächsischen Offizier ein Mordanfall auf ihn gemacht, aber vereitelt. Nach dem Tode Karls XII. 1718[687] mußte er vor dem Pfalzgrafen Gustav Samuel das Fürstenthum verlassen u. begab sich 1720 nach Frankreich, wo er ungeachtet der Protestation des Königs August II. von Polen aufgenommen wurde u. seinen Aufenthalt erst in Weißenburg, dann in Bergzabern u. als König Ludwig XV. 1723 seine Tochter Maria Leszczynska heirathete, in Chambord bei Meudon nahm. Als 1733 August II. starb, machte S. seine Ansprüche auf die polnische Krone von Neuem geltend, worin Frankreich u. Schweden ihn unterstützen wollten, u. während ein ihm gleichender Chevalier de Thienge sich unter seinem Namen in Brest auf einer Flotte nach Danzig einschiffte, reiste S. selbst unter dem Namen eines Kaufmanns mit einem einzigen Begleiter nach Warschau, zeigte sich dort den Tag vor der Wahl, den 10. Sept., öffentlich, wurde mit Begeisterung aufgenommen u. wirklich den 11. Sept. zum zweiten Mal von den noch anwesenden Wählern einstimmig zum König gewählt. Allein Rußland u. Österreich zwangen den Polen den Kurfürsten von Sachsen, August III., zum König auf. Vor einem russischen u. sächsischen Heer flüchtete sich nun S. nach Danzig u. blieb daselbst bis 1734. Als aber die erwartete französische Hülfe nicht erschien u. ein russisches Heer unter Münnich vor Danzig rückte u. es belagerte, so floh S., als er die Übergabe nahe sah, in Bauerkleidern nach Marienwerder, wo er Schutz fand u. bis 1735 blieb. Unterdessen hatte der Streit um die polnische Thronfolge den Krieg entzündet (s.u. Polnischer Thronfolgekrieg) u. in dem diesen Krieg beendigenden Wiener Frieden (am 3. Oct. 1735 u. ratificirt 1738) wurde beschlossen, daß S. auf die polnische Krone Verzicht leisten, aber den Titel eines Königs von Polen beibehalten u. die Herzogthümer Lothringen (s.d. S. 531) u. Bar vom Herzog Franz von Lothringen abgetreten erhalten solle, welche nach dem einstigen Absterben S. Leszczynski's an Frankreich fallen sollten. Er trat aber sogleich die Revenüen seiner Herzogthümer an Frankreich gegen eine Pension von 2 Mill. Franken ab u. wußte in seinem neuen Besitz in Luneville die üble Stimmung, welche gegen ihn herrschte, durch Wohlthaten u. Aufmerksamkeit gegen das Volk aufzuheben, baute viel, unterstützte Wissenschaften u. Künste u. erwarb sich so die Liebe seiner Unterthanen. S. war ein Freund der Jesuiten u. ließ dieselben nach ihrer Aufhebung in seinen Staaten fortbestehen. Er starb, nachdem er sich drei Wochen vorher am Kaminfeuer heftig verbrannt hatte, am 23. Febr. 1766. Er war vermählt seit 1698 mit Katharine von Bnin Opolinska (st. 1747). Seine Schriften erschienen gesammelt als Oeuvres du philosophe bienfaisant, Par. 1763, 4 Bde.; vgl. Aubert, Leben S. Leszczynski's, deutsch von C. F. Jünger, Lpz. 1775. 4) S. II. August, aus dem Geschlecht der Poniatowski, der Sohn Stanislaw Cionecks, geb. 17. Jan. 1732 in Lithauen, erhielt eine sorgfältige Erziehung, bereiste jung Europa, kam auch nach London u. Paris u. wurde in letzter Stadt wegen Schulden verhaftet u. nur durch die Verwendung der Madame Geoffrin wieder in Freiheit gesetzt. Er begleitete William Hanbury, welcher als Gesandter nach Petersburg ging, dahin, gefiel der Großfürstin, nachmaligen Kaiserin Katharina, sehr u. wurde, nach seiner Rückkehr nach Warschau, von August III. als Gesandter wieder nach Petersburg geschickt. Hier trat er in ein Verhältniß mit der Großfürstin, bis er 1761 abberufen wurde, u. da 1763 August III. starb, stellte sich S., obgleich arm u. ohne sonderliches Ansehen, auf den Rath der Kaiserin Katharina, unter die Thronbewerber u. wurde durch Katharinens Einfluß 7. Sept. 1764 zum König gewählt u. 3. Nov. gekrönt. Aber das schwankende u. schwache Benehmen S-s gegen Rußland u. die Uneinigkeiten, welche Polen in dieser Zeit zerrissen, führten zum Krieg mit Rußland, in welchem S. nothgedrungen die Constitution von 1791 gab, welcher aber mit der letzten Theilung Polens 1795 endigte, s.u. Polen S. 295. Schon vorher hatte S. Warschau nach dessen Einnahme durch Suworow am 9. Jan. 1795 verlassen u. sich nach Grodno begeben, wo er am 24. Nov. 1795 die Krone niederlegte. Er erhielt von Österreich, Rußland u. Preußen 200,000 Ducaten Pension u. verzehrte sie Anfangs in Grodno, nach Katharinens Tode aber seit 1797 in Petersburg, wo er 12. Febr. 1798 starb. Er war unverheirathet geblieben. Vgl. Mémoires secrets inédits de Stanislas Auguste, dernier roi de Pologne, Lpz. 1862. B) Herzog von Lothringen: 5) so v.w. S. 3).