Woloffische Sprache

[348] Woloffische Sprache Die Sprache der Wolof (Woloffer, Dschaloser, s.d.), eines Volksstammes in Senegambien (Westafrika); sie hat die Laute (nach französischer Aussprache) a, b, ch, d, e, f, g, h, i, j, k, kh, l, m, n, o, p, r, s, t, u, v, w, x, z, nebst den Diphthongen eu, oe, ou. Die Substantiva haben weder Genus noch Casusformen, aber eine Art Artikel, welcher nachgesetzt wird u. die räumliche Beziehung des Gegenstandes zu dem Sprechenden ausdrückt: bi für gegenwärtige, bou für nahe, be für entfernte Gegenstände. Der Anfangsconsonant dieses Artikels richtet sich oft nach dem Anfangsconsonanten seines Substantivums, z.B. leug bi der Hase (hier), aber gaèndé ghi der Löwe (hier), safara si das Feuer (hier). Für die Casus gibt es nur zwei dem Substantiv vorangehende Partikeln, ou für den Genitiv u. tki, tkion, tkie für den Dativ, letztere mit den erwähnten räumlichen Beziehungen, daher im Dativ die Partikeln bi etc. wegfallen. Den Plural bezeichnet ein zwischen Casuszeichen u. Substantiv gesetztes i, z.B. mbaï der Vater, ou mbaï des Vaters, i mbaï die Väter, ou i mbaï der Väter. Das Adjectiv steht stets nach dem Substantiv u. ist wie dieses indeclinabel. Der Comparativ wird durch ghèn mehr, der Superlativ durch loll sehr ausgedrückt. Bei den Zahlen herrscht das pentadische System: 1 ben, 2 gniar, 3 gniètt, 4 gnianèntt, 5 ghiouròm, 6 ghiouròmben, 7 ghiouròm-gniar etc., bis 10 fouk, 11 fouk ak ben etc., 20 nitt od. gniar i fouk, 30 fannvèr od. gniett i fouk etc. Die Ordinalzahlen werden davon durch die Endung el gebildet. Die persönlichen Pronomina sind: man, ma ich, io, la du, mou, le er, noun, nou wir, ièn, lèn ihr gnou sie. Außerdem gibt es noch zu Bezeichnung des Subjects beim Verbum die Formen na ich, gna du, na er, nanon wir, nghèn ihr, negnou sie. Das Reflexivum wird durch bop, Kopf, ausgedrückt. Die Possessiva sind souma mein, sa dein, em sein, sounon unser, sèn euer, sou gnou ihr. Demonstrativa werden durch den oben angeführten Artikel ausgedrückt. Relativa fehlen. Bei dem Verbum unterscheidet man Verba der Handlung (Bewegung) u. des Zustandes (Ruhe). Erstere haben ein doppeltes Präsens, je nachdem eine in der Gegenwart stattfindende (vorübergehende), od. eine andauernde Handlung, eine Gewohnheit ausgedrückt wird. Die Verba der zweiten Art haben nur das letztere. Die Verba haben einen Infinitiv, Indicativ, Conjunctiv, Conditionalis, Imperativ u. Participium, im Indicativ vier Tempora: Präsens, Imperfectum, Perfectum u. Futurum, z.B. Infinitiv dèf machen, Indicativ manghé dèf ich mache (jetzt), longhé dèf du machst etc., dèf na ich mache (gewöhnlich), dèf gna du machst etc., don na dèf ich machte, dèfon na ich habe gemacht, de na dèf ich werde machen; Conjunctiv ell na ma dèf daß ich mache, Conditionalis de na kon dèf ich würde machen, Imperativ dèfal mache, Participium bi ma dèfé (Präs.), be ma dèfon (Prät.), bu ma dèf (Fut.), ich machend etc. Für das Negativum gibt es eine besondere Conjugation, z.B. dou dèf nicht machen, dou ma dèf ich mache nicht (jetzt), dèfou ma ich mache nicht (gewöhnlich) etc. Media werden durch die Endung ou gebildet, z.B. sang baden, sangou sich baden, aufwecken, iéou aufwachen. Das Passivum wird durch das Activum umschrieben. Frequentativa od. Iterativa werden durch Wiederholung der Verbalwurzel gebildet, dèfdèf unaufhörlich machen; Reciproca durch die Endung anté, dèfante gegenseitig machen. Entgegengesetzte Begriffe werden durch die Negation dou, d, od. durch ein angehängtes i ausgedrückt, z.B. in di bringen, dindi wegnehmen, ouh schließen, oubi öffnen. Substantiva, Adjectiva u. Adverbia können ohne Veränderung als Verba gebraucht werden, z.B. ragal Furcht, ragal na ich habe Furcht, fürchte, goudi Nacht, goudinǎ es ist Nacht, rafet hübsch, rafet na ich bin hübsch, doï genug, doï nǎ es ist genug. Die Adverbia sind Primitiva zu Bezeichnung des Ortes, der Zeit, Menge etc., wie téï heute, fi hier, loll, baré sehr, viel etc. Die Präpositionen, wie souf unter, kanam vor, bèll bis, werden unmittelbar vor das Substantiv gesetzt. Grammatiken von Dard, Par. 1826; von Boilat, ebd. 1858. Vgl. Roger, Recherches philos. sur la langue Ouolofe, ebd. 1829; Wörterbuch von Dard, ebd. 1825.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 348.
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